Meerbusch Wallfahrt als modernes religiöses Event

Büderich · Seit Jahrhunderten ist der Westen Büderich Ziel von Pilgern aus der ganzen Umgebung, genauer gesagt die Wallfahrtskapelle Maria in der Not im beschaulichen Ortsteil Niederdonk.

 Ein Ort wie aus dem Bilderbuch: die Niederdonker Kapelle.

Ein Ort wie aus dem Bilderbuch: die Niederdonker Kapelle.

Foto: Stefani Schmoll

Die Niederdonker Kapelle war in den vergangenen Tagen wieder Mittelpunkt der Festoktav. Hochzeitspaare, die sich hier trauen ließen, fanden während der achttägigen Festzeit auch wieder zu dem Gotteshaus zurück, denn eines der religiösen Angebote richtet sich explizit an die Liebenden. Das sprach in diesem Jahr sogar Bürgermeister Christian Bommers an, der sich das Geschehen einmal vor Ort anschauen wollte.

Pfarrer Michael Berning freut sich jedenfalls über das rege Interesse an den vielfältigen Angeboten an die Gläubigen und weiß aber auch, dass sich hier auch immer wieder Veränderungen ergeben. Für seine Pfarre St. Mauritius und Heilig Geist hat das kleine Gotteshaus dabei eine besondere Bedeutung. Der Ortspfarrer kennt noch von seinem Vorgänger die Probleme, die sich mit der Zusammenlegung der beiden Büdericher Pfarren 2006 ergaben. So wollte man das Pfarrfest nun abwechselnd an den beiden Kirchen feiern, „aber das hat so nicht funktioniert – es kamen immer nur die Menschen aus der jeweils ausrichteten Altgemeinde“. Erst als man das Fest zum Beginn der Niederdonker Oktav an die Kapelle verlagert habe, sei die neue Gemeinde spürbar zusammengewachsen. Man kann sagen, dass „die Oktav neben Weihnachten, Ostern und Pfingsten das vierte Büdericher Hochfest im Kirchgenkalender ist“.

 Und auch die Ökumene findet an dem katholischen Kapellchen ihren Ort. So ist der Ökumenische Arbeitskreis mit eingebunden und in diesem Jahr ist sogar die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen, Barbara Schwahn, zu Gast in Büderich.

Von Pfarrer Johannes Kirschbaum wissen wir, dass zur Oktav in alten Tagen aus allen umliegenden Pfarren Menschen zu Fuß in großen Gruppen mit Kirchenfahnen und betend bis nach Niederdonk zogen, um hier ihre Andachtsübungen zu verrichten.

Früher zogen Menschen in
großen Gruppen nach Niederdonk

Schließlich ist die „schmerzhafte Muttergottes“ bei Katholiken eine beliebte Fürsprecherin und nimmt sich als „Trösterin der Betrübten“ der Sorgen und Nöte der Menschen an. Das hat heute etwas nachgelassen, bedauert Berning, der als Pfarrverwalter aktuell auch für Oberkassel und Heerdt zuständig ist. Doch auch von hier kommen Pilger zur „Maria in der Not“. Ein großer Pilgertrupp aus Grevenbroich hatte sich ebenfalls angekündigt, der per Bus anreiste, und die kfd Strümp trat ihre Wallfahrt mit dem Fahrrad an. Niederdonk hat eben doch noch Anziehungskraft.

Die Oktav selbst hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Während früher viele Geistliche zur Verfügung standen, um Gottesdienste und Predigten anzubieten, werde es heute immer schwerer das geistliche Personal dafür zu finden. Dafür nutzen nun die einzelnen Gruppen innerhalb der Büdericher Pfarrfamilie die entstehenden Freiräume, um hier lebendige Gemeinde zu organisieren und machen aus der altehrwürdigen Wallfahrt ein modernes religiöses Event, das die Menschen ganz anders ansprechen kann, freut sich Berning über das Engagement seiner Gemeinde. Denn über die Oktav verteilt so viele unterschiedliche Angebote zu machen, ist viel Arbeit.

Das Gotteshaus aus dem 16. Jahrhundert hat selbst schon so einiges erlebt. Pfarrer Leonhard Lejoly berichtet von der Festoktav 1934, als 600 Männer zum Abschluss der Geburtsoktav den Jubiläumsablass erlangen wollten und im Rahmen einer Nachwallfahrt von Niederdonk aus bis nach St. Barbara in Neuss wallfahrteten, um über Heerdt und den Handweiser nachts um halb vier wieder zur heiligen Messe mit Generalkommunion in Büderich einzutreffen.

Einmal allerdings musste sogar die Festoktav um vier Wochen verschoben werden: 1907 war die Kapelle nach einem Umbau noch nicht nutzbar, so dass Pfarrer Kirschbaum beim Erzbischof die Erlaubnis einholen musste, das traditionelle Fest zu verschieben.

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