Meerbusch: Wärme wird in der Erde gespeichert

WBM und Partner entwickeln für Büderich neuartiges Geothermiekonzept.

Meerbusch. Es ist eine Präsentation mit Superlativen: "Einmalig" und "einzigartig" sei das Konzept der Energieversorgung auf dem 6500 Quadratmeter großen Grundstück am Hohegrabenweg, schwärmen Manfred Weigand, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) und sein Prokurist Hartmut Momm. Der Anlass ihrer Euphorie ist die Versorgung von vier Stadtvillen über eine geothermisch gebundene Wärmezentrale.

Der Projektentwickler Baukraft mit Geschäftsführer Jochen Ackermann hat sich von Momm davon überzeugen lassen. Aus handfesten Gründen: Seine vier dreigeschossigen Stadtvillen an der Gasübergabestation der WBM werden zentral und klimafreundlich mit regenerativer Energie versorgt und über Fußbodenheizung gewärmt. Auch einen Heizungskeller sucht man vergebens. Die WBM kümmert sich 15 Jahre lang um alle technischen Fragen, und: Mindestens 30 Prozent Primärenergie sollen sich mit Hilfe des neuen Erdwärmespeicherkonzepts einsparen lassen.

Die Speicherung ist der innovative Kern: Die Wärme, die zur Sommerzeit aus 100 Metern Tiefe zuviel gewonnen wird, wird in die Erde zurückgeleitet, im Tertiär - einer Erdschicht mit fast stehendem Wasser - gespeichert und in der Heizperiode abgerufen. Finanziell günstig wird das Modell, weil das BHKW auf diese Weise über 5000 Betriebsstunden jährlich läuft. Da greift die staatliche Förderung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz.

Dieses Modell, das WBM, Maja-Therm und Baukraft entwickelt haben, ist wegweisend, greift allerdings in dieser Form nur in Meerbusch und der Region. Hier sind die besonderen geologischen Voraussetzungen gegeben. "Die Wärmespeicherung funktioniert - theoretisch", sagt Ralf Schönefelder (Maja). Alle Daten seien durchgerechnet und vom geologischen Landesamt abgesegnet. Ackermann beschreibt das System so: "Es ist wie in Formel1-Boliden: Überschüssige Energie wird aufgefangen und auf Knopfdruck wieder abgegeben." Gelingt das wie geplant, könnte Schönfelder seine Erfindung vermarkten: Zum Patent angemeldet ist es.

Die Spannung vor dem Praxistest in Büderich ist groß. Weigand glaubt an die Wirtschaftlichkeit der Anlage. "Aber wir nehmen auch ein Ergebnis plusminus Null in Kauf. Man muss etwas probieren und riskieren."

Flächendeckende Energiekonzepte, da ist WBM-Sprecher Ewald Prünte sicher, seien passé. Maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln sei die Domäne der örtlichen Versorger, "und da ist die WBM eine Speerspitze in der Entwicklung", sagt er.

An Seite der Meerbuscher Wirtschaftsbetriebe: Jochen Ackermann. Im September sollen die Bauarbeiten beginnen, die Häuser im Sommer 2010 bezugsfertig sein. Nach erfolgter Umsetzung soll das Erdwärmespeicherkonzept als geothermischer Lehrpfad genutzt werden können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort