Langst-Kierst: Bagger statt grüne Deichwiesen

In Langst-Kierst reißt schweres Baugerät den alten Deich auf – Vorbereitung für die Verbreiterung.

Langst-Kierst. "Momentan haben wir noch alle Hände voll damit zu tun, die Anwohner zu beruhigen", sagt Bauleiter Peter Schlemmer und zeigt Verständnis für die Sorgen der Menschen, die es gewohnt sind, aus ihren Häuschen den Blick ins Grüne zu genießen. Jetzt fahren Bagger auf der Straße Am Oberbach und Rheindamm und reißen den alten Deich auf. "Das ist nicht so einfach zu verkraften, wenn einem quasi der Vorgarten umgegraben wird", sagt Schlemmer. "Es dauert eine Zeitlang, bis die Leute begreifen, dass wir ihnen ja eigentlich etwas Gutes tun."

Das Gute bedeutet in diesem Fall, trockenen Fußes ein mögliches Hochwasser zu überstehen. Doch bis es so weit ist, wird noch viel Wasser den Rhein hinabfließen und hoffentlich nicht übers Ufer treten. Zwei Jahre sind insgesamt für den zweiten Bauabschnitt der Deichsanierung zwischen Langst-Kierst und Krefeld-Uerdingen angesetzt. "Wir arbeiten jedoch nie länger als höchstens ein Jahr an ein und derselben Stelle", relativiert Schlemmer.

"Forciert vorangetrieben" würden die Arbeiten vor allem jetzt zu Anfang am Deichtor, das in Höhe der Straße, die zur Fähre runterführt, verbreitert werden soll. "Wir werden hier für die Bauzeit eine kleine Umgehungsstraße einrichten müssen", erklärt Schlemmer. Bis Ende Oktober soll der erste Abschnitt bis zum Ortsrand von Langst-Kierst komplett fertig sein. Zwischen April und Oktober 2011 wird dann der Abschnitt bis zur Krefelder Stadtgrenze saniert.

Noch befindet man sich aber praktisch in der Vorbereitungsphase. Zeitlich parallel zum Abtragen des alten Deichs legt das Tiefbauunternehmen eine Baustraße an, die später mit Schotter aufgefüllt wird. Beladene Lastwagen und Kettenfahrzeuge müssen sie problemlos bewältigen können, erläutert Schlemmer. "Ist die fertig, werden wir in Höhe des Rösler-Hofs in Nierst eine Anlegestelle schaffen, damit Schiffe Baumaterialien auf dem Wasserweg anliefern können", so der Bauleiter.

Der neue Deich - etwas höher, breiter und näher am Rhein - erhält dann einen stabilen Stützkern aus Sand und Kies, ehe er mit Mutterboden aufgefüllt wird. "Bei dem alten Deich war die Standfestigkeit nicht mehr gegeben, weil der Boden nicht verdichtet war", sagt der Fachmann.

Obwohl die Baustelle am Rhein schon jetzt einer Mondlandschaft gleicht, kündigt Schlemmer an: "Das erkennen sie in ein paar Wochen hier nicht wieder."

Wenn die 20Millionen Euro teure Sanierung (80Prozent der Kosten übernimmt das Land) richtig angelaufen sei, würden hier statt jetzt zehn bis zu 30Männer gleichzeitig arbeiten. Und dann werden der Bauleiter und sein Team womöglich auch wieder als Psychologen einspringen müssen. "Man muss sich die Zeit einfach nehmen, mit den Anwohnern zu reden. Das gehört zu unserem Job dazu", sagt Schlemmer.

“ Den symbolischen ersten Spatenstich für die Deichsanierung wird Deichgräf Friedrich von der Leyen am 26. April gemeinsam mit NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg und Bürgermeister Dieter Spindler setzen.

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