Serie Müll und Umweltschutz Eigenes Obst vom „Soli-Acker“

Büderich. · Im Frühjahr soll das alternative Landwirtschaftsprojekt starten. Die Initiatoren wollen dafür einen Verein gründen.

 Sven und Karin Birgels-Rahm, Andrea Blaum, Johannes Bodewig und Simone Mocka (v.l.) auf dem Hof.

Sven und Karin Birgels-Rahm, Andrea Blaum, Johannes Bodewig und Simone Mocka (v.l.) auf dem Hof.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Im kommenden Jahr soll in Meerbusch ein Projekt mit dem Titel „Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) starten. Ziel ist es, mit mehreren Menschen gemeinsam einen Acker zu bewirtschaften und die Erzeugnisse unter den Teilnehmern zu verteilen. Am Samstag, 5. Dezember, soll es am Hof am Deich an der Niederlörickerstr. 50a in Büderich eine Informationsveranstaltung geben, bei der Interessierte über die wichtigsten Details informiert werden, um anschließend die Gründung eines Vereins in Angriff zu nehmen.

Der Ort ist dabei nicht zufällig gewählt. Denn auf den dortigen Äckern sollen schon bald Obst und Gemüse für die Mitstreiter angebaut werden - selbstverständlich alles in Bio-Qualität. Landwirtin Karin Birgels-Rahm war sofort von der Idee überzeugt und sieht in dem Projekt einen wichtigen Beitrag, um ein Bewusstsein für Landwirtschaft in der Bevölkerung zu schaffen. Etwas, womit sie bereits Erfahrung hat. Denn seit einigen Jahren bietet Birgels-Rahm auf ihrem Hof eine Ackerfläche an, die an Interessierte verpachtet und von denen in Eigenregie gepflegt wird. Einzig die Aussaat der Pflanzen übernimmt die Landwirtin.

Das soll bei der Solawi jedoch anders sein. Dort übernimmt Birgels-Rahm gemeinsam mit ihrem Sohn die komplette Arbeit von der Aussaat bis zur Ernte. Die Projektunterstützer müssen sich lediglich das geerntete Obst und Gemüse vor Ort abholen. Wer mitmachen möchte, muss sich für ein Jahr verpflichten und jeweils einen monatlichen Beitrag bezahlen. Ein Anteil, der ungefähr für eine vierköpfige Familie reicht, kostet 90 Euro pro Monat, Haushalte mit ein bis zwei Personen können auch einen halben Anteil für 45 Euro im Monat erwerben.

Die Initiatoren Johannes Bodewig, Simone Mocka und Andrea Blaum sehen gleich mehrere Vorteile in dem landwirtschaftlichen Projekt. Einerseits ließen sich so unnötige Lieferwege sparen, andererseits steigere es das Bewusstsein für Landschaft. Das gelte in puncto saisonale Ernte, da bei der Solawi - anders als in Supermärkten - nicht jede Sorte ganzjährig zur Verfügung stehe. Aber auch in puncto regionale Landwirtschaft: „Wir möchten, dass die hiesigen Böden wieder als Ackerland wertgeschätzt werden“, sagt BUND-Ortsvorsitzende Andrea Blaum.

Ackerflächen fallen oft Bauvorhaben zum Opfer

Denn dass sei aktuell im Stadtgebiet anders: Viele wertvolle Ackerflächen würden wegen Bauvorhaben wegfallen. Aktuelles Beispiel sei das geplante interkommunale Gewerbegebiet mit Krefeld für das viele fruchtbare Flächen verloren gehen würden.

Wenn dieser Trend weitergehe, so Blaum, werde es irgendwann schwierig, vor Ort genügend Obst und Gemüse für den Bedarf der Meerbuscher Bürger anzubauen. „Dann gibt es keine Engpässe beim Klopapier, sondern beim Salat.“

Aber auch für die Landwirte hat die Solawi Vorteile. Denn sie bekommen monatlich einen festen Betrag für ihre Arbeit garantiert, unabhängig von der Menge des gelieferten Obstes und Gemüses. Sollte es etwa durch Unwetter oder Dürreperioden zu Ernteausfällen kommen, haften nicht die Landwirte, sondern die Gemeinschaft.

Für die Meerbuscher Initiatoren des Projekts ist die Solawi in Büderich erst einmal ein Testlauf. Mindestens 15 Mitstreiter für die Vereinsgründung und das erste Jahr zu finden, ist das Ziel von Andrea Blaum und den anderen. Die Obergrenze liege bei ungefähr 30 Anteilen, um die vorhandenen Kapazitäten nicht zu überreizen.

Dass es für solche alternativen Landwirtschaftsprojekte eine Nachfrage gibt, zeigen Solawis in benachbarten Kommunen wie Krefeld und Düsseldorf, wo entsprechende Angebote bereits länger existieren. In Düsseldorf müssen die Mitglieder nicht nur zahlen, sondern auch selbst auf dem Acker mit anpacken. Das wollten die Initatoren in Meerbusch jedoch nicht zur Bedingung machen, da gerade für junge Familien zwischen Job und Kindererziehung die notwendige Zeit fehle, regelmäßig auf dem Acker zu ackern.

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