Meerbusch: Die Aufregung der Hundehalter

Die Stadtverwaltung wird in Streitfällen immer häufiger als Schlichter oder Vollstrecker angerufen.

Meerbusch. Streitigkeiten rund um den Hund sind Dauerläufer: Immer wieder sind es mit Kot verschmutzte Wege und Rasenflächen, die Nicht-Hundehalter auf die Palme bringen. Dieser Streitfaktor scheint jedoch abzunehmen. "Das hat sich beruhigt", sagt Dana Frey vom Fachbereich Ordnung.

Trotzdem bleibt das Thema Hund den Mitarbeitern des Fachbereichs Ordnung erhalten. Der Konflikt hat sich verlagert: Hundehalter rufen immer häufiger die Stadt als Schlichterin an.

Die Anlässe sind ganz unterschiedlich, meist privater Natur. Zuletzt ging die zuständige Mitarbeiterin Karla Weidlich jedoch einer Anzeige wegen Körperverletzung nach, die ihr von der Polizei zugeleitet worden war: Eine Frau war von einem Berner Sennenhund angesprungen worden und hatte Kratzwunden erlitten.

Das war gewiss kein harmloser Vorgang - ein Sturz hätte schwere Folgen haben können -, aber ein nachvollziehbarer, sagt Weidlich. Nach ihrer Recherche war der tierische Übeltäter auf den Hund der Frau zugelaufen, die ihr Tier schützend auf den Arm nahm. "Ein Kardinalfehler", sagt Weidlich.

Der Berner Sennenhund sprang daraufhin die Frau an - im Blick deren Vierbeiner. Was macht das Ordnungsamt in solch einem Fall? "Ich nehme Kontakt zu dem Halter des Berner Sennenhundes auf und weise ihn auf die Anleinpflicht hin. Im Wiederholungsfall ist ein Bußgeld fällig", erläutert Karla Weidlich. Das sei alles.

Die Erwartungen vieler Hundehalter sind ganz andere: "Sehr häufig werden wir angerufen, um einen Kontrahenten zur Ordnung zu rufen, Streit zu schlichten oder zu entscheiden, wer die Kosten eines Schadens übernehmen müsse", erzählt Weidlich. Beispielsweise, nachdem sich Hunde gebissen und verletzt haben.

Dafür, so betont Karla Weidlich, seien jedoch im Streitfall Juristen und Haftpflichtversicherungen zuständig, nicht die Stadt. Sie sieht sich auch außerstande dafür zu sorgen, "dass das nicht mehr vorkommt", wie es empörte Anrufer von ihr verlangen. Nicht zuständig fühlt sich Weidlich zudem, wenn es darum geht, einer Hundehalterin in Nierst vorzuschreiben, auf welchem Weg sie ihren Hund Gassi zu führen habe, wozu sie eine Anruferin aufforderte.

Weidlich ist selbst Tierfreundin und Trainerin. "Hunde sind wie Menschen", sagt sie, und meint in diesem Fall: Manche mögen sich, andere nicht. Wenn man sie auf öffentlichem Gelände frei laufen lasse, ginge das immer auf eigenes Risiko. "Es ist meine Entscheidung als Hundehalter, ob ich das verantworte."

Hunde sind wie Menschen, das heißt auch: Viele Halter vermenschlichen ihre Hunde. Wo Erziehung, Konsequenz, klare Befehle und Unterordnung notwendig wären, herrscht kuscheliges Wohlgefühl. "Aber der Hund darf nicht Chef werden", betont Weidlich.

Weniger Egoismus, mehr Verständnis und Rücksichtnahme könnten das Zusammenleben gewiss erleichtern: Alle Halter könnten ihre Hunde vor kritischen Begegnungen anleinen; Radler könnten langsam an Hunden vorbeifahren "und nicht direkt hinter ihnen klingeln"; Jogger könnten auch für angeleinte Tiere vorübergehend zwei Gänge zurückschalten und sie gehend passieren.

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