Kunsthandwerksausstellung: Mit viel Liebe zum Detail

Das Alte Küsterhaus zeigt vor den Festtagen eine Ausstellung mit Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge.

Büderich. Sie haben einen festen Platz unter dem Weihnachtsbaum: Nussknacker und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge zeugen von einer Handwerkskunst, die andernorts kaum noch praktiziert wird. Das Drechseln oder Reifendrehen haben die Kunsthandwerker im Erzgebirge für ihre Zwecke perfektioniert. Das Ergebnis ihrer Fingerfertigkeit sind Unikate, die in ihrer Präzision unerreicht sind.

Eine ganze Reihe dieser Kunstfiguren aus Holz, zum Teil eingebettet in märchenhafte Szenerien, zeigt jetzt das Alte Küsterhaus in Büderich in einer Ausstellung mit Stücken aus Privatsammlungen. Darunter sind auch eine knapp 2,50 Meter hohe Weihnachtspyramide, ein komplettes Bergwerk oder die traditionellen Schwibbögen, die früher in das Fenster gestellt wurden, um heimkehrenden Bergleuten den Weg nach Hause zu erleichtern.

Einer, der seine Kostbarkeiten der Ausstellungsorganisatorin Inge Sternemann zur Verfügung gestellt hat, ist der ehemalige Osterather Pfarrer Falk Neefken. Er hat sich intensiv mit der Geschichte dieses Kunsthandwerks beschäftigt. „Für einen Nussknacker sind 180 Arbeitsschritte notwendig. Dennoch war diese Kunst einst Pfennigware“, sagt er.

Was heute nach Romantik klinge, sei früher, nach dem Ende des Bergbaus in der Region, aus bitterer Not entstanden. 15 Pfennig in der Stunde habe ein Kunsthandwerker um 1880 herum verdient und sich dafür 17 Stunden am Tag die Finger blutig geschnitzt oder gedrechselt. „Das war keine Feierabendbeschäftigung, sondern entstand aus puren ökonomischen Zwängen. Verdient haben aber nur die Verleger“, so Neefken. Damit die Familie über die Runden kam, hätten alle mitarbeiten müssen, „auch dreijährige Kinder“.

Durch die Jahrhunderte hinweg habe sich eines aber nicht geändert: „Das Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge besticht durch Sorgfalt in der Herstellung, die Liebe zum Detail und vor allem handwerkliche Präzision“, betont Neefken. Er hat zudem herausgefunden, dass die Räuchermännchen, die ein Spiegelbild sämtlicher Berufe aufzeigen, als Symbol für Gemütlichkeit galten, während die Nussknacker vor allem die Obrigkeit wiedergaben.

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