Meerbusch Meerbuscher Gastronomen fehlen Umsatz und Personal

Meerbusch · Viele Menschen meiden noch Treffen in Innenräumen. Es fehlt in der Branche aber nicht nur an Umsatz, sondern auch an Personal.

 Bei Amir Khan, Inhaber der Depesche in Osterath, hat sich die 3G-Regel noch nicht im Umsatz ausgewirkt.

Bei Amir Khan, Inhaber der Depesche in Osterath, hat sich die 3G-Regel noch nicht im Umsatz ausgewirkt.

Foto: Christoph Baumeister

Seit Freitag gilt in der Gastronomie laut aktuell gültiger Coronaschutzverordnung wieder die 3G-Regel. Somit haben nicht mehr nur Geimpfte und Genesene Zutritt, die zusätzlich geboostert oder aktuell getestet sind. In Bars, Kneipen und Restaurants darf jetzt wieder jeder rein, der geimpft, genesen oder frisch getestet ist. Von großer Erleichterung ist bei den Meerbuscher Gastronomen aber kaum etwas zu spüren. „Wenn man sich die Umsätze der vergangenen Tage anschaut, hat sich die Wiedereinführung von 3G überhaupt nicht ausgewirkt“, sagt Amir Khan, Inhaber der „Depesche“ in Osterath. In Meerbusch sei der überwiegende Teil der Leute ohnehin geimpft.

Auch Franco Giambelluca, Inhaber des „Pronto Salvatore“ in Lank-Latum, glaubt nicht an einen großen Effekt durch 3G. „Vereinzelt kommen jetzt vielleicht ein paar Leute mehr. Allerdings ist die Stimmung durch den Krieg in der Ukraine bei vielen wieder gedrückt. Da steht Ausgehen nicht an erster Stelle“, sagt der gebürtige Italiener, der schon auf die Umstände reagiert hat und sein Restaurant bis Ende Mai zweimal (dienstags und mittwochs) statt wie bisher einmal in der Woche geschlossen lässt. Giambelluca hat nämlich ein generelles Problem durch die seit nun schon fast zwei Jahre dauernde Pandemie ausgemacht: „Viele Menschen gehen einfach nicht mehr so oft in Restaurants, weil sie sich inzwischen daran gewöhnt haben, lieber Essen zu bestellen.“

 Lars Gao beliefert mit seinem Lokal „Lars, Burger and more“ immer noch viele Kunden.

Lars Gao beliefert mit seinem Lokal „Lars, Burger and more“ immer noch viele Kunden.

Foto: Christoph Baumeister

Der Schwerpunkt liegt weiterhin auf dem Lieferservice

In die gleiche Kerbe schlägt auch Lars Gao, der sein „Lars, Burger & More“ in Büderich erst im zurückliegenden Herbst eröffnet hat. „Der Schwerpunkt bei uns liegt nach wie vor auf dem Lieferservice. Viele Leute sind einfach daran gewöhnt, sich gutes Essen nach Hause bringen zu lassen.“ Dennoch erhoffe er sich durch die 3G-Regel etwas mehr Betrieb: „Ich denke schon, dass jetzt wieder mehr Leute rausgehen. Dass Nicht-Geboosterte jetzt keinen Schnelltest mehr brauchen, hilft auf jeden Fall. Das Beste wäre natürlich, wenn alle Kontrollen wegfallen würden, damit endlich wieder Normalität in der Gastronomie einkehrt.“

Johannes Siemes, der seit fast 20 Jahren den „Strümper Hof“ führt, glaubt, dass selbst das Wegfallen aller Einschränkungen nicht sofort zu vollen Restaurants und Kneipen führen würde. „Trotz Impfung haben vor allem viele ältere Leute einfach Angst, sich mit dem Virus anzustecken. Deshalb meiden sie Orte, an denen sie im Innenraum auf andere Menschen treffen. Die werden erst dann wiederkommen, wenn auch die Infektionszahlen deutlich runtergehen.“ Er begrüße dennoch 3G, weil nun auch Ungeimpfte wieder die Chance hätten, essen zu gehen.

Von einem großen Effekt geht aber auch Siemes nicht aus: „Was uns vor allem fehlt, sind Veranstaltungen und Feiern. Viele richten Trauerfeiern, Geburtstage oder Hochzeiten nur im kleinen Kreis aus, weil sie nicht wissen, dass es in der Gastronomie derzeit keine Beschränkungen hinsichtlich der Gruppengrößen gibt.“

Wenn die Situation in den Krankenhäusern es zulässt, sollen ab 20. März bundesweit alle tiefgreifenderen Corona-Schutzmaßnahmen entfallen. Mit sinkenden Fallzahlen wäre es gut möglich, dass im Frühling und Sommer wieder deutlich mehr Gäste in die Kneipen und Restaurants strömen. Allerdings könnte das zu einem neuen Problem für die Gastronomen führen: das fehlende Personal.

Seit einem Jahr vergeblich Stellenanzeigen geschaltet

„In den vergangenen zwei Jahren sind zahlreiche Leute aus unserer Branche abgewandert. Die sitzen jetzt im Supermarkt an der Kasse oder fahren Pakete aus. Ich bin nicht sicher, ob sie nochmal den Weg zurückfinden“, sagt Siemes. Wie dramatisch die Belegschaftsstärke in der Pandemie zurückgegangen sind, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen. Vor Corona hatte die Branche noch etwa 408 000 Beschäftigte, aktuell sind es nur noch rund 320 000.

„Depesche“-Inhaber Amir Khan hat die Auswirkungen bereits hautnah zu spüren bekommen. Seit fast einem Jahr hat er vergeblich Stellenanzeigen geschaltet. „Egal, ob Kellner, Barkeeper oder Küchenhilfe – es meldet sich niemand bei uns. Ich bin jetzt seit mehr als 35 Jahren in der Gastronomie tätig, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“

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