Restaurants schlagen Alarm Personaldecke im Service wird immer dünner

Meerbuscher Gastronomen reduzieren Öffnungszeiten, weil sie keine Mitarbeiter finden.

 Die Zille in Büderich – hier mit Mitarbeiterin Nicole Cillufo – ist nicht das einzige Lokal, das neue Mitarbeiter sucht.

Die Zille in Büderich – hier mit Mitarbeiterin Nicole Cillufo – ist nicht das einzige Lokal, das neue Mitarbeiter sucht.

Foto: RP/Monika Götz

Das Hauptproblem der Gastronomie ist der Fachpersonalmangel. Qualifizierte Mitarbeiter zu finden, scheint fast unmöglich. Diese Erfahrung zieht sich durch eine Umfrage in der Meerbuscher Gastronomieszene.

„Das Problem ist branchenbedingt. Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende sind nicht beliebt, aber fester Bestandteil des Hotel- und Gaststättengewerbes. Die Arbeitgeber müssen versuchen, für die Mitarbeiter ein ‚spannendes Gesamtpaket‘ zu schnüren“, rät Thorsten Hellwig, Sprecher von Dehoga NRW. Auch Matthias Vieten, Vize-Vorsitzender Dehoga Rhein-Kreis Neuss, bestätigt: „Der Fachkräftemangel nimmt zu.“

Qualifizierte Leute
würden sofort eingestellt

Auf der Homepage des von seinem Sohn Markus geführten Wirtshauses Baumeister in Strümp ist unübersehbar zu lesen: „Wir suchen Koch/Köchin & Servicekraft – Werdet Teil unseres Teams“. Markus Vieten ergänzt: „Wir haben es vergeblich über Online-Portale, die IHK, Dehoga und das Arbeitsamt versucht. Qualifiziertes Personal würde ich sofort nehmen.“ Der Wirt hat bereits an geänderte Öffnungszeiten gedacht – so, wie sie das Hotel Vier Jahreszeiten bereits eingeführt hat. „Aufgrund fehlenden Personals haben wir für unsere Gastronomie neue Öffnungszeiten. Montag bis Freitag 18 bis 22 Uhr, am Wochenende individuell angepasst“, heißt es bei einem Eintrag in den sozialen Netzwerken des Hotels.

In der „Zille Büderich“ wird im Eingangsbereich darauf aufmerksam gemacht, dass Servicemitarbeiter gesucht werden. „Wir haben alle Kontakte spielen lassen. Unser Problem ist unter anderem die schlechte Verkehrsanbindung. Nach Schließung um Mitternacht können weder Bus noch Bahn genutzt werden“, so Geschäftsführerin Sandra Cremer. Mitarbeiterin Nicole Cilluf, seit einem Jahr in der „Zille“ und rechte Hand der Geschäftsführung, schwärmt: „Wir sind ein gutes Team, arbeiten mit- und nicht gegeneinander. Zufriedene Gäste sind uns wichtig, deshalb suchen wir Mitarbeiter, die ebenso motiviert sind.“ Werbung jeglicher Art war bisher vergeblich. „Kein Mensch meldet sich“, bedauert Sandra Cremer. Das bestätigt Frank Winzen vom Restaurant Fronhof in Lank-Latum: „Vernünftiges Personal zu bekommen ist im Moment das Schwierigste überhaupt.“ Obwohl der Fronhof nur abends geöffnet und damit attraktive Arbeitszeiten hat, ist keine Personalverstärkung in Sicht. Auf der Homepage wird mit Details „Verstärkung gesucht – in Voll- oder Teilzeit“ für verschiedene Bereiche geworben. Der Aufruf blieb bisher ebenso wie diverse Inserate ohne Erfolg. Das trifft auch für die Suche über das in Meerbusch installierte Gastro-Personal „Go-Gastro!“ zu. „Einige haben sich dort gemeldet, aber das Passende war nicht dabei“, sagt Winzen.

Erst vor einem Jahr mit drei Mitarbeitern auf den Markt gegangen, wird das Portal heute in neuen Räumen in Büderich von elf Personen betreut: „Wir haben 40 000 Benutzer“, so Go-Gastro!-Geschäftsführer Ingo Endemann. Er spricht von einer Personalkrise, rät den Gastronomen, sich darauf einzustellen, rechtzeitig zu planen und ins Personal zu investieren: „Mindestlohn reicht nicht.“ Johannes Siemes, Strümper Hof, sieht das ähnlich: „Bei uns gibt es keine Fluktuation. Wir behandeln unser Personal sehr gut.“ Allerdings weiß er, dass es bei einer Suche schwierig würde. Das spürt auch Alex Georgiadis. Der Chef des Brauereiausschanks Gulasch in Büderich inseriert gar nicht mehr. In der Küche sei er sehr gut aufgestellt, und der Service läuft, „aber wir brauchen qualifiziertes Personal zur Verstärkung“. Doch genau das fehlt.

Die Gastronomen wissen, dass die Auswahl äußerst gering und kaum entsprechende Mitarbeiter auf dem Markt sind. Aus den Dehoga-Reihen ist zu hören, dass unter anderem die niedrige Arbeitslosenquote, geburtenschwache Jahrgänge und die zunehmende Akademisierung zu diesem extremen Engpass beigetragen haben. Außerdem sind sich die Gastronomen und Hoteliers bewusst, dass sie keinen familienfreundlichen Job zu bieten haben.

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