Geburtstag „Bürgermeister von Latum“ rundet

Lank. · Franz-Josef Radmacher, langjähriger Vorsitzender des Heimatkreises Lank und viele Jahre Politiker, feiert am Dienstag Geburtstag.

 Radmacher wird mit der Jacobsleiter des Heimatkreises geehrt.

Radmacher wird mit der Jacobsleiter des Heimatkreises geehrt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Nägel einschlagen, das kann Franz-Josef Radmacher. Nicht nur praktisch, sondern auch im übertragenen Sinne. Das beweisen die zahlreichen Verdienste des Lanker Politikers, der heute (28. Juli) 80 Jahre alt wird. Auf der Einladungskarte ist er hoch oben auf dem Dachstuhl der Teloy-Mühle zu sehen, den dicken Hammer in der Hand. Motto: „Zu tun gab’s immer etwas.“ Als gelernter Zimmermann hat er sich 1981 aktiv an der Renovierung der historischen Mühle beteiligt, die damals weder eine Haube noch Flügel hatte und nahezu abbruchreif war. Doch das kam für den Heimatfreund nicht in Frage. Er packte mit an und sorgte mit seinen Freunden vom Heimatkreis Lank dafür, dass das Gebäude zu einem Schmuckstück des Dorfes wurde. 1940 wurde Radmacher im örtlichen Krankenhaus von Lank-Latum geboren. „Ich kann meine Vorfahren über zehn Generationen in Lank zurückverfolgen“, berichtet er nicht ohne Stolz.

Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester an der Uerdinger Straße auf, wo sein Vater als Zimmermeister ein Geschäft betrieb. Neben der Familie bestimmten Kirche und Schule seinen Alltag. An die ersten Schuljahre hat Radmacher keine besonders guten Erinnerungen, denn sein Lehrer habe jede Menge geprügelt. „Wenn ein Stock dabei kaputt ging, musste ich ihn mitnehmen und von meinem Vater reparieren lassen“, erzählt er. Er erlernte im elterlichen Betrieb den Zimmermannsberuf, ehe er ein Studium des Gewerbelehramtes an der RWTH Aachen absolvierte. Anfänglich als Lehrer in Düsseldorf, wechselte er 1983 an die Berufsschule am Glockenspitz, deren stellvertretender Schulleiter er wurde, bis er 2004 in den Ruhestand ging. Seit 1969 ist er mit seiner Frau Christa verheiratet, ist vierfacher Vater und vielfacher Großvater. Parallel zum Berufs- und Familienleben engagierte sich Franz-Josef Radmacher in der Politik und im Vereinsleben: Im Rat der Stadt Meerbusch, als stellvertretender Bürgermeister, im Kreistag, im Heimatkreis Lank und bei den Schützen war der liebevoll „Bürgermeister von Latum“-Genannte aktiv.

 Keine angehme Zeit war für Radmacher die Schulzeit.

Keine angehme Zeit war für Radmacher die Schulzeit.

Foto: Radmacher

Jede Menge politisches Engagement und Interesse

Doch sein Blick blieb nicht auf die nahe Heimat beschränkt. Mit großem Interesse verfolgte er den Fall der Mauer und das Zusammenwachsen von Europa. Er reiste privat gen Osten und organisierte Fahrten des Heimatkreises in die neuen Bundesländer und in die Länder, die hinter dem Eisernen Vorhang gelegen hatten.

Es waren zunächst Abenteuerreisen, die bis nach Kaliningrad (Königsberg), Riga und Lemberg führten, aber auch Stätten der Judenvernichtung nicht aussparten. „Wir haben die Hotelrechnung in Königsberg in Westgeld an einen Agenten gezahlt, ausgebreitet auf der Bettdecke des Hotelzimmers“, erinnert er sich schmunzelnd.

Dabei sollten diese Reisen nicht nur touristisch sein, sondern der Verständigung dienen. Politische Gespräche vor Ort waren für ihn selbstverständlich, aber auch Besuche von Soldatenfriedhöfen. Unvergessen ist ein solcher Besuch im Kaukasus, wo die Gruppe des Heimatkreises durch hohen Schnee stapfte, um einen Kranz für Tote und Vermisste niederzulegen, zufälligerweise am Tag der Deutschen Einheit. „Rund 25 Soldatenfriedhöfe, die der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge pflegt, haben wir bei unseren Fahrten besucht“, informiert Radmacher.

Für dieses Anliegen hat er zu seinem Geburtstag ein Sparschwein aufgestellt. Sein Blick richtete sich auch nach Westen. Genauer gesagt nach Missouri, wo die Nachfahren von Auswanderern vom Niederrhein teilweise heute noch Länkter Platt sprechen. „1990 kam die erste Gruppe aus Loose Creek nach Meerbusch und wir haben den Missouri-Platz in Lank-Latum eingeweiht.“

Zusammen mit seiner Frau sei er sieben Mal im Osage County gewesen. Enge Freundschaften seien entstanden. Legendär sind die amerikanischen Barbecues und die Treffen auf Meerbuscher Bauernhöfen. Wegen Corona musste die für dieses Jahr geplante Tour in die USA allerdings ausfallen.

Und auch Franz-Josef Radmacher hat Konzessionen machen müssen. Seinen Geburtstag feiert er in zwei Gruppen
nacheinander.

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