Lank: Ein Punk mit Charme und Lust am Lachen

Der Verein Rock am Turm holte Rocko Schamoni ins Forum Wasserturm.

Lank. "Hühnerich ist das Geddo von Meerbusch", schlussfolgerte Rocko Schamoni aus akustisch leicht missverstandenen Zurufen des Publikums vor seiner Lesung im Forum Wasserturm und hatte am Samstag gleich alle in der Tasche. Kurzerhand erklärte der Entertainer und Musiker der Post-Punk-Ära seinen Auftritt zur Nackt-, Handy,- Trinker- und Raucherlesung und begann nach einem Schluck aus der Bierflasche mit "Prost erstmal".

Nach angedrohten "tausend Seiten auf Bibelpapier", seinem literarischen Gesamtwerk, beschränkte sich der ´66er Jahrgang auf die angeblich "schwächsten Stellen" seiner Schreibe und sorgte damit für zwei Stunden herzhaftes Lachen.

Mit wohltuender Selbstironie und ansteckender Lust auf brüllkomische Anspruchslosigkeit vermittelte der ehemalige Fun-Punk der Band "Warhead" halb-autobiografische Einblicke in das Leben eines arbeitslosen Singles oder eines genetisch bedingten Drogenfreaks im Kunstrausch zwischen Hamburg und New York.

Seine "Buchstabenpolonaise" aus den Romanen "Dorfpunks", "Risiko des Ruhms" und "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" ließ keinen kalt, ob Punk-Urgestein, sesshaft gewordene Altersgenossen oder neugierige Spätsemester. Auf der Empore entfachte der freischnäutzige Wortwitz der Passagen um "Koks und Gesocks" gar ein andauernd lautstarkes Grölen - Humor ist, wenn man über sich selbst lacht.

Stilblüten ("Lulu hat ein Lächeln, da werden Pferde schwach") und tiefe Weisheiten ("Miró muss der Maler der Ärzte sein") lassen sich schwer als extrem komisch vermitteln, hat man den Ostholsteiner nie selbst lesen hören, denn vor allem sein komödiantischer Haus-Charme ist das Maß allen Erfolges.

Klischees, Lektoren- und Verlagslästerung, Fäkalsprachliches - Rocko Schamoni darf das, denn eingewickelt in Klopapier befinden sich zahllose Perlen des Zeitgeistes der unvergleichlichen 80er Jahre.

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