Handwerk in Meerbusch Auszeichnung für 40 Jahre Backkultur

Lank-Latum · Wilhelm Bölte ist seit 1982 als selbstständiger Bäcker in Lank tätig. Seine Spezialität sind Vollkornbrote. Mittlerweile bietet er 30 Brotsorten täglich an. Nun wurde er mit der Ehrenurkunde der Innung ausgezeichnet.

 Bäcker Wilhelm Bölte steht mit 67 Jahren noch in der Backstube.

Bäcker Wilhelm Bölte steht mit 67 Jahren noch in der Backstube.

Foto: Angelika Kirchholtes

Noch ist es still und dunkel in der Lanker Fußgängerzone. Bei Bäcker Bölte herrscht jedoch schon ein reges Kommen und Gehen. Die Regale sind mit frisch duftendem Brot gefüllt. Auch Brötchen und Kuchen locken bereits zum Kauf. Seit genau 40 Jahren regiert Wilhelm Bölte eigenständig in seiner Backstube, die sich direkt hinter dem Geschäft befindet. Damals hat er die Bäckerei von seinem Vater übernommen. Für „40 Jahre meisterliches Schaffen und die Wahrung und Treue zur deutschen Backkultur“ erhielt er jetzt die Ehrenurkunde der Bäckerinnung.

Bölte ist Bäcker mit Leib und Seele. Obwohl er sich mit 67 Jahren bereits im Ruhestand befinden könnte, lässt ihn die Backstube nicht los. „Seit ich als Junge zu Weihnachten eine Bäckerhose bekam, wollte ich Bäcker werden“, sagt er verschmitzt. So machte er nach der Schulzeit im elterlichen Betrieb eine Lehre, ehe es ihn in andere Gegenden Deutschlands wie den Schwarzwald verschlug.

In seiner Anfangszeit hat
er in Konditoreien gearbeitet

Seinen Meisterbrief machte er 1976 in Olpe. „Damals habe ich vor allen Dingen in Konditoreien gearbeitet“, erzählt er. Seine Liebe zum Brot entdeckte er erst in Lank, als er Probleme mit dem Darm hatte und ein Arzt ihm riet, seine Ernährung umzustellen, wenn er eine Operation vermeiden wolle. „Früher gab es eigentlich kein Vollkornbrot. Das einzige dunkle Brot war Schwarzbrot“, so Bölte. Die Zeit des Experimentierens begann. Denn mit Vollkornmehl und Körnern zu backen, ist viel anspruchsvoller als mit normalem Weizen- und Roggenmehl. Was nicht gelang, verfütterte er an seine Pferde, die zweite Leidenschaft des Bäckermeisters.

Heute hat er alle Arten von Getreidekörnern vorrätig und mahlt sie erst, wenn er sie benötigt. Auch (Hafer-) Flocken macht er selber, damit das Korn nicht seine Vitamine verliert. Inzwischen hat er viele eigene Brotrezepte entwickelt, darunter sechs Dinkel-Vollkornbrote. Das Bergwurzelbrot mit Walnüssen sticht bereits optisch besonders ins Auge. Es ist urig wie eine Wurzel geformt, mit Sesamkörnern belegt und birgt in seinem Innenleben viele leckere Walnüsse. Insgesamt rund 30 Brotsorten werden täglich gebacken. Wobei das Backen an sich wie vor Hunderten von Jahren erfolgt.

„Bei mir kommen keine Convenience-Zutaten ins Haus“, unterstreicht Bölte. Jedes gute Brot brauche eben seine Zeit, um bekömmlich zu sein. Kneten, ruhen, gehen lassen, nichts wird beschleunigt. Deshalb ist Bölte auch schon um 1.30 Uhr in der Backstube, um Flocken einzuweichen, Teig anzurühren und Teiglinge für Brötchen zu formen.

Brötchen vom Vortag
gibt es eingeschweißt billiger

Brötchen werden übrigens im Tagesverlauf immer wieder frisch gebacken, während die Anzahl der Brote so bemessen ist, dass am Abend möglichst wenige zurückbleiben. Falls das doch passiert, werden sie eingeschweißt und am nächsten Tag billiger verkauft. Gehen sie dann auch nicht weg, bekommen die Pferde das Brot.

„Bei uns wird nichts weggeworfen“, stellt Bölte klar. Auch Kuchen und Teilchen werden wie früher hergestellt, Pudding selbst gekocht und richtiges Obst verwendet. „Nur die Rosinen kommen aus der Türkei“, sagt er. Er erinnert sich auch gerne an seinen Austausch mit einem Bäcker aus Meerbuschs Partnerstadt Fouesnant. Zusammen hätten sie Schoko-Croissants gebacken, die auch heute in der Verkaufsvitrine liegen – à la francaise.

Sorgen macht dem engagierten Bäcker nur der Personalmangel. Er sucht händeringend 20-Stunden-Kräfte für den Verkauf, die zuvor eingearbeitet werden können. Um seine eigene Nachfolge macht er sich weniger Sorgen. Sein Sohn ist auch Bäckermeister.

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