Lank: Christoph Sieber war zum Totlachen komisch

Bundestag ist fast wie Dschungelcamp? Christoph Siebers Programm „Das gönn’ ich Euch“ war köstlich.

Lank. Er ist erfrischend anders und saukomisch dazu. Das muss an Christoph Siebers Art liegen: dieses Kumpelhafte, wie er scheinbar ganz nebenbei das Publikum an seinen Gedanken teilhaben lässt. Und an seinem Repertoire, denn Sieber ist der personifizierte Beweis dafür, dass sich die Genres Kabarett und Comedy nicht immer strikt trennen lassen.

Der Schwabe knöpft sich die gesamte Palette an prominenten Politikern von Merkel bis Pofalla vor, doziert aber nicht mit erhobenem Zeigefinger und will sich schon gar nicht als intellektueller Weltverbesserer aufspielen. Sieber ist eher einer von uns, der sich nicht mittendrin im Geschehen befindet, sondern dem als Außenstehender eine gesunde Portion Menschenverstand genügt, um einen gelungenen Balanceakt zwischen Albernheit und Anspruch zu vollführen.

Denn seien wir doch ehrlich: So groß ist der Unterschied zwischen Bundestag und Dschungelcamp auch wieder nicht. Das lässt sich vortrefflich an der Person des neuen Außenministers festmachen. "Wenn Westerwelle von einer Auslandsreise zurückkommt, ist doch das Beste, was man über ihn sagen kann: Er hat uns nicht blamiert".

Lieder, kleine Gedichte, Gesichtsakrobatik, gestenreiche Tanz- und Schnellsprechübungen - der gelernte Schauspieler hat Talente, die jeder kabarettistischen Pointe eine andere Wirkung verleihen. Sieber ist aber vor allem eines: zum Totlachen. Wenn er von Alfred Biolek bis Anne Will zum TV-Rundumschlag ausholt, fließen die Freudentränen im Wasserturm.

Doch er kann eben auch anders: Nach der Pause rückt er sich selbst mit Nachdenklichem zu Krise, Arbeitslosigkeit oder dem unerträglichen Opportunismus der politischen Mitte in die Nähe der Altmeister des Kabaretts. Er rezitiert sogar Hölderlin, verteilt dann plötzlich Schokolade und Prosecco zum Schnäppchenpreis an das Publikum, das er damit endgültig für sich einnimmt.

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