Brauchtum in Meerbusch Alle Veranstaltungen abgesagt

Meerbusch · Zum zweiten Mal hintereinander fällt in Meerbusch die fünfte Jahreszeit der Corona-Pandemie zum Opfer. Alle Sitzungen wurden abgesagt. Das Risiko ist den Karnevalsgesellschaften zu groß – gesundheitlich wie auch finanziell.

 Der letzte Rathaussturm in Meerbusch war Altweiber 2020. Damals stürmten die Kinderprinzenpaare das alte Rathaus in Osterath 

Der letzte Rathaussturm in Meerbusch war Altweiber 2020. Damals stürmten die Kinderprinzenpaare das alte Rathaus in Osterath 

Foto: Viktor Marinov

Auch in diesem Jahr ist schon Aschermittwoch, bevor die neue Session überhaupt begonnen hat. Alle geplanten närrischen Veranstaltungen der vier großen Karnevalsvereine in Meerbusch sind pandemiebedingt abgesagt worden. Damit müssen alle Jecken zum zweiten Mal in Folge aufs gemeinsame Feiern, Schunkeln und Lachen verzichten.

„Nach reiflicher Überlegung sind wir schweren Herzens zu dem Beschluss gekommen, unsere gesamten Veranstaltungen im Februar zu canceln“, berichtet Andreas Bongartz, erster Vorsitzender der KG Kött on Kleen aus Nierst. In der aktuellen Zeit sei ein närrisches Treiben aus gesundheitlicher Sicht nicht zu verantworten. „Vor allem für die Kinder, die jetzt schon das zweite Jahr in Folge auf Karneval verzichten müssen, tut es mir besonders leid“, sagt Bongartz. Immerhin konnte die KG Kött on Kleen trotz der aktuell schwierigen Zeiten bei der Generalversammlung im November des vergangenen Jahres in Daniel Pennart einen neuen Prinzen präsentieren. „Wir haben die Hoffnung, dass wir dann 2023 gemeinsam mit ihm unsere Tradition fortsetzen und wieder den berühmten Nierster Karneval feiern können“, so Bongartz.

Die KG Fettnäpke aus Osterath hatte im Herbst noch hoffnungsvoll auf die fünfte Jahreszeit geblickt. Doch inzwischen ist auch dort Ernüchterung eingekehrt. „Da sich frühzeitig abgezeichnet hat, dass Omikron uns die fünfte Welle bringen wird, haben wir uns schon im Dezember dazu entschieden, unsere große Karnevalssitzung ausfallen zu lassen“, sagt die erste Vorsitzende Bärbel Mosch. Um den Mitgliedern für ihre Unterstützung zu danken, wird voraussichtlich jedes von ihnen einen kleinen Trost in Form eines Karnevalsordens erhalten. Eine weitere Überlegung sei, die Sitzung im Frühjahr nachzuholen. Der Düsseldorfer Rosenmontagszug wurde schließlich pandemiebedingt auch schon auf Sonntag, 29. Mai, verschoben. „Normalerweise sind wir immer zwei Wochen vorher dran. Das große Problem ist aber, dass man wegen Corona derzeit einfach nicht viel planen kann“, so Mosch.

 Altweiber 2021 schickte Bürgermeister Christian Bommers eine Videobotschaft vom Rathaus-Balkon in Büderich.

Altweiber 2021 schickte Bürgermeister Christian Bommers eine Videobotschaft vom Rathaus-Balkon in Büderich.

Foto: Stadt Meerbusch

Die in Büderich ansässige KG Blau Weiss rollt normalerweise jedes Jahr mit einem eigenen gebauten Wagen beim Umzug in der Landeshauptstadt mit. Ob das auch im Mai der Fall sein wird, ist derzeit noch offen. „Wir haben jetzt eine Einladung erhalten, aber wir müssen das erst im Vorstand und mit unseren Mitgliedern besprechen“, sagt Geschäftsführerin Jennifer Hermes. Sie sei unsicher, ob bei einem aus der Session herausgerissenen einmaligen Event überhaupt richtige Karnevalsstimmung aufkomme.

Die Mitglieder und Gäste sollen sich wohl und sicher fühlen

Definitiv abgesagt hat die KG Blau Weiss ihre für Februar geplante Sitzung sowie das Richtfest. „Wenn wir feiern, dann soll das unbeschwert sein. Die Mitglieder und die Gäste sollen sich wohl und sicher fühlen. Da das momentan nicht möglich ist, gab es keine andere Entscheidung“, sagt Hermes. Die Gefahr womöglich zu einem „Superspreader-Event“ zu avancieren, sei wegen der Omikronwelle viel zu groß. Neben dem gesundheitlichen Risiko gebe es zudem ein finanzielles. „Wenn wegen Corona statt der kalkulierten 300 Gäste nur 100 Leute gekommen wären, hätte uns das ein dickes Minus in die Vereinskasse gerissen“, so Hermes.

Die ebenfalls in Büderich beheimatete KG Heinzelmännchen hatte für dieses Jahr keine eigene Sitzung geplant, daher hat sie dahingehend keine Probleme. Trotzdem leidet selbstverständlich auch bei den Heinzelmännchen das Vereinsleben enorm unter der Pandemie. „Für alle Narren ist es momentan eine sehr traurige Zeit“, klagt Geschäftsführer Michael Marschall. Aktuell sei noch nicht entschieden, in welcher Form sich die Heinzelmännchen am Umzug in Düsseldorf beteiligen. „Der Wagen ist weitgehend fertig gebaut und wäre startklar, aber wir sind noch unschlüssig, ob dieses Event außerhalb der eigentlichen Session nicht etwas für sich alleine steht“, sagt Marschall. Der Vorstand sei mit dem Düsseldorfer Karnevalskomitee im engen Austausch. Eine endgültige Entscheidung darüber werde wahrscheinlich im März fallen.

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