Mit Köderbox auf Rattenjagd

Stadt leistet Dokumentation per GPS. 53 000 Euro werden jährlich investiert.

Meerbusch. „Wir haben in Meerbusch einen hohen Qualitätsstandard in der Rattenbekämpfung, denn wir arbeiten nicht auf Zuruf, sondern flächendeckend“, sagt Matthias Unzeitig, Abteilungsleiter für Stadtentwässerung im Technischen Dezernat der Stadt. Im Schnitt werde jeder zweite Schmutzwasserkanalschacht im Stadtgebiet gezielt mit Rattenbekämpfungsmitteln belegt.

Alle Auslegestellen lässt die Stadtverwaltung durch das Fachunternehmen All Service per GPS-System speichern und dokumentieren. „Die Köder werden regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf erneuert“, erläutert Unzeitig. „So haben wir über die Populationen einen guten Überblick und wissen, wo wir eingreifen müssen.“

35 000 Euro lässt sich die Stadt in diesem Jahr die Bekämpfung der Nager im Kanalnetz kosten. „Eine unabdingbare Ausgabe“, meint Bürgermeister Dieter Spindler. „Nur durch konsequente Bekämpfung können wir dem Befall Herr werden.“ Aber auch der Verbraucher kann helfen. Die dringende Empfehlung der Kanalfachleute: Keine Speisenreste in die Toilette werfen.

Weitere 18 000 Euro aus dem Stadtsäckel sind jedes Jahr fällig, um die Ratten oberirdisch von öffentlichen Plätzen und Schulhöfen oder aus Grünanlagen zu vertreiben. Dort fallen die unbeliebten Krankheitsüberträger dem Menschen besonders auf. „Bei uns gehen jedes Jahr durchschnittlich 250 Bürgerhinweise auf Rattenbefall ein“, bestätigt Arnd Römmler vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung der Stadtverwaltung.

Aktuell kamen Beschwerden vom Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich und aus dem Neubaugebiet an der Rottstraße in Lank. „Das sind klassische Schauplätze“, erklärt Peter Wendt, Schädlingsbekämpfer bei All Service.

In der Nähe von Bäckereien, Eisdielen und Schulhöfen fänden die Tiere ein reiches Nahrungsangebot. Achtlos weggeworfene Brötchentüten, Schulbrote oder auch Eishörnchen sorgten für einen vielfältigen Speisezettel. „Dort halten sich die Ratten dann gern in ganzen Familien auf und bauen Nester.“

Auch aus Neubaugebieten wie der Rottstraße gehen nach Wendts Erfahrung schlüssigerweise vermehrt Rattenmeldungen ein. „Die Erdarbeiten scheuchen die Tiere auf und treiben sie ans Tageslicht. Dann denken die Leute, eine Plage sei ausgebrochen.“ Die Größe von Rattenpopulationen in Städten können auch Fachleute nur schätzen. Sie gehen vorsichtig von zwei Nagern pro Mensch aus.

Am Dr.-Franz-Schütz-Platz im Bereich der Eisterrasse legte Wendt gestern morgen neue Köderboxen aus — bevorzugt in Grünbeeten oder im Gebüsch gleich vor den Rattenlöchern. Die Köder enthalten so genannte Cumarin-Derivate, Blutverdünner, die die Tiere innerhalb einiger Tage verenden lassen. „Die Wirkung tritt bewusst zeitverzögert ein“, erklärt Wendt. „Denn an einen Köder, neben dem eine tote Rate liegt, geht kein schlauer Artgenosse heran.“

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