Meerbusch: Die Gewalt in andere Bahnen lenken

Prävention: Die Bürgerstiftung finanziert ein Konflikttraining an Schulen.

Meerbusch. Die Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen nimmt stetig zu. Dieses gesellschaftliche Problem kann man auch an Meerbuscher Schulen beobachten. Erzieherische Hilfen durch das Jugendamt - von der Beratung bis zur Unterbringung in Heimen oder bei Pflegeeltern - sind immer häufiger notwendig und verursachen enorme Kosten. Waren es 2005 noch 39 Euro, die umgerechnet jeder Einwohner für derartige Maßnahmen aufbringen musste, lag dieser Wert im Vorjahr schon bei 55 Euro. Mit mehr als zwei Millionen Euro im Jahr wird der Etat durch diesen Posten belastet.

Gewaltprävention ist zumindest ein Ansatz, dem Problem zu begegnen. Die Bürgerstiftung "Wir für Meerbusch" finanziert jetzt ein Konflikt- und Kommunikationstraining an den weiterführenden Schulen durch den Sozialdienst Katholischer Männer in Neuss. 4000 Euro kosten die zehn Trainingseinheiten für Schüler zwischen elf und 13 Jahren. Ende September wurde mit acht Schülern von Förder- und Hauptschule begonnen.

Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage begrüßt dieses niederschwellige Angebot, "denn wenn Eltern zu uns kommen und Hilfen beantragen, hat sich das Problem bei den Kindern bereits derart verfestigt, dass Ergebnisse dementsprechend lange auf sich warten lassen". Den Kindern würden oftmals jegliche soziale Kompetenzen fehlen, ein geregelter Schulalltag sei mit diesen Problemfälle kaum noch zu bewerkstelligen.

Die acht Schüler, die das Training jetzt absolvieren, hätten kurz vor schulrechtlichen Verfahren gestanden, so Mielke. Dennoch sei die Bereitschaft, an dem Coaching teilzunehmen, Voraussetzung für alle gewesen. "Niemand wird gezwungen", sagt die Beigeordnete. Auch die Eltern hätten zustimmen müssen. Eine regelmäßige Teilnahme sei ebenso Pflicht wie Pünktlichkeit, um eine entsprechende Teilnahmebestätigung zu erhalten.

Das Training hat zum Ziel, durch didaktisch aufbereitete, pädagogische Maßnahmen, das Aggressionspotential von Jugendlichen aufzugreifen, gemeinsam zu analysieren und die vorhandene Energie in andere Bahnen zu lenken.

Die Trainingseinheiten mit jeweils drei Unterrichtsstunden finden zu Beginn und zum Abschluss jeweils an einem Samstag, ansonsten jeweils an Wochentagen vormittags oder nachmittags statt. Die Zeiteinteilung ist so gewählt, dass die Beeinträchtigung des Unterrichts für den Teilnehmer so gering wie möglich ist.

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