Neubau in Meerbusch Selbstbestimmung ist das Ziel

Osterath. · In Osterath entsteht ein Wohnhaus für zehn Menschen mit Behinderung, um ihnen dort ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

 Thomas Jung (v.l.), Stephan von Vorst und Hans-Willi Pastors bringen ein Plakat über das Projekt am Bauzaun des künftigen Wohnhauses an.

Thomas Jung (v.l.), Stephan von Vorst und Hans-Willi Pastors bringen ein Plakat über das Projekt am Bauzaun des künftigen Wohnhauses an.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Am Schweinheimer Kirchweg wird in den kommenden Monaten ein Haus für zehn Menschen mit Behinderung gebaut, im Sommer des kommenden Jahres soll die Immobilie dann bezugsbereit sein. Im Gegensatz zu klassischen Wohnheimen bekommen die Bewohner in dem Gebäude nicht nur ein kleines Zimmer, sondern eigene Wohnungen zur Verfügung gestellt. Eine Betreuung ist trotzdem rund um die Uhr gewährleistet. Mit dem Baustart endet für die Beteiligten eine siebenjährige Odyssee bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück.

Im Jahre 2013 lernte der CDU-Ratsherr Thomas Jung Hans-Willi Pastors von der Evangelischen Stiftung Hephata kennen, als diese die Wohneinrichtung am Kamperweg vorstellte. Jung, dessen Sohn eine Behinderung hat, suchte schon seit längerer Zeit nach einem geeigneten Ort, wo sein Sohn möglichst selbstbestimmt leben könnte. Mit der Stiftung fand Jung schnell einen Mitstreiter und im Laufe der Zeit schlossen sich weitere Familien dem Projekt an, die ebenfalls nach einer Wohneinrichtung für ihre Kinder suchten.

Die geeignete Grundstückssuche verlief äußerst kompliziert

Doch die große Herausforderung war es, ein geeignetes Grundstück zu finden. Das änderte sich jedoch durch den Viersener Architekten Rüdiger Schmitz, den Jung im Zuge eines anderen Bauprojekts kennen lernte. Schmitz war von der Idee überzeugt und überließ dem Projekt daraufhin eines seiner Grundstücke, auf dem nun das Wohnhaus gebaut werden kann.

Insgesamt zwölf Wohneinheiten werden in dem dreigeschossigen und zugleich barrierefreien Gebäude in Osterath entstehen. Zehn davon stehen jeweils den zukünftigen Bewohnern als Wohnung zur Verfügung, eine kann als Gemeinschaftsraum beispielsweise zum gemeinsamen Kochen oder Fernsehen genutzt werden und die letzte Einheit dient der Hephata als Büro. Die Stiftung wird rund um die Uhr einen Ansprechpartner zur Verfügung stellen, der den Bewohnern zur Seite steht. Dabei geht es jedoch nicht um eine ständige Betreuung, sondern um eine Unterstützung nach Bedarf. Ziel ist es nämlich, dass die Bewohner ihren Alltag weitgehend selbstständig gestalten. Das spiegelt sich auch bei der Gestaltung der Wohnräume wider, denn diese sind mit rund 56 Quadratmetern klassische Zwei-Zimmer-Wohnungen, die jeder Mieter nach seinen Wünschen einrichten kann.

Vorfreude auf eigene Bleibe ist groß bei künftigen Bewohnern

Um die zukünftigen Bewohner auf ihre neue Selbstständigkeit vorzubereiten, finden bereits seit fünf Jahren regelmäßige Treffen statt, bei denen sie auf ihren Alltag vorbereitet werden und zum Beispiel die Führung eines Haushalts sowie den Umgang mit Geld lernen.

Dadurch, so die Idee, stärkt sich auch das Gemeinschaftsgefühl untereinander, sodass man sich im Zweifel auch gegenseitig helfen kann. „Die Menschen profitieren voneinander“, sagt Hans-Willi Pastors. Mindestens genauso wichtig sei aber auch, dass das Haus nicht irgendwo isoliert steht, sondern sich in das Neubaugebiet einfügen könne, um auch eine Verbindung zur Nachbarschaft zu schaffen. „Eigentlich gehört in jedes Baugebiet so eine Einrichtung“, sagt Thomas Jung. „Wir hoffen, dass das Haus ein Anstoß für weitere Projekte ist“, ergänzt Pastors. Doch dafür braucht es – wie sich in diesem Fall auch gezeigt hat – geeignete und vor allem günstige Grundstücke, die nicht nur in Meerbusch Mangelware sind.

Doch jetzt freuen sich erst einmal die zukünftigen Bewohner des Hauses am Schweinheimer Kirchweg auf ihre erste eigene Wohnung.

Einer davon ist der 36-jährige Stephan von Vorst. Von Aufregung ist bei dem Gärtner im Moment noch keine Spur.
„Wir verstehen uns alle sehr gut und sind ganz entspannt“, berichtet er.Ähnlich positiv blickt auch Hans-Willi Pastors in die Zukunft. Anfangs werde es sicher noch ein paar Herausforderungen geben, doch der Alltag in der eigenen Wohnung werde sich schnell einspielen.

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