Kartoffeln, made in Meerbusch Viele Sorten auf heimischem Acker

Stefanie de Kok und ihr Mann Riccardo Bär haben im Januar den „Meerbuscher Kartoffelhof“ gegründet.

 Riccardo Bär zeigt auf dem Feld in Nierst eine Kartoffel-Mutterpflanze, die vor einigen Monaten eingesetzt wurde.

Riccardo Bär zeigt auf dem Feld in Nierst eine Kartoffel-Mutterpflanze, die vor einigen Monaten eingesetzt wurde.

Foto: Anke Kronemeyer

Krosse Bratkartoffeln aus der festkochenden Annabelle, dazu eine scharf gebratene Chorizowurst: Riccardo Bärs Antwort auf sein Lieblings-Kartoffelgericht kommt wie aus der Pistole geschossen. Seine Frau muss lachen. „Das essen wir wirklich am liebsten“, sagt Stefanie de Kok. Die beiden haben die große Auswahl bei den Kartoffeln und sind bei diesem Gericht doch festgelegt. „Ich esse nur fest“, sagt Bär und meint damit „festkochend“. Kartoffel-Kenner wissen, was die Alternativen sind: mehlig oder vorwiegend festkochend. Aber die festen sind eben stabil, egal, ob man Kartoffelsalat, Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln macht. „Die mehligen sind ideal fürs Pürree“, so die Chefin des Hofs. Riccardo Bär und Stefanie de Kok, auch Eltern von drei Kindern, sind seit Januar Betreiber des Meerbuscher Kartoffelhofs und produzieren im Jahr mehr als eine Million Kilogramm Kartoffeln. Ihr Hof ist am Kullenberg in Nierst, gehört Rainer Roos, mit dem sie auf 15 Hektar zusammen anbauen. Bär arbeitet schon länger als Landwirtschaftsmeister, de Kok zudem noch halbtags in der elterlichen Spedition in Lank.

Die Kartoffelbauern müssen
ständig nach den Feldern gucken

Seit der Firmengründung hat sich das Leben der Familie komplett geändert, wird vom Ablauf der Pflanzen bestimmt. Im Frühjahr wird gepflanzt. „Dafür nehmen wir zertifiziertes Saatgut“, so Bär. Die Mutterpflanzen werden eingesetzt und können nach einem guten Vierteljahr bereits abgeerntet werden. Das macht zwar ein Vollernter, trotzdem müssen die Kartoffelbauern ständig nach den Feldern gucken. „Vor allem bei dieser Trockenheit wird Tag und Nacht gewässert“, beschreiben sie. Größter Feind der Pflanzen ist der Kartoffelkäfer, der natürlich bekämpft werden muss. Aber auch die schwül-warmen Temperaturen können sich negativ auswirken und das Pilzwachstum fördern. „Dann setzen wir auch Pflanzenschutzmittel ein“, so Bär. Ihr Unternehmen werde zwar konventionell und nicht biologisch geführt, „trotzdem setzen wir so wenig wie möglich dieser Mittel ein“. Denn Annabelle, Nandina, Concordia, Allians, Solist, Jelly, Bellana, Regina und Venezia sollen nur nach einem schmecken: nach Kartoffeln.

Können die Kartoffel-Profis ihre Sorten unterscheiden? „Auf jeden Fall“, antworten sie unisono. Jede sehe anders aus, habe einen anderen Geschmack. „Man merkt einen Unterschied“, so de Kok. Ihrem Mann ist eins wichtig: „Wenn ich sehe, dass mich die Kartoffel aus der Pfanne oder dem Topf so tiefgelb anguckt, dann weiß ich: Die ist lecker.“

Abnehmer ihrer Kartoffeln, aber auch der 400 Tonnen Zwiebeln, die sie ebenfalls anbauen, sind einige Gastronomen, aber vor allem schwerpunktmäßig Supermärkte aus der Region. Real, Rewe, Edeka gehören zum Kundenstamm. Die Händler bieten die Ware dann auch in der Original-Tüte mit Aufdruck „Meerbuscher Kartoffelhof“ an. „Das ist ein gutes Zeichen für Regionalität“, sagt Bär. Er weiß aber auch, dass regionale Produkte immer etwas teurer sind und viele Kunden den höheren Preis scheuen. Für die Nierster Kartoffeln werden pro Tüte mit zwei Kilogramm rund 3,50 Euro verlangt.

Die hellbraunen Papiertüten haben sich die beiden zur Firmengründung ausgedacht, wollten weg von der Folienverpackung. Dafür wurde eine hochmoderne Verpackungsmaschine angeschafft („sie hat einen sechsstelligen Betrag gekostet“), die die Zwiebeln und Kartoffeln passgenau eintütet. Der Prototyp dieser Maschine ist so einmalig, dass die Herstellerfirma am Freitag sogar mit Kunden aus Chile nach Nierst reiste, um sie in realistischer Umgebung zu präsentieren.

Haben die Profis noch Tipps zur Lagerung? „Wie früher“, so Bär: „Am besten bei vier bis fünf Grad im Keller, auf jeden Fall kühl und dunkel.“ Dann halten die Kartoffeln von Herbst bis Frühjahr. Wer nur wenig Kartoffeln brauche, sollte sie besser lose kaufen. Und wenn Kartoffeln keimen? „Kein Problem, die kann man trotzdem essen, das ist kein Gift, wie grad oft behauptet wird.“ Man könne die Keime einfach abschneiden und die Frucht normal zubereiten. Frühkartoffeln, die ebenfalls in Nierst angebaut werden, seien aber nicht so lange haltbar, sollten darum schnell verzehrt werden.

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