Meerbusch: Ein Blumenstrauß als Dankeschön für die Zivilcourage

Am Dienstag gab es einen großen Empfang für die Streitschlichterin Kathrin Düllberg. Mit ihrem Einsatz half sie, eine Schlägerei in der Rheinbahn zu beenden.

Meerbusch. Als sich die Realschülerin Kathrin Düllberg und Rheinbahn-Fahrer Mariano Gabrielli am Dienstag im Büdericher Rathaus nach über einem Monat wiedersahen, konnte der 54-Jährige seine Tränen nicht zurückhalten.

Was war geschehen? An einem Nachmittag im Dezember hatten drei offensichtlich betrunkene Männer sowie eine Frau im hinteren Wagen der Rheinbahnlinie U 76 zwischen Krefeld und Düsseldorf plötzlich eine Schlägerei begonnen.

"Die Gruppe war am Landsknecht eingestiegen und pöbelte sofort herum", erinnert sich Kathrin Düllberg. "Plötzlich hörte ich ein Klatschen, als wenn jemandem ins Gesicht geschlagen wird, und es wurde laut geschrieen. Der Wagon war voller Fahrgäste, doch niemand hat reagiert."

Kathrin Düllberg aber reagierte und zwar so, wie sie es in der Busschule, der verkehrspädagogischen Ausbildung für Schüler, gelernt hatte: Die Schülerin wechselte an der nächsten Haltestelle in den vorderen Wagen und erzählte dem Fahrer von ihrer Angst und dem, was sich vor ihren Augen ereignet hatte.

"Ich bin dann an der Haltestelle Rheinbahnhaus nach hinten gegangen, um mir ein Bild von der Situation zu machen", erzählt Mariano Gabrielli. Der 54-Jährige erkannte sofort, dass er alleine nichts ausrichten konnte und informierte über die Leitstelle die Polizei, die kurz darauf die - wie sich später herausstellen sollte - polizeibekannten Schläger in Gewahrsam nahm.

"Als die Polizei vor Ort war, hatten alle Fahrgäste plötzlich eine große Klappe, doch vorher hat keiner was gesagt oder getan", sagt Gabrielli, der seit 30Jahren bei der Rheinbahn beschäftigt ist und sonst vorwiegend nachts arbeitet. "Da kommt so was natürlich öfters vor."

"Die beiden haben alles richtig gemacht", lobt Chantal Kleine von der Rheinbahn das Verhalten der beiden neuen Freunde. Bürgermeister Dieter Spindler stellte heraus, "dass Kathrin ja weder in ihrer Funktion als Busbegleiter handelte noch einen Teamkollegen bei sich hatte, sondern in ihrer Freizeit Zivilcourage bewiesen hat".

Dass das mutige Verhalten der 16-Jährigen überhaupt bekannt wurde, ist auf einen Brief Gabriellis an die Rheinbahn-Chefetage zurückzuführen, in dem er den Mut der 16-Jährigen lobte. Als Dank fiel ihm die Schülerin am Dienstag euphorisch um den Hals - und der lebenserfahrene Erwachsene weinte vor Freude.

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