Rosenmontagszug in Niers : Wagenbauer gehen auf die Zielgerade
Nierst. Etliche Arbeitsstunden sind notwendig, bevor die sich die Jecken an den farbenfrohen Wagen erfreuen können.
Nebel wabert über die Felder in Meerbusch. Usselig ist das Wetter am Samstag. Ein Tag, um es sich drinnen gemütlich zu machen. Doch nicht so in Nierst. In Schuppen und Scheunen wird gewerkelt, denn es sind nur noch gut vier Wochen bis zum Rosenmontag. Im Nierster Brauchtumskalender ist das der Höhepunkt des Jahres.
Die Karnevalsgesellschaft Kött on Kleen zieht mit mehreren Mottowagen, Fußgruppen, dem Pajas und den Tollitäten durch das Dorf, um Bratwürste für das abendliche Schmausen einzusammeln – und viel Spaß zu haben. Das Motto lautet: „Meerbusch jöff et 50 Johr, nur Neesch, dat wohr schon emmer do“. Eine der Scheunen, in denen die zwölf Mottowagen gebaut werden, ist der Woltershof ganz am Ende des Dorfes Richtung Langst-Kierst. Hier empfängt Labrador Hunter die Besucher mit freudigem Gebell. Vorbei an etlichen Kisten Bier geht es zur großen Halle, in der die Männer arbeiten.
Denn: „Nur Männer dürfen Mitglied bei Kött on Kleen werden und einen Mottowagen bauen. Sie müssen mindestens 16 Jahre alt sein und in Nierst wohnen“, erklärt der Pressesprecher des Vereins, Daniel Pennart. So streng waren 1905 die Regeln, an denen eisern festgehalten wird. Nur Junggeselle muss man heutzutage nicht mehr sein. Die Gruppe Wolters, die aus ehemaligen Fußballfreunden besteht, ist schon fast fertig. Rechts vom Eingang ist das Büdericher Rathaus auf einen landwirtschaftlichen Anhänger montiert. Hermann-Josef „Hermi“ Schrills legt letzte Hand bei den Malerarbeiten an, während Udo Wolters mit seiner Bohrmaschine Löcher in den Korpus bohrt.
Wolters stammt aus einer Karnevalsdynastie, Vater und Brüder waren bereits Karnevalsprinz in der Freien Herrlichkeit. Links im Hintergrund steht Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage im roten Kostüm und lacht. Ihr fehlt etwas Entscheidendes: unterhalb der Gürtellinie gähnt Leere. Eine Frau ohne Unterleib? Das gibt es doch sonst nur bei Zauberern! „Sie lehnt oben auf dem Balkon des Rathauses“, erklärt Wolters. „Da konnten wir uns diesen Teil sparen.“ Er muss es wissen, denn es handelt sich um den 35. Wagen, den er mit seinen Freunden baut. Schrills hat sogar schon bei mehr als 50 Wagen mitgewirkt.
Noch nicht fertig ist die Doppelfigur, die später Prinz und Minister darstellen soll. Die Köpfe sind schon montiert. Doch was ist das? Der Minister sieht ja aus wie ein Kasperle! Hat er wirklich solch eine große Nase? „Nein, die Figur bekommt noch einen anderen Kopf“, beruhigt Wolters. Der stecke nur provisorisch drauf und stamme noch aus einem anderen Jahr. Nur gut, dass die Gruppe nicht den Löwenkopf genommen hat, der auch noch im Regal lagert.