Johanniter-Heim in Büderich Pflegeheim bitttet Meerbuscher um Hilfe

Büderich. · Im Altenheim des Johanniterstifts fehlend rund 300 Mundschutze. Der Leiter hofft auf fleißige Näherinnen.

 Gücan Sisman (l.) und Beate Klawonn (r.) haben bereits angefangen, Masken zu nähen. „Das wird nicht reichen“ fürchtet Heimleiter Detlef Wacker.

Gücan Sisman (l.) und Beate Klawonn (r.) haben bereits angefangen, Masken zu nähen. „Das wird nicht reichen“ fürchtet Heimleiter Detlef Wacker.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Es kommen keine Besucher mehr ins Altenheim des Johanniterstifts, dafür klingelt das Telefon ununterbrochen. Die Angehörigen wollen nun wissen, wie es ihren Verwandten im Heim geht. Und wie sie helfen können. Darauf hat Heimleiter Detlef Wacker eine klare Antwort: „Wir brauchen Masken.“ Es gibt im Heim noch keine Verdachtsfälle auf eine Corona-Infektion. Doch der Leiter weiß, wie schnell das kommen kann. Und dass sein Haus für diesen Moment unbedingt gut vorbereitet sein muss.

Bis zu 300 Mundschutz-Masken brauche das Heim, um das Personal zu schützen, sagt Wacker. „Die normalen OP-Masken müsste man nach drei bis vier Stunden entsorgen.“ Dann wären tausende Masken nötig, und die sind gerade Mangelware. Auch FFP 2-Masken, die als Schutz für Mitarbeiter in Krankenhäusern in Krankenhäusern oder eben Pflegeheimen geeignet sind, muss man nach dem Verwenden entsorgen. Selbst diese seinen derzeit schwierig zu bekommen, weiß Wacker. Er versucht es seit Wochen, immer wieder. Über Umwege konnte der Heimleiter Masken aus China kaufen, aber die Preise seien teilweise um das Zwanzigfache gestiegen.

Deswegen seien waschbare Stoffmasken die beste Lösung für das Büdericher Heim, in dem rund 120 Pflegebedürftige leben. Die waschbaren Masken kann man immer wieder verwenden und – ein entscheidender Vorteil – selbst machen. Schon jetzt rattert die Nähmaschine im Heim, dort haben zwei Mitarbeiterinnen schon angefangen, selbst Masken zu nähen. Aber mit einer Nähmaschine würde es lange dauern, bis der Bedarf für das Heim gedeckt ist.

Der Johanniterstift ist deswegen auf Hilfe angewiesen. „Wir schicken allen Helfern auch gern eine Anleitung zum Selbernähen“, sagt Detlef Wacker. Die Dringlichkeit sei nicht zu unterschätzen. Stand Freitag waren in Alten- und Pflegeheimen allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 350 mit dem Corona-Virus infizierte Bewohner gemeldet, es hat bislang 79 Todesfälle in solchen Einrichtungen gegeben. Experten blicken mit Sorge auf die Situation. „Das Altenheim ist der sensibelste Bereich, über den wir reden“, sagte am Freitag NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Heimbewohner sind wegen ihres Alters und weil sie häufig Vorerkrankungen haben, besonders gefährdet. Das Zusammenleben mit vielen Menschen unter einem Dach begünstigt zudem die Ausbreitung des Virus.

Erst kürzlich hat auch das Robert Koch-Institut seine Einschätzung zum Tragen von einfachen Schutzmasken geändert. Sie können das Risiko verringern, „eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anzustecken“, heißt es nun in den offiziellen Empfehlungen des Instituts zur Bekämpfung der Pandemie. „Wir müssen jetzt für einen eventuellen Fall vorsorgen“, sagt Wacker.

Für die Mitarbeiter des Johanniterstifts gelten strengste Regeln: Abstand halten, Hände waschen, bei Krankheitssymptomen sofort die Leitung anrufen, noch bevor man ins Heim kommt. „Wir klären jeden Fall einzeln und persönlich“, sagt Wacker. Derweil arbeitet das Personal im Pflegeheim auch mit neuen Ideen, um die Ausnahmesituation zu meistern. Die Mitbewohner werden etwa mit Tablets ausgestattet, damit sie mit ihren Angehörigen kommunizieren können. „Die sozialen Kontakte fehlen uns allen“, sagt Wacker. Und auch wenn ein Video-Gespräch die fehlende Nähe nur zum Teil ersetzen kann, hat der Heimleiter einen dringenden Appell: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie ihre Angehörigen im Heim derzeit nicht besuchen können.“ Wer jetzt einen Besuch versucht, gefährdet die Gesundheit aller Bewohner. Deswegen herrscht absolutes Gästeverbot.

Auch aus der Notsituation will Detlef Wacker lernen, um Bewohner und Mitarbeiter künftig besser zu schützen. „Wir müssen nach der Pandemie neu denken. Wir brauchen Zentrallager mit Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Masken für den medizinischen Bereich. Das dürfen auch nicht zu wenige sein“, sagt er.

Für die Gegenwart müssen diese Versäumnisse anders nachgeholt werden. Zur Not durch die Hilfe von Privatpersonen. Darauf hofft nun Detlef Wacker.

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