Meerbusch: Pumpen auf Hochtouren

Für die Stadt steht nach dem Jahrhundert-Regen des 3. Juli fest: Mehr war nicht machbar.

Meerbusch. Meerbusch wurde wie ungezählte andere Städte von dem "Jahrhundert-Unwetter" des 3. Juli eiskalt erwischt: Keller und Wohnungen liefen voll Wasser, Gärten und Höfe waren überflutet, Straßen überschwemmt. 140Einsätze arbeitete die Feuerwehr in 24Stunden ab, betroffene Anwohner mussten zum Teil einen ganzen Tag lang auf Hilfe warten. Sogar die A44-Tunnel wurden wegen der einströmenden Wassermassen gesperrt.

Knapp zwei Monate nach dem Unwetter steht für Matthias Unzeitig, Abteilungsleiter Tiefbau und Entwässerung bei der Stadtverwaltung, fest: "Wir haben richtig gearbeitet. Mehr war nicht zu machen."

Im Bau- und Umweltausschuss erklärt Unzeitig am Mittwochabend, warum dieses "Starkregenereignis" nicht unter Kontrolle zu bringen gewesen sei. Ausschlaggebend sei zunächst gewesen, dass das Unwetter nicht lokal begrenzt, sondern flächendeckend im Stadtgebiet auftrat. "Außer in Nierst - warum auch immer."

Die Grenzwerte, was passieren muss, bevor die Kanäle überschwappen, sind im Generalentwässerungsplan festgelegt, der ständig überarbeitet wird. Eine Überstauwahrscheinlichkeit sei demnach selbst dann nicht gegeben, wenn man ein Unwetter zugrunde legt, das theoretisch nur alle fünf Jahre vorkommt.

Die Wassermassen, die am Nachmittag des 3.Juli niederprasselten, würden jedoch einem Ereignis entsprechen, "das eine Wiederkehrzeit von 100 Jahren aufweist. Mit einem solchen Katastrophenregen konnte keiner rechnen", so Unzeitig. Innerhalb von einer Stunde seien 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter niedergegangen.

Dass etwa das Regenrückhaltebecken in Bovert nicht in Betrieb gewesen sei, wie Thomas Jung (CDU) in einer Anfrage mutmaßte, stimme nicht. "Alle Pumpanlagen im Stadtgebiet liefen auf Hochtouren", stellt der Entwässerungs-Fachmann klar.

Dass der Mühlenbach, in den das Wasser in Bovert abgepumpt wurde, über die Ufer getreten sei und vor allem an den Häusern der Straße Am Mühlenbach 7 bis 15 kolossale Schäden verursacht habe, sei aus den genannten Gründen nicht zu verhindern gewesen.

Die Betroffenen sind jedenfalls auf dem Schaden sitzengeblieben, wenn sie nicht eine Elementarschadensversicherung hatten. Die Stadt wäre nur haftbar gewesen, hätte man ihr Versäumnisse nachweisen können. "Das war nicht der Fall", betonte Unzeitig.

Dass aufgrund des Klimawandels derartige Starkregenereignisse in Zukunft zunehmen könnten, will er nicht ausschließen. Jedoch könne man auch bei einer Neuberechnung des Generalentwässerungsplanes lediglich Schwachstellen im System aufzeigen und versuchen, sie zu beheben, um mögliche Schäden abzumildern.

Die gesamte Stadtentwässerung aber umzurüsten, um ein Unwetter, wie es am 3. Juli vorgekommen ist, auffangen zu können, sei jedoch nicht zu leisten. Unzeitig: "Man baut ja auch keine Autobahn nur für den Ferienstart."

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