Mütter sind auch nur Menschen

Mal wird das Kind vergessen, mal Ostern verlegt. Sechs Frauen erzählen von Momenten der Kindererziehung, in denen einiges schief lief.

Daniela Glasmacher, UWG-Fraktion: „Meine Tochter (14 Jahre) und ich sind vor zwei Jahren für einige Tage nach Rom geflogen. Leider habe ich in meinen Unterlagen wegen fehlender Lesebrille statt dem 16. als Rückflugdatum den 18. gelesen. Als wir am Flughafen einchecken wollten, sagte die Hostess, sie würde uns nicht auf der Passagierliste für den heutigen Flug finden, aber am 16. habe man uns auf dem Flug nach Düsseldorf vermisst! Meine Tochter guckte mich fassungslos an und sagte nur: „Das ist doch nicht dein Ernst, Mama. Wie konnte Dir das passieren, was jetzt?“ Ich habe leider zwei Rückflugtickets neu kaufen müssen. Die zusätzlichen teuren zwei Tage in Rom waren trotzdem sehr schön.“

Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage: „Mein Sohn Daniel wurde zwei Jahre alt. Ich hatte für die Gäste die Kaffeetafel fein gedeckt, eine Torte draufgestellt und war in der Küche beschäftigt. Auf einmal hörte ich ein eigenartiges Geräusch und sah mit Entsetzen, dass Daniel an der Tischdecke gezogen hatte. Er leckte mit Genuss an seinen Fingern, die er in die Torte gesteckt hatte. Mein Sohn liebte Kuchen, die Textaufgaben im späteren Unterricht dagegen gar nicht. Auf die Frage, was passiert, wenn drei von zehn Möhren in einer Suppe verkochen, antwortete er: Wir müssen überlegen, was wir morgen kochen. Ich war damals verzweifelt, aber letztendlich hat Daniel Mathematik als Leistungsfach gewählt.“

Maxi von Zittwitz, Buchhändlerin bei „Mrs. Books“ erinnert sich noch genau an die Verzweiflungstat, das Osterfest zu verschieben: „Fritzi, meine vierjährige Tochter, hatte in diesem Jahr zwei Tage vor Ostern Geburtstag. Die Feier für ihre Freundinnen habe ich gerade noch geschafft, aber Vorbereitungen für das Fest waren bei dem starken Ostergeschäft in den beiden Buchhandlungen einfach nicht drin. Also habe ich die Eierfarben ins Urlaubsgepäck verstaut und mit ins Ferienhaus nach Schweden genommen. Dort haben wir gefärbt, gebacken und Ostern eine Woche später gefeiert. Fritzi hat begeistert Eier gesucht und war glücklich. Die Verspätung machte ihr dann doch nichts aus.“

Heike Gabernig, Pfarrerin in der Ev. Gemeinde Lank, denkt an 1992 zurück: „An meinem ersten Heiligabend-Gottesdienst in der neuen Gemeinde stellte sich der damals dreijährige Max neben mich und hielt sich — gefühlt über den gesamten Gottesdienst — an meinem Talar fest. Mein Mann kümmerte sich um die 18 Monate alte Rebecca. Ich dachte daran, dass es heißt ‚Lasset die Kinder zu mir kommen‘ und sah, dass Max den Kirchenbesuchern ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatte. Das lockerte den Auftakt zum Weihnachtsfest auf. Und es hat mir gezeigt, dass ich trotz des Talars in erster Linie Mutter war. Jetzt, nach 26 Jahren, heiratet Max und gründet selber eine Familie. Da tun solche Erinnerungen gut.“

Hildegard Miedel, Leiterin der Arche Noah: „Ich habe vier Kinder, Uta ist die Jüngste. Sie war immer eine Pferdenärrin und sagte stets: ,Ich teile meine letzte Scheibe Brot mit meinen Ponys!’. Richtung Heerdt war damals ein kleiner Reitstall. Als Uta hörte, da sind zwei Ponys eines Zirkus’ abgegeben worden, radelte sie sofort davon. In einem trostlosen Stall lag neben der abgemagerten Stute ein schwaches Fohlen. Sie kam zurück und rief: ,Du kannst es noch retten — die Mutter hat keine Milch!’ Ich sagte: ,Uta, wir haben schon zwei Ponys — es geht wirklich nicht’. Zwei Wochen sprach sie nicht mit mir. Es hieß Valentino und lebte letztlich heißgeliebt 30 Jahre auf der Arche. Uta war unbewusst die Mitgründerin.“

Michaela Freifrau Heereman, in Ossum lebende Theologin, Publizistin und heute sechsfache Mutter, blickt auf einen Schreckensmoment zurück: „Wir waren mit unseren damals noch fünf Kindern essen gegangen. Wieder zu Hause zählten wir durch: eins, zwei, drei, vier...?. Vincenz, mit vier Jahren damals unser Jüngster, fehlte. Wo konnte er hingelaufen sein, ob er gar unter ein Auto ….? Wir stürmten ins Restaurant zurück. Und wer saß seelenruhig auf einem Tisch und unterhielt die Kellner? Vincenz. Er habe gesagt, so wurde uns von den Servicekräften berichtet, seine Mami würde immer etwas verlieren, aber sie würde es fast immer wiederfinden.“

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