Meerbusch: 1920 - Das letzte große Hochwasser

Karl Schmalbach erinnert an die Geschehnisse vor 90 Jahren.

Meerbusch. Karl Schmalbach wirft nichts weg. Der Chef des Lotumer Buretheaters setzt sich schon seit längerem für ein Heimatmuseum ein, allein er könne dafür zahlreiche Stücke von Wert beisteuern. Und: Hinter jedem dieser zum Teil merkwürdigen Utensilien verberge sich ein Geschichte, versichert der 82-Jährige.

Der Schleusenschwengel, wie er es nennt, sei so ein seltsames Ding, dessen Nutzen der Laie wohl nie erraten würde. "Diese Werkzeuge dienten dem Schleusenwärter früher dazu, die Schleuse zu schließen", erläutert Schmalbach. Leider habe ein gewisser Josef Schreiner dies 1920 viel zu spät gemacht.

"Das war der wahre Grund für das letzte große Hochwasser nach Vollendung des Abschlussdeiches zehn Jahre zuvor", schwört Schmalbach. Der Mundartautor hat die Geschichte als Grundlage für sein Stück "Dä Rhinbaron" genutzt.

Nachweisen konnte man das Versäumnis dem damaligen Schleusenwärter nie, räumt der Lanker ein. Die Schleuse in der Nähe des heutigen Modellflugplatzes in Büderich - das zumindest ist historisch verbürgt - brach jedenfalls unter den Wassermassen zusammen. Der Bruch des Deiches auf einer Länge von 70 Metern zwischen Ilverich und Büderich führte zu einer weiträumigen Überschwemmung der Rheingemeinden, auch Lank blieb nicht verschont.

Die Ruine, thronend über einem grünlich-trüben Tümpel zwischen Deich und Rheinufer, steht immer noch als stummer Zeuge an Ort und Stelle. Wie hoch das Wasser damals in den Häusern gestanden hat, kann man heute an den Hochwassermarken am Haus Tournee in Langst sehen, wo auch die Hochwasser der Jahre 1845 und 1882 dokumentiert sind.

Nun wusste Schmalbach schon immer, dass es zwei von diesen Schleusenschwengeln gegeben haben muss. Den anderen hat er nun im umgebauten Münkshof in Ilverich, in dem früher der Schleusenwärter sein Domizil hatte und heute Christian von Zittwitz mit seinem Buchmarkt-Verlag sitzt, ausfindig gemacht. Dort hängt das historische Teil nach wie vor inmitten von modernem Büro-Equipment an der Wand.

"Als Kind war ich früher oft auf dem Hof und habe mich dann immer gewundert, warum ein alter Kahn hier auf dem Trockenen lag. Dann hat man mir erzählt, bei Hochwasser hätten die Leute das Schiff als Fortbewegungsmittel genutzt", erinnert sich Schmalbach.

Wenn er heute die schlimmen Bilder von Hochwasser-Katastrophen im Fernsehen sieht, bangt er auch ein wenig um die eigene Heimat: "Durch die Deichsanierung wären wir einem Hochwasser momentan schutzlos ausgeliefert."

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