Kultur Gemeinde will Matthäus-Passion erst 2021 aufführen lassen

Wegen des Risikos der Verbreitung des Coronavirus’ wird das für Ende dieses Monats geplante Konzert um ein Jahr verschoben.

 Die Aufführung in St. Petersburg rührt Ekaterina Porizko (im Frack) noch heute.

Die Aufführung in St. Petersburg rührt Ekaterina Porizko (im Frack) noch heute.

Foto: Müller-Emsters

Bis zuletzt hat Ekaterina Porizko gehofft. Doch seit Mittwoch, 12. März, steht fest: Die Matthäus-Passion von Johann-Sebastian Bach unter ihrer musikalischen Leitung wird nicht Ende März in der evangelischen Christuskirche in Büderich aufgeführt. „Das Konzert sollte ein Geschenk an die Stadt zum Jubiläum sein“, bedauert die Dirigentin: „Denn in 50 Jahren wurde die Matthäus-Passion noch nie in Meerbusch aufgeführt.“

Mit der Absage folgt die Gemeinde der Empfehlung der evangelischen Landeskirche, wegen einer möglichen Ausbreitung des Coronavirus’ sämtliche großen Veranstaltungen bis nach Ostern abzusagen, sagt Ute Canaris, Presbyteriumsvorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde Büderich: „Wir bedauern das sehr, aber alles andere können wir nicht verantworten.“ Auch Porizko, seit drei Jahren Kantorin der Gemeinde, hat die Empfehlung trotz ihrer persönlichen Enttäuschung zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. „Unter unseren Besuchern sind schließlich viele Senioren.“ Einziger Trost: Das Konzert wird nicht abgesagt, sondern lediglich verschoben. „Wir werden die Aufführung in der Passionszeit 2021 nachholen“, kündigt Porizko an. „Ich versuche, das Positive zu sehen: Uns bleibt nun mehr Zeit, an stilistischen Feinheiten zu feilen.“

Beteiligt ist auch ein
Gastchor aus St. Petersburg

Denn das lange geplante Konzert mit historischen Barockinstrumenten sowohl musikalisch als auch organisatorisch ein Großprojekt: Beteiligt sind neben der Kantorei der Büdericher Kirchengemeinde ein Gastchor aus St. Petersburg mit 30 Sängern, die Kantorei Norf-Nievenheim, der Exzellenzchor des Mataré-Gymnasiums, Instrumentalisten der Meerbuscher Musikschule sowie sechs Solisten. Bereits seit Dezember 2018 arbeitet Porizko an dem Projekt. Sie betont: „Die Botschaft von Frieden und Versöhnung erscheint mir auch vor dem Hintergrund 75 Jahre Kriegsende sehr wichtig.“

Bereits am 23. Februar wurde die Matthäus-Passion in St. Petersburg in der lutherischen Marienkirche aufgeführt. Ein „Fanclub“ mit 25 Büderichern war dabei, sie verbanden das Konzerterlebnis mit einer Studienreise und einem Besuch der Partnergemeinde in Puschkin. „Wir haben vor dem Auftritt zwei Tage intensiv gemeinsam geprobt“, erzählt Porizko: „Das war ein sehr inspirierendes Erlebnis für uns alle.“

Beim Konzert in Russland mussten einige Besucher stehen

Zur Aufführung kamen schließlich mehr als 1000 Zuhörer. „Die Kirche war total überfüllt“, erzählt die Dirigentin: „Einige mussten drei Stunden lang stehen.“ Noch könne sie gar nicht begreifen, was sie in St. Petersburg erlebt habe: „Seit einigen Tagen liegen mir die Tonaufnahmen vor. Aber ich kann sie noch nicht hören, weil ich dann weinen muss.“

Wer bereits eine Karte für das Konzert in der Christuskirche gekauft hat, kann sie dort zurückgeben, wo er sie erworben hat. Der Preis wird erstattet.

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