Meerbusch Ilvericherin geht ein Jahr in die Arktis

Ilverich · Isabelle Schulz leitet ab April eine Forschungsstation auf einer Insel bei Spitzbergen. Die promovierte Meeresbiologin aus Ilverich wird für unsere Redaktion von Zeit zu Zeit über das Leben und Arbeiten dort berichten.

 Die Meeresforscher beschäftigen sich in der Arktis unter anderem mit den Auswirkungen des Klimawandels.

Die Meeresforscher beschäftigen sich in der Arktis unter anderem mit den Auswirkungen des Klimawandels.

Foto: René Bürgi

Isabelle Schulz kommt aus einer reisefreudigen Familie, die häufiger im Ausland gelebt hat. Bevor sie sich in Ilverich niederließ, hatte sie in der Schweiz, Saudi Arabien und Algerien gelebt. Das hat Isabelle Schulz stark geprägt. „Ich habe von meinen Eltern das Abenteurer-Gen geerbt“, sagt die promovierte Meeresbiologin. Ihr nächster Einsatzort: die Arktis. „Ab dem 1. April werde ich für ein Jahr die deutsch-französische Forschungsstation (AWIPEV) in Ny-Ålesund auf Spitzbergen leiten. Ich gehöre dann zum sogenannten Überwinterer-Team“, berichtet Isabelle Schulz.

Die Inselgruppe Spitzbergen liegt östlich von Grönland im Nordpolarmeer. Auf der norwegischen Inselgruppe befindet sich eine der nördlichsten Siedlungen der Welt: Der Ort beherbergt das größte Labor der modernen Arktis-Forschung – elf Länder betreiben hier Stationen und Forschungen. Wissenschaftler aus aller Welt und verschiedener Disziplinen der Polarforschung treffen hier aufeinander. Die Messungen des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), für das Isabelle Schulz arbeitet, fließen in die Wettervorhersage und Prognosen für den Klimawandel ein.

 Isabelle Schulz kommt aus einer reisefreudigen Familie.

Isabelle Schulz kommt aus einer reisefreudigen Familie.

Foto: Schulz

Auf der Forschungsstation ist Isabelle Schulz Ansprechpartnerin für Forscher und für prominenten und politischen Besuch. „Ich bin so etwas wie eine wissenschaftliche Jugendherbergsmutter“, sagt sie und lacht. Das ist allerdings etwas tief gestapelt. Denn die Anforderungen für das Leben und Arbeiten auf der Insel sind hoch. Sie muss dabei für alle Lebenslagen, die der besondere Ort mit sich bringt, gewappnet sein.

 Das internationale Wissenschaftsdorf Ny-Ålesund auf Spitzbergen, wo Isabelle Schulz für ein Jahr die Forschungsstation leitet.

Das internationale Wissenschaftsdorf Ny-Ålesund auf Spitzbergen, wo Isabelle Schulz für ein Jahr die Forschungsstation leitet.

Foto: René Bürgi

Deshalb hat sie in den vergangenen Tagen und Wochen eine Reihe von Trainings absolviert. Etwa ein Sicherheitstraining für Seefahrer.

 Zu den Bewohnern der Arktis zählt auch dieser müde Polarfuchs.

Zu den Bewohnern der Arktis zählt auch dieser müde Polarfuchs.

Foto: René Bürgi

Sie muss wissen, wie man ein Feuer auf einem Boot löscht

Bricht beispielsweise auf einem der Boote der Forscher ein Feuer aus, muss sie wissen, wie man dort das Feuer löscht und die Passagiere aus der Kabine holt. Bei dem Training musste sie im Wasser über ein Netz auf das Schiff klettern. Außerdem eine aufblasbare Rettungsinsel, die der Wind umgedreht hatte, wieder zurückdrehen. „Alles, was im Wasser passiert, ist für mich kein Problem. Als Studentin habe ich im Willicher Schwimmbad gearbeitet und damit mein Studium finanziert“, erzählt Isabelle Schulz. Auch wie man einen Gabelstapler fährt, hat sie gelernt. Denn wenn Boxen mit Materialien für die Forschung geliefert werden, muss sie diese sicher in Containern lagern.

Das Klima in der Arktis ist nicht so extrem wie in der Antarktis. In den Wintermonaten kann es aber immer noch bis zu 20 Grad minus werden. Im April rechnet Isabelle Schulz mit Temperaturen um drei bis fünf Grad. „Ich bin sehr anpassungsfähig und neugierig darauf, wie ich mit den verschiedenen Bedingungen zurecht komme“, sagt sie. Für die dunkle Jahreszeit im Winter, in der es in der Arktis kaum hell wird, hat sie sich zwei Tageslichtlampen angeschafft, eine 15 Meter lange Lichterkette und Vitamin-D-Tabletten. „Jetzt kommt das Tageslicht langsam wieder“, berichtet sie. Für die 24-Stunden-Tage nimmt sie müde machendes Melatonin mit, um besser schlafen zu können.

Erkrankt man auf der Station, ist eine Krankenschwester vor Ort. Ärztlichen Rat gibt es über die Telemedizin. Das nächste Krankenhaus befindet sich in Longyearbyen, 20 Flugminuten entfernt. W-Lan gibt es auf der Insel nicht. Für eine Lan-Verbindung über Kabel hat sie sich einen Adapter für das Handy besorgt. In den gepackten vier Kisten für den Umzug sind auch Vorräte von dm und der Metro, denn es gibt nur einen kleinen Laden vor Ort. Immerhin liefert DHL nach Ny-Ålesund.

Hat sie auch Urlaub? „Nein“, sagt Isabelle Schulz. Den kann sie erst nach ihrem Einsatz machen. Aber Besucher kann sie auf der Forschungsstation empfangen. Ihre Mutter aus Ilverich hat sich schon angesagt.

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