Meerbuscher Initiative Straßenbäume bekommen Hilfe

Meerbusch. · Rund 13.000 Straßenbäume leiden unter Trockenheit. Die Stadtgärtner allein können gar nicht alle wässern. Deshalb gibt es bei der Stadt ab sofort gratis Baum-Bewässerungssäcke für Anwohner. Möglich gemacht haben das Sponsoren.

 Die Anwohner der Heinrich-Heine-Straße in Strümp stehen mit Sponsoren und Vertretern der Stadt vor einem ihrer Schützlinge.

Die Anwohner der Heinrich-Heine-Straße in Strümp stehen mit Sponsoren und Vertretern der Stadt vor einem ihrer Schützlinge.

Foto: ena

Als Malermeister Ulrich Becker sieht, mit welcher Begeisterung die Anwohner der Heinrich-Heine-Straße in Strümp ihre 30 neuen Bewässerungssäcke in Empfang nehmen und sofort damit beginnen, die Beutel den jungen Straßenbäumen in ihrer Siedlung „anzuziehen“, ist er sich sicher: „Das wird hier die grünste Straße von Meerbusch.“

Der Chef des Malerbetriebs Optimaler in Osterath mag seine Stadt, und er mag Bäume. „Deshalb wünsche ich allen Bäumen eine solche Hilfe.“ Er selbst hat jahrelang den Baum vor seinem Haus an der Meerbuscher Straße mit Wasser aus dem Gartenschlauch versorgt, wenn es mal wieder zu trocken war. „Die Idee mit den Bewässerungssäcken passt jedoch viel besser in unsere Zeit“, erzählt er. „Deshalb habe ich einfach ein paar mit meinem Logo bedrucken lassen.“ Genau: hundert. Und die werden nun gratis an Meerbuscher Bürger verteilt.

Dana Frey, Leiterin Stabsstelle Umwelt bei der Stadt, bringt es auf den Punkt: „Wir verteilen kostenlos die Säcke, und im Gegenzug müssen die Leute arbeiten.“ Sprich wässern. Denn die Beutel aus dicker PE-Folie fassen rund 60 Liter. Sie werden einfach um den Baumstamm gelegt und mit einem Reißverschluss geschlossen. Anschließend wird der Sack mit Wasser gefüllt. Das versickert dann langsam und durchfeuchtet das Erdreich gleichmäßig bis an die Wurzeln des Baumes. „Ein Baum mittlerer Größe benötigt in trockenen Zeiten wöchentlich etwa 120 bis 140 Liter Wasser“, erklärt Dana Frey. „Es genügt also, den Beutel zweimal pro Woche aufzufüllen.“

Die Hilfe ist dringend nötig. Denn trotz der jüngsten Regenfälle haben Meerbuschs rund 13 000 Stadtbäume nach wie vor mit den klimatischen Veränderungen zu kämpfen. Versiegelte Böden, auf den Wurzeln parkende Autos und Abgase tun ein Übriges. „Wir haben deshalb vor vier Jahren die ersten Bewässerungssäcke angeschafft, um besonders die jungen Bäume vor dem Vertrocknen zu retten“, sagt Michael Betsch, als Bereichsleiter verantwortlich für die städtischen Grünflächen. Ein solcher Sack kostet mehr als 20 Euro. „Aber unsere Erfahrungen mit dieser mobilen Tröpfchenbewässerung sind sehr gut.“ Mittlerweile hat die Stadt rund 650 Säcke angeschafft, die die gefährdeten Stadtbäume mit Wasser versorgen.

Aber die Säcke müssen auch regelmäßig befüllt und im Herbst eingelagert werden, damit sie nicht spröde und undicht werden. Das können die Stadtgärtner kaum bewältigen. „In den vergangenen Hitzesommern sind wir an unsere Grenzen gestoßen“, so Betsch weiter. „Deshalb freue ich mich, dass wir mit Hilfe heimischer Sponsoren zusätzliche Bewässerungssäcke an Anwohner ausgeben können, die sich dann als Pate um ihren Straßenbaum kümmern.“

Neben Malermeister Becker hat die Stadt auch die Stadtwerke Meerbusch als Sponsor gewinnen können, die 250 Säcke finanzieren. „Wasser ist schließlich unser Thema“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Andrea Steffen. „Uns als Versorger ist ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen wichtig.“ Sie betont, dass die Wasserreserven in Meerbusch aktuell gut sind. „Aber man muss ja auch in die Zukunft schauen. Und dafür ist dieses Projekt beispielhaft.“

Das gilt auch für die Nachbarschaft der Heinrich-Heine- und der Hermann-Hesse-Straße. In dem Neubaugebiet am Strümper Busch hat die Stadt damals rund 35 Bäume gepflanzt. Anwohnerin Sonja Schneider, die dort seit 2008 wohnt, erzählt: „Zwei Bäume vor dem Haus unserer Nachbarin hatten solche Bewässerungssäcke, die anderen Bäume nicht. Das fand ich gemein.“ Die Nachbarn haben die Bäume in ihrer Straße schon länger in Eigeninitiative bewässert. „Aber mit den Säcken klappt das viel besser.“ Also hat Sonja Schneider in der Nachbarschaft dafür geworben, gemeinsam solche Säcke anzuschaffen. Mehr als 35 Familien waren sofort dabei.

Als Schneider dann vor etwa zwei Wochen bei Dana Frey anrief, um sich zu erkundigen, ob man die Säcke nicht als Sammelbestellung über die Stadt günstiger bekommen könnte, erzählte die ihr von der geplanten Sponsorenaktion. Sonja Schneider: „Und nun haben wir schon 30 Säcke bekommen – und die sogar gratis.“

Die Säcke nebst einem Info-Blatt gibt es ab sofort an drei Ausgabestellen: Im Rathaus an der Dorfstraße 20 in Büderich, im Service Finanzen (Altes Rathaus Osterath) an der Hochstraße 1 und an der Infotheke im Technischen Rathaus, Wittenberger Straße 21 in Lank-Latum. Wer einen Bewässerungssack mitnehmen möchte, füllt ein Formular aus und trägt den Standort des Straßenbaumes ein.

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