Nächstenliebe praktisch umgesetzt

Vier Freiwillige erzählen über ihre Arbeit mit Patienten in der Therapieklinik.

Meerbusch. Es müssen nicht viele Stunden oder gar Tage in der Woche sein, die Menschen für andere, denen es weniger gut geht, aufbringen, um ihnen etwas Aufmerksamkeit zu schenken, bei Kleinigkeiten zu helfen oder sich als guter Zuhörer zu erweisen. 25 Personen umfasst die Ehrenamt-Gruppe an der St. Mauritius-Therapieklinik. Die Freiwilligen kümmern sich um Patienten in der Geriatrie, der Früh-Reha und der Neurologie — manche nur einmal die Woche für eine Stunde, andere sind quasi täglich da.

Peter Zech gehört seit rund sechs Wochen zum Team des Besuchsdienstes. Er kommt immer sonntags, begleitet die zumeist älteren Patienten zu einem Konzert im Haus, sucht das Gespräch und ist auch bereit, kleinere Besorgungen zu erledigen. „Viele hier sind auf sich allein gestellt, haben wenig Besuch von Angehörigen, weil sie weiter weg wohnen. Ein kleiner Anstoß genügt, und sie kommen ins Reden und sind froh, dass sich einer die Zeit nimmt, ihnen zuzuhören“, erklärt er.

Gisela Stolze ist die Ansprechpartnerin vor Ort in Osterath. Sie sorgt unter anderem dafür, dass Neulinge entsprechend geschult werden, um von der Krankheitsbewältigung bis zur Trauerbegleitung auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. „Wir sind von morgens bis abends präsent, können aber immer noch mehr Freiwillige gebrauchen“, sagt sie.

Bisweilen müsse man bei den Senioren auch mal die äußere Fassade durchbrechen und nachhaken, wenn jemand sagt, er habe alles und brauche nichts, spricht Stolze aus Erfahrung. „Wer es schafft, gerade bei in sich gekehrten Menschen durchzudringen und dafür Dankbarkeit erhält, dem gibt so etwas enorm viel. Uneigennützige Handungen können zu einer inneren Genugtuung führen“, weiß Stolze.

Das kann Roswitha Becker, die wie auch Zech über das Ehrenamt-Forum den Weg in die Therapieklinik fand, nur bestätigen: „Ich war ursprünglich etwas voreingenommen, kann gut mit Kindern, hatte aber Zweifel, ob ich auch mit älteren Leuten zurecht komme.“ Aber sämtliche Berührungsängste seien schnell verflogen, auch der direkte körperliche Kontakt mache ihr nichts aus. „Mein gesamtes Umfeld profitiert. Ich bin viel ausgeglichener und weniger wehleidig, da ich selbst, wenn es mir schlecht geht, jetzt weiß, dass ich auf sehr hohem Niveau klage.“ Und: „Wenn mir ein 90-Jähriger sagt, ich würde aber schick aussehen, ist mir das nicht peinlich, das finde ich süß.“

Horst Görgens hilft nahezu täglich mit. „Alle schreien nach ihm. Ihn könnte man nachts anrufen und er würde kommen“, sagt Gisela Stolze. „Ich mache das gerne, das ist für mich wie eine Eigentherapie“, erklärt Görgens, der selbst mit einem Handicap zu kämpfen hat, lachend.

Peter Zech stattet zusätzlich noch einmal die Woche dem Haus Miteinander, einem Wohnheim für Behinderte in Büderich, einen Besuch ab. „Ich gehe mit einer Gruppe bis zu zehn Personen immer zwei Stunden spazieren. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Bewohner sich dabei gegenseitig helfen. So erhält das Wort Miteinander eine ganz andere Bedeutung. Sie machen es einem sehr leicht“, erzählt Zech.

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