Lank: Seit 25 Jahren für Karlheinz Böhm Spenden gesammelt

Zum Jubiläum wurde mit dem Engstfeld-Weiss-Quartett an die Anfänge der Hilfsaktion erinnert.

Lank. Der letzte Titel des Abends brachte die Vollendung: Als das Engstfeld-Weiss-Quartett im Forum Wasserturm in der Zugabe "I’ve grown accustomed to her face" spielte, rundete sich ein wunderbarer Konzert-Abend ab.

Bekannte Gesichter galt es für die vielen Jazzfans, die an diesem Abend ins Forum gekommen waren, in der Tat wiederzuentdecken, denn besonders Peter Weiss am Schlagzeug und Wolfgang Engstfeld am Tenorsaxofon sind seit mehreren Jahrzehnten nicht nur im Rheinland als Virtuosen gefeiert.

Der Grund des Konzerts: Vor 25 Jahren, im März 1984, übergaben Thomas Blomenkamp und Oliver Keymis dem Menschen-für-Menschen-Gründer Karlheinz Böhm einen Scheck über 40000 Mark für dessen Äthiopien-Projekt. Und schon damals spielte das Engstfeld-Weiss-Quartett aus Anlass der Spendenaktion.

"Es ist mir eine große Freude, die damaligen Mitstreiter heute wieder begrüßen zu können" erklärte Keymis. Und tatsächlich waren auch Thomas Blomenkamp, selbst Musiker und Komponist, sowie Heide Dorfmüller und Karsten Wellnitz, die in der Zeit nach der Scheckübergabe den Menschen-für-Menschen-Arbeitskreis in Meerbusch gründeten, unter den Zuhörern.

Auch wenn der Anlass durchaus gewichtig war: Eigentlich brauchten Engstfeld am Tenorsaxofon, Weiss am Schlagzeug sowie Hendrik Soll am Flügel und Christian Ramond am Bass keinen besonderen Grund, um wunderbare Musik erklingen zu lassen. Die innere Spielfreude der vier ließ von den ersten Takten an keinen Zweifel daran.

Über Jahrzehnte hat das Quartett in stets wechselnder Besetzung einen eigenen Stil herausgearbeite. Der kombiniert die Zeitlosigkeit und Eleganz des Jazz der 80er Jahre, als in der Szene die Traditionen dieser Musikrichtung wiederentdeckt wurden, mit der Brillanz und der Improvisationsfreude des Hardbop aus den späten 50er Jahren und dem Freejazz der 60er Jahre.

Das Ergebnis sind mitunter bis zu zehn Minuten andauernde Stücke, in denen nach der Themenvorgabe in immer weiter ausufernden Soli große Klangräume erkundet werden. Ramond und Soll, die beide seit sechs Jahren zur festen Besetzung des Quartetts gehören, stehen Engstfeld und Weiss in nichts nach. Mit einer flinken Rechten und harmonierenden, satten Akkorden lässt Soll den Flügel erklingen, als säße dort der legendäre Billy Evans persönlich.

Dabei konnten sich die Zuhörer, die fast jedes Solo mit großem Applaus feierten und nur bei den Balladen andächtig schwiegen, sich über eigene Kompositionen von Wolfgang Engstfeld, wie etwa "Walls", freuen. Zwischendurch gab es auch immer wieder Rückgriffe auf die großen Meister des Genres wie George Gershwin und Thelonious Monk.

Doch es durfte auch gelacht werden, als Engstfeld spitzbübisch lächelnd den Titel "You musst believe in spring" ankündigte. Zu gerne würden die Zuschauer dies angesichts der kühlen Temperaturen zum Frühlingsanfang tun. Da wärmte ein flottes "Tea for two" in einer spritzigen Bebop-Variante vor dem Heimweg wenigstens etwas.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort