Mehr Mitbestimmung für Kinder

Die Stadt Meerbusch wird zur Modellkommune in Sachen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen.

Mehr Mitbestimmung für Kinder
Foto: Dirk Thomé

Ein Modellprojekt soll die soziale und politische Beteiligung der jüngeren Generationen fördern. Ulla Bundrock-Muhs von der Querkopf-Akademie hat ein klares Ziel: „Man darf kein Kind aus der Gesellschaft aussteigen lassen.“ Um dem vorzubeugen, will sie die junge Generation zur politischen und sozialen Teilhabe motivieren. „Ich will gar nicht so viel auf Strukturen herumhacken.“ Ganz sein lassen kann es die 59-Jährige aber doch nicht, als sie das Projekt „Meerbusch wird Modellkommune für Partizipation von Kindern und Jugendlichen“ im JuCa in Osterath vorstellt.

Das Pilotprojekt basiert auf ein Säulenmodell, bestehend aus Schule, offene Jugendarbeit und Kommunalpolitik. „Alle sind gleichwertig, aber zu wenig miteinander vernetzt“, sagt die Initiatorin. Anders als die Schule sei Jugendarbeit ein bewertungsfreier Raum. In der Kommunalpolitik werden zentrale Entscheidungen getroffen. In allen drei Säulen sei die Mitbestimmung verankert. Das Landesjugendamt Köln hat das Projekt als förderfähig eingestuft. Es soll von Juni 2015 bis Ende März 2016 laufen; die endgültige Finanzierungszusage steht noch aus. In der Zeit wird Bundrock-Muhs eine Bestandsaufnahme machen, sich nach demokratischen Strukturen wie Kinderparlamente oder Schülervertretungen erkundigen. Vor allem über die Schulen soll das Vorhaben bekannt gemacht werden.

Auch bei der offenen Jugendarbeit und der Politik wird sie mit dem Projekt anklopfen. Darauf aufbauend will sie zwischen den Säulen koordinieren. Das Ziel ist, Win-win-Situationen zu schaffen. Zusätzliche Kosten sollen nicht entstehen. Als Beispiel nannte sie eine Schule, an der das Schülerparlament entschied, im Schulgebäude Hausschuhe zu tragen. „Die Reinigungskosten reduzierten sich um die Hälfte.“

Das erste Vorhaben ist im Gange: Im September 2014 wandten sich zwei Kinder aus Osterath mit einer Liste von 88 Unterschriften an die Bürgermeisterin. Ihr Anliegen: ein Skater-Park. Angelika Mielke-Westerlage nahm sich der Sache an, warb 6000 Euro Spendengelder ein und begutachtete den möglichen Standort Am Krähenacker. Den weiteren Bau werden die Skate-Fans planen, also Angebote einholen oder Finanzierungsquellen ausloten.

Bundrock-Muhs war etwa 30 Jahre lang an der Realschule Osterath tätig, besonders aktiv in Sachen Schülervertretung, seit acht Jahren engagiert sie sich in der offenen Jugendarbeit. Ihre Querkopf-Akademie ist eine Art Denkfabrik mit dem Schwerpunkt Jugendförderung.

CDU-Ratsfrau Petra Schoppe sagt: „Alles, was Jugendliche betrifft, ist ein schnelllebiges Geschäft. Die Verfahren in der Kommunalpolitik nicht immer.“ Daher sei die Verbindung der Säulen so wichtig. Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses will Bundrock-Muhs bald in eine Sitzung einladen.

Peter Annacker, Leiter des Jugendamtes, sagt: „Wenn das Projekt gelingt, könnte es Modellcharakter für andere Kommunen haben.“ Mit der Zeit könnte sich eine Beteiligungskultur entwickeln. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine Rückmeldung erhalten. „Sonst tritt Politikverdrossenheit und Resignation ein“, sagt Annacker. Bundrock-Muhs möchte mit ihrem Projekt Synergieeffekte schaffen und das Ressort-Denken aufbrechen: „Als Kommune müssen wir uns auf den Weg machen — bei allen Wenns und Abers, die es geben wird.“

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