Meerbusch „Der Verein hat unser Altersleben sehr bereichert“

Meerbusch. · Nach einem halben Jahrhundert steht der Verein Niederrhein Meerbusch vor der Auflösung. Mit Tages- und Halbtageswanderungen sowie Radtouren und Besichtigungen hatte er jahrelang viele Teilnehmer angezogen.

 Mitglieder des Vereins Niederrhein bei einem Ausflug in ein Naturschutzgebiet im Jahre 2008

Mitglieder des Vereins Niederrhein bei einem Ausflug in ein Naturschutzgebiet im Jahre 2008

Foto: Friedemann Jentsch

Vor genau 50 Jahren gründeten 30 engagierte Wanderfreunde den Verein Niederrhein Meerbusch. Ziel war es, bei Wanderungen Land und Leute kennen zu lernen, den Heimatgedanken zu pflegen und die Natur zu schützen. Doch jetzt, in seinem Jubiläumsjahr, steht der Verein vor dem Ende.

Im Sommer soll eine Mitgliederversammlung einberufen werden, die die Auflösung zum 31. Dezember 2020 beschließen könnte. Denn wegen Überalterung finden sich keine Mitglieder mehr, die die Vorstandsarbeit erledigen wollen oder können. „Das ist sehr schade“, bedauert die 74-jährige Geschäftsführerin Anke Siegel. „Der Verein hat unser Altersleben sehr bereichert.“

Schon wenige Jahre nach seiner Gründung hatte sich der Verein unter dem damaligen Vorsitzenden Winfried Steingießer zu einem stattlichen Zusammenschluss von rund 200 Mitglieder-Familien aus allen Meerbuscher Gemeinden gemausert. Neben Tages- und Halbtageswanderungen wurden Kirchen, Klöster und heimische Handwerksbetriebe besichtigt und interessante Ausstellungen in vielen Museen von ganz Nordrhein-Westfalen besucht. „Es gibt viele schöne Ziele mit herrlicher Natur in unserer Umgebung zu entdecken“, schwärmt Friedemann Jentsch. Der heute 82-Jährige gehört dem Verein seit 2004 an und war acht Jahre lang dessen Vorsitzender. Außerdem war er 14 Jahre der Wanderwart des Verein Niederrhein Meerbusch und hat rund 125 Wanderungen vorbereitet und geführt. Zusätzlich hat er vor jeder Wanderung ein bis vier Probewanderungen gemacht, damit er für zwei Gruppen (eine kürzere und eine längere Wanderstrecke) die schönste Streckenführung und einen Platz zur Einkehr organisieren konnte.

Vielfältige Aktivitäten haben
Wanderverein ausgezeichnet

„Normalerweise sind wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist“, erklärt Jentsch. Heide und Moorlandschaft, Sandwege, kleine Seen und schöne Aussichtspunkte, all das biete beispielsweise das Galgenvenn, eines der bevorzugten Wanderziele von Jentsch. Der „Birgeler Urwald“ ist ein weiteres Ziel, das Jentsch begeistert. Inmitten der Bruchlandschaft bietet er einer Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere idealen Lebensraum. „In Wassernähe leben Libellen, Frösche und Lurche. Man kann oft Spechten bei der Arbeit lauschen“, erzählt der Wanderfreund. Auch das Ruhrtal, die Nord- und Südsee bei Xanten oder das Gebiet um den Altenberger Dom kann er empfehlen.

Für diese Saison hatte er sich das Wasserschloss Finkenhorst bei Geldern vorgenommen, doch wegen der Corona-Pandemie ist es nicht mehr zur Zusammenstellung eines Sommer-Wanderprogramms gekommen. Darin enthalten wären auch sieben Radtouren, denn der Verein ist nicht nur per pedes unterwegs. Gleichfalls war ein Ausflug zur Landesgartenschau in Kamp-Lintfort geplant. „Vielleicht können wir den noch im Sommer durchführen“, hofft Jentsch

„Neben Tages- und Halbtageswanderungen gab es auch immer wieder Betriebsbesichtigungen und Mehrtageswanderungen, bei denen Eifel, Hunsrück, Rheinpfalz, Mainfranken, Schwarzwald, der Harz und das Sauerland sowie das Weserbergland das Ziel waren“, ergänzt Geschäftsführerin Anke Siegel. Die Wanderungen seien eine wunderbare Sache, die in Gemeinschaft besonderen Spaß machten. Höhepunkte des Vereinslebens seien Städtetouren nach Paris und Wien gewesen. Zum 50-jährigen Vereinsbestehen sei eine Rheinschifffahrt geplant gewesen, aber auch diese sei nun buchstäblich ins Wasser gefallen. „Am schönsten im Verein Niederrhein ist das gemeinschaftliche Erleben der Natur“, sagt die Osteratherin. Oftmals seien Freundschaften und Verabredungen zu weiteren Unternehmungen und sogar gemeinsamen Reisen entstanden.

Da der letzte Vorsitzende, Klaus Hohrath, kürzlich überraschend verstorben ist, hat der Verein nach einem Nachfolger gesucht, doch vergebens. Auch andere Posten sind vakant. Es fehlt dem Verein Niederrhein Meerbusch an Nachwuchs und Mitgliedern, die bereit sind, sich aktiv einzubringen. Jentsch bedauert, dass der Verein nach 50 Jahren wohl nicht fortgeführt werden kann: „Ein Verlust für Meerbusch und für seine Bürger.“

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