Meerbuscher Gesichter: Die Giftmischerin studiert in Italien

Kristina Gehrmann veröffentlicht im Juni ihren ersten Roman. Der entführt ins finstere 15. Jahrhundert.

Meerbusch. Am Dienstag feierte Kristina Gehrmann ihren 20. Geburtstag. Auf das wohl schönste Geschenk muss die Osteratherin aber noch vier Wochen warten: Am 10. Juni erscheint ihr Erstlings-Roman "Das Blut der Götter".

Dabei ist das Schreiben für die talentierte Kunststudentin, die zurzeit an der Angel Academy of Art in Florenz ihr Talent ausbildet, nur eine Art Nebenbeschäftigung.

"Das Blut der Götter" ist eine Fantasy-Geschichte, die auf historischen Fakten des 15. Jahrhunderts aufbaut und im Zaria-Prophetia-Verlag in Bremen erscheint. Die WZ sprach mit der jungen Autorin, die im vergangenen Jahr an der Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich ihr Abitur gemacht hat.

WZ: Frau Gehrmann, Malen, Zeichnen, Schreiben: Gibt es für Sie Präferenzen oder versuchen Sie, alle Künste parallel unter einen Hut zu bekommen?

Kristina Gehrmann: Das ist kein Problem, weil mein Studium ja praktisch nur aus Zeichnen besteht - und später auch Malen. Das Programm der Angel Academy of Art ist den Lehrmethoden an französischen Kunstakademien des 19. Jahrhunderts nachempfunden. Das bedeutet, wir lernen dort keine Kunst an sich, sondern reine Technik. Und das Schreiben, nun ja, das ist zur Zeit "nur" ein Hobby. Ich kann keine zwei Hasen gleichzeitig jagen. Trotzdem ist es mir sehr wichtig.

WZ: Wie ist die Idee zu dem Roman entstanden?

Gehrmann: Ich hatte 2005 eine Fantasy-Geschichte erfunden, in der schon verschiedene Personen des Romans vorkamen. Später habe ich diese Figuren in einen historischen Rahmen gesetzt. Stephen King, einer meiner Lieblingsschriftsteller, hat einmal gesagt: "Die Figuren in meinen Büchern? Ich setze sie in eine ausweglose Situation und schaue zu, wie sie da rauskommen." Ungefähr so habe ich es auch versucht: Wer sind meine Figuren, was wollen sie, wie schaffen sie es? So entstand die Geschichte.

WZ: Welchen Recherche-Aufwand haben Sie betrieben?

Gehrmann Hoffentlich genug! 90 Prozent meiner Recherchen habe ich im Internet durchgeführt, hauptsächlich zu den Themen Gifte und Gegengifte, Schwertkampf und Gerichtsverhandlungen.

WZ: Wie viel Fiktion, wie viel historisch verbürgte Realität steckt in dem Buch?

Gehrmann: Einige meiner Figuren hat es tatsächlich gegeben, wie zum Beispiel den Kardinal Cesare Borgia - auch wenn der in der Realität sicher nicht ganz so besessen wie in meiner Geschichte war. Auch sein Scherge Michelotto, sein Bruder Giovanni und Prinz Djem sind reale Figuren. Das "Blut der Götter" selbst ist einem Gegengift namens Mithridatium oder Theriak nachempfunden, das es wirklich gegeben haben soll, nur die Allwirksamkeit ist eher zweifelhaft. Thaidos, sein Vater, und Saphatino sind dagegen frei erfunden.

WZ: Am 10. Juni erscheint das Erstlingswerk. Nervös, vielleicht ein bisschen ängstlich oder gnadenlos optimistisch?

Gehrmann: Weder noch. Ich bin einfach nur gespannt, wie es wird!

WZ: Wieviel Zeit haben Sie in das Buch investiert?

Gehrmann: Von März bis Dezember 2006.

WZ: Woher kommt die Liebe zu diesen historischen Stoffen?

Gehrmann: Ich habe schon immer gerne historische Romane gelesen. Meine Favoriten sind "Die Säulen der Erde" und "Rot ist mein Name".

WZ: Wer hat Sie ermutigt, damit den Weg an die Öffentlichkeit zu wagen?

Gehrmann: Niemand. Ich dachte mir nur, ich versuche es einfach mal. Was gibt es zu verlieren?

WZ: Hat die Schule Sie künstlerisch beeinflusst?

Gehrmann: Es gab und gibt an der Maria-Montessori-Gesamtschule ein paar Lehrer, die immer mehr oder weniger freiwillig meine Geschichten gelesen haben - auch wenn diese wirklich unreif, langweilig, vulgär oder schlicht und einfach bescheuert waren. Für ihre jahrelange Engelsgeduld mit mir möchte ich deswegen folgenden Lehrern danken: Herrn Zanders, Frau Muth-Schween, Herrn Fust und Frau Sonntag.

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