„Mir liegt die Jugend am Herzen“

Der Osterather Installateurmeister Thomas Jung bildet seit 25Jahren Lehrlinge aus.

Meerbusch. "Ich kann verstehen, wenn Handwerker keine Lehrlinge mehr ausbilden", sagt Thomas Jung. 10000Euro koste ein Azubi im Jahr, der wegen Berufsschule, Blockunterricht und Urlaub häufig abwesend sei. "Aber mir war Ausbildung immer wichtig."

Und so hat der Gas- und Wasserinstallateurmeister in den 25Jahren seiner Selbstständigkeit mit seinen Mitarbeitern zwölf Lehrlingen beigebracht, was sie als Klempner, Installateur oder heute als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wissen müssen.

Alle zwei Jahre bekommt ein Schulabgänger eine Chance in dem Betrieb an der Kaarster Straße. Die Bewerber stehen nicht Schlange. In den Köpfen habe sich durchgesetzt, dass das Handwerk nicht mehr ausbilde, nennt der Osterather einen Grund.

Viel hat sich verändert, seit er selbst in den 70er Jahren in die Lehre ging. "Damals konnte man die Heizungsbauer schon in der Berufsschule erkennen. Die waren mindestens 20Kilogramm schwerer als die Installateure", erzählt Jung lächelnd. Schwerstarbeit - wie beispielsweise der Ab- oder Einbau einer gusseisernen Heizung - ist in diesem Job nicht mehr an der Tagesordnung.

Andere Stoffe, andere Technik, andere Fähigkeiten. Die Erkenntnis, dass nicht jeder Bewerber rechnen kann, hat auch Jung gewonnen. "Das Schulwissen ist manchmal traurig." Was der 52-Jährige aber begrüßt, sind die Job-Beratungen in den Schulen. "Ich finde es gut, wenn die Schüler eine Orientierung erhalten."

Dem Bewerbungstraining steht der Meister allerdings skeptisch gegenüber. Da würden Leute verbogen, von Lehrern in ein uniformes Modell eingepasst. "Die gute Präsentation ist nur Fassade. Nach einem Monat steht ein völlig anderer Mensch vor mir." Er erlebe die Kandidaten lieber unverfälscht.

Und noch eine Schwierigkeit hat Thomas Jung ausgemacht. "Mit 18 oder 19Jahren sind die Lehrlinge eigentlich zu alt." Es seien erwachsene Menschen. "Da muss man viel Verständnis aufbringen." Er und seine Kollegen als Meister wollten bei einem Auftrag nicht jeden Handgriff diskutieren. "Dazu fehlt manchmal einfach die Zeit."

Anweisungen ohne Verzögerungen und wie bestellt auszuführen, sei aber nicht jedes Lehrlings Sache. "Das macht es schwieriger." Zudem benötige der Handwerker nicht nur technische, sondern auch menschliche Kompetenz: "Man hält sich ja in den Privaträumen der Kunden auf. Das verlangt Fingerspitzengefühl und Respekt."

Der überholte Idee, dass Lehrlinge Lehrgeld zahlen, hält Jung nicht für umsetzbar, aber für reizvoll: "Dann wäre die Motivation größer!"

Der Wandel im Aufgabengebiet - seit 15 Jahren setzt Jung auch auf Photovoltaik-Anlagen, Solarthermie und Erdwärme - ist massiv. Kleinere Reparaturen oder "Hausmeisterdienste" seien mittlerweile selten. Da lege oft ein Nachbar oder Bekannter Hand an.

Es gibt Tage, da wird Jung mit seinem 24-Stunden-Service genau zu solchen Einsätzen gerufen. "Die Donnerstag-Feiertage im Juni sind furchtbar", erzählt er. Da griffen Väter - nicht selten auf Geheiß ihrer Frauen - zum Werkzeug, und alles gehe kaputt.

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