Meerbusch: Auf der Suche nach der Erdwärme

Wolfgang Hoever ist der Initiator des Projekts Geothermie. Er will Wärme aus 5000 Metern Tiefe holen.

Meerbusch. "Die Meerbuscher können ganz entspannt schlafen", sagt Wolfgang Hoever. Der Krefelder ist der Mann, der in einem 357 Quadratkilometer großen Gebiet Erdwärme suchen lassen und dann nutzen will.

Meerbusch liegt am Rande des Areals, Krefeld in seinem Zentrum. Ein Kraftwerk in Meerbusch zu bauen, daran denke niemand, sagt Hoever und reagiert damit auf die Ratsentscheidung von CDU, SPD und FDP, Meerbusch aus dem Suchgebiet streichen lassen zu wollen.

"Ich bin überrascht, dass Meerbusch die Technik nicht annimmt", so Hoever. Die Stadt sei zu einem Infotermin mit der Bezirksregierung eingeladen gewesen, um Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Willich und Tönisvorst hätten das Angebot wahrgenommen, Meerbusch nicht. "Ich hätte es mir gewünscht, anstatt dass unspezifische Bedrohungen skizziert werden."

Seit drei Jahren arbeitet Wolfgang Hoever an dem Projekt. Die Idee entwickelte sich, nachdem er das alte Kasernengebäude an der Westparkstraße in Krefeld, ein Denkmal in beklagenswertem Zustand, kaufte, um es zum Gesundheitszentrum umzubauen. Sanieren, modernisieren, Energie sparen, erneuerbare Energien, Umweltschutz - es klingt fast zwingend, wenn Hoever erzählt, wie er sich dem Thema der Energiegewinnung aus Erdwärme näherte. "Irgendwie entstand die Vision, etwas zu tun, was nachhaltig ist."

Nach drei Jahren Vorarbeit und mit zwei Investoren im Hintergrund beantragte er die Untersuchungsgenehmigung für das Suchgebiet. Erhält er sie und genehmigt die Bezirksregierung in Arnsberg die Untersuchungen, betritt Hoever Neuland. "Bis in 2600 oder 2700 Meter Tiefe gibt es Erkenntnisse, aber darunter noch nicht."

Das Dunkel in der Tiefe von 5000 Meter sollen seismische Untersuchungen erhellen. "Was wir brauchen, ist hartes Gestein. Im Idealfall wäre es porös, aber diese Chancen stehen hier eher schlecht." Die Tiefe muss sein: 150 Grad Erdwärme braucht Hoever, um Strom erzeugen zu können. Finden die Seismologen ein geeignetes Gelände, könnte dort ein Bohrplatz eingerichtet werden.

Dass solch ein Projekt mit Bohrungen in dieser Tiefe Bedenken auslöst, kann Hoever verstehen - gerade angesichts der dramatischen Ereignisse in Köln. "Aber", sagt er, "wir bohren vertikal, nicht horizontal." Ein Risiko gebe es immer, "auch wenn ich ein Loch in die Wand bohre".

Die Kosten der Investition in die Zukunftstechnologie schätzen seine Ingenieure auf 40 bis 60 Millionen Euro. Die Antwort auf die Frage, warum solche Projekte nicht von den Kommunen oder den hiesigen Stadtwerken realisiert werden, liegt da für Hoever auf der Hand: "Bei solch einem Projekt handelt es sich um ein hoch risikobehaftetes Unternehmen. Verantwortungsbewusste Kommunen und Stadtwerke werden hier keine Steuer- beziehungsweise Kundengelder als Risikokapital einsetzen wollen."

Das Geologische Landesamt, sozusagen Nachbar an der Westparkstraße, verfolge sein Engagement mit großem Interesse. Kontakt zur Stadt Krefeld und zu den Stadtwerken gebe es ebenso.

Sollte sich das Pilotprojekt ("Mir ist nicht bekannt, dass an anderer Stelle in Deutschland aus einer solche Tiefe Erdwärme gewonnen wird") verwirklichen lassen, setzt Hoever auf eine enge Kooperation mit dem öffentlichen Versorger. "Krefeld könnte mit so einem Geothermie-Projekt ein Highlight werden und bundesweit Schlagzeilen machen."

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