Dienstag im Hauptausschuss Entscheidung über Zukunft des Stadtarchivs steht an

Ein Neubau ist sicher, unklar ist aber noch, wer das Meerbuscher Stadtarchiv künftig betreiben soll: Die Stadt oder der Rhein-Kreis Neuss?

 Derzeit noch in der Adam-Riese-Schule untergebracht, soll das Archiv nach Bovert ziehen.

Derzeit noch in der Adam-Riese-Schule untergebracht, soll das Archiv nach Bovert ziehen.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Es war ein zähes Ringen mit vielen Aufgeregtheiten. Aber es sieht so aus, als wenn am Dienstag im Hauptausschuss (17 Uhr, Sitzungssaal Neusser Feldweg) die Diskussion um die Zukunft des Stadtarchivs beendet wird. Eigentlich wollte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage das Archiv komplett an den Rhein-Kreis Neuss geben.

Hintergrund

Es ist schon seit Jahren in früheren Klassenräumen der Adam-Riese-Grundschule in Büderich untergebracht. Diese Räume werden vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt aber für Schüler gebraucht. Also soll das Archiv ausziehen – warum dann nicht gleich ausgliedern? Mielke-Westerlage hatte aber nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. Nicht nur Geschichts- und Heimatfreunde, sondern auch die Mehrheit der Politiker lehnten ihren Vorschlag ab. Vor allem, weil die Stadt im nächsten Jahr 50 Jahre alt wird und das Archiv das „Gedächtnis“ der jungen Stadt sei, meinten viele.

Die Verwaltungschefin ließ recherchieren, wo das Archiv stattdessen untergebracht werden könnte – und fand keine freie Kapazitäten, die sich von Größe, Licht und Temperatur für das empfindliche Material eignen würden. Am Ende kam ein Neubau aufs Tapet, kein großes neues Gebäude, aber ein Anbau ans Erwin-Heerich-Haus. Zusätzlich sollen in dem Haus, das zurzeit noch als Ersatzrathaus genutzt wird, dann frei werdenden Räume fürs Archiv genutzt werden. Kosten: 900 000 Euro. Damit waren die meisten Politiker in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses einverstanden.

Wer wird Träger?

Jetzt geht es noch darum, wer denn das Archiv betreibt. Die „Kämpfer für Meerbuschs Geschichte“ wollten, dass es in Regie der Stadt bleibt, Mielke-Westerlage plädiert aber nach wie vor für den Kreis als Träger. Auch vor dem Hintergrund, dass der jetzige Leiter des Archivs, Michael Regenbrecht, nur noch ein Jahr über sein eigentliches Renteneintrittsalter hinaus seinen Vertrag verlängert hat und es neben ihm nur einen weiteren Mitarbeiter mit einer halben Stelle gibt.

Der Plan

Und so wird es offenbar dann auch in der Sitzung am Dienstag beschlossen werden: Neubau ja, aber Träger der Kreis. Ein entsprechender Vertrag liegt den Ausschussunterlagen bei und wird dem Vernehmen nach von mindestens der CDU und der SPD abgesegnet. Schon in der letzten Sitzung des Hauptausschusses hatten Tillmann Lonnes als Kulturdezernent des Kreises und der Neusser Stadtarchivleiter Stephen Schröder deutlich gemacht, dass es keine Probleme geben würde, wenn der Kreis Träger des Meerbuscher Stadtarchivs würde. „Und die Stadt Meerbusch bleibt Eigentümerin des Archivguts.“ So steht es auch im dritten Paragraph der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung von Stadt und Kreis: „Die Stadt übergibt dem Kreis ihr Archivgut, bleibt aber Eigentümerin.“ Der Name des neuen Archivs: Stadtarchiv Meerbusch im Archivverbund des Rhein-Kreises Neuss.

Drei Synergie-Effekte

In der Vorlage für den Ausschuss am Dienstag werden drei Punkte aufgelistet, die als Vorteil gelten könnten: Zum Ersten hat das Archiv im Kreis acht Mitarbeiter und eine Auszubildende. Lonnes hatte angekündigt, das Meerbuscher Stadtarchiv mit 1,58 Stellen zu besetzen. Diese Mitarbeiter würden auch real in Meerbusch eingesetzt. Mit dem kompletten Kreisarchiv-Personal ließen sich Ausfälle (Urlaub, Krankheit) gut kompensieren, außerdem die Öffnungszeiten aufrechterhalten. Zum Zweiten könne spezielle und teure Archivtechnik gemeinschaftlich genutzt werden. Dazu gehören zum Beispiel ein Spezialstaubsauger für Schimmelsporen, eine Werkbank zur Reinigung oder Laminierung von Archivgut oder ein Scanner zur schonenden Digitalisierung.

Zum Dritten könne Meerbusch durch die neue Trägerschaft in Sachen Digitalisierung profitieren. Private Archivnutzer könnten dann in allen Daten aller Archivstandorte recherchieren, aber auch vom Projekt „Digitales Archiv NRW“ profitieren. Dabei geht es um eine Kooperation zwischen Land und Kommunen zur digitalen Langzeitarchivierung von Kulturgut aus Biblioheken, Archiven oder Museen.

Die Kosten

Bei einem Eigenbetrieb würde der städtische Haushalt mit knapp 200 000 Euro fürs Archiv belastet. Bei einer Trägerschaft durch den Kreis wären es dann nach Angaben der Stadtverwaltung noch 120 000 Euro.

Was sagt die Politik?

Für die CDU klingt das alles nach einer guten Lösung: Fraktionsvorsitzender Werner Damblon: „So können wir Kosten sparen und durch die Digitalisierung technisch profitieren.“ Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) und ihre Fraktion wollen den Tagesordnungspunkt am heutigen Montag noch beraten: „Für uns ist wichtig, dass es ein Meerbuscher Stadtarchiv bleibt, und der Zugang für die Meerbuscher wie jetzt auch gewährleistet ist.“ Sie fände es aber besser, wenn die Stadt das Archiv selbst betreibt: „Aber wir müssen uns über die Vor- und Nachteile noch mal Gedanken machen.“ Auf jeden Fall sollte das städtische Archivgut zusammenhängend am Standort in Meerbusch aufbewahrt werden.

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