Meerbusch Ein Bronze-Lotus für den Latumer See

Der Künstlers Morio Nishimura beteiligt sich an dem Projekt „Latumer Kunstpfad“.

 Morio Nishimura hat sich ganz dem Zusammenspiel von Kunst und Natur verschrieben.

Morio Nishimura hat sich ganz dem Zusammenspiel von Kunst und Natur verschrieben.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das geöffnete Lotosblatt wird anmutig auf der Wasserfläche liegen. Diese Leichtigkeit täuscht darüber hinweg, dass die Bronzeskulptur eine halbe Tonne wiegt und einen Durchmesser von 2,20 Metern hat. Daran aber, wie die endgültige Installation seines Werkes aussehen wird, macht sich Morio Nishimura noch keine Gedanken.

Ähnliche Bronzeschalen des Künstlers schweben bereits auf einem Teich des Skulpturenparks in Neumünster. Dass er jetzt an dem Projekt „Latumer Kunstpfad“ des Meerbuscher Kulturkreises (MKK) beteiligt ist und dieser Kunstweg durch die Natur mit seinem Werk noch in diesem Jahr startet, freut Morio Nishimura: „Ich hatte mich beworben, war aber überrascht, als Kontakt zu mir aufgenommen wurde.“ Kunst inmitten der Natur – das gehört gewissermaßen zur Lebensphilosophie des Künstlers, der 1960 in Tokio geboren ist, in der nahegelegenen Küstenstadt Kamakura aufwuchs und seit Mitte der 1990er Jahre in Meerbusch lebt.

Das Atelier in Osterath nutzt Morio Nishimura, um kleinere Skulpturen vorzubereiten. Größere Werke und auch das anschließende Gießen werden in einer Kunstgießerei im Düsseldorfer Hafen abgewickelt: „Wir arbeiten seit Jahren zusammen, sprechen die Arbeitsstufen genau ab und überlegen, was geht und was nicht.“

Lotusblätter sind das
Hauptmotiv des Künstlers

Denn auch der Abkühl-Prozess ist heikel. Nishimuras Skulpturen entstehen aus schweren, komplex aufgebauten Strukturen, aus gesägten, geklebten und geschliffenen Spanholz-Scheiben in unterschiedlicher Stärke. Entsprechend variiert der Prozess des Abkühlens – von bis zu 1300 Grad Celsius runter: „Das geschieht nicht gleichmäßig, an den stärkeren Stellen ist die Bronze oft noch weich.“ Die Vorbereitungen im Atelier in Meerbusch oder Düsseldorf dauern bis zu drei Monate. Erst dann geht’s in die Gießerei. Das Ergebnis sind Skulpturen wie „Süßer Regen auf dem Latumer See“. Der Begriff „Süßer Regen“ heißt ins Japanische übersetzt „Kanro-no-Ame“ und beschreibt einen nebelartigen Niederschlag, der ein besonderes Naturereignis darstellt. Lotosblätter sind das Hauptmotiv des Künstlers. Damit weist er auch auf seine Nähe zur Natur hin: „Ich suche, wie der Mensch mit der Natur verwoben ist, wie wir die Beziehung zwischen Mensch und Natur befreien können und wie der Mensch sich selbst darin versteht.“

 Beim Betrachten seiner Werke als „Schöpfungen parallel zur Natur“ verliert sich die Zeit. Auch mit diesem Hintergrund passt sich die „Süßer Regen auf dem Latumer See“ genannte Skulptur perfekt als Prestige-Objekt in das MKK-Kunstprojekt ein. Denn Morio Nishimuras Werke sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen an internationalen Standorten – 2005 unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art (MoMa) – und in öffentlichen Sammlungen und Stiftungen zu sehen.

Und auch in Japan ist Nishimuras Kunst vielfach vertreten: „Ich nutze Ausstellungen beispielsweise in Tokio, um meinen Kindern meine Heimat zu zeigen.“ Die Basis für das künstlerische Schaffen wurde unter anderem an der Tama Art University in Tokio und an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Professor Günther Uecker gelegt. Von 1997 bis 2000 übernahm Morio Nishimura einen Lehrauftrag im Fachbereich Bildende Kunst an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Trotz seiner intensiven schöpferischen Tätigkeit bleibt aber immer noch Zeit, einem Hobby nachzugehen. Nishimura: „Ich koche gern, japanisch, italienisch, türkisch – einfach international.“

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