K.o.-Tropfen: Jeder sollte auf den anderen aufpassen

Junge Frau von K.o.-Tropfen ausgeknockt. Polizei fordert Wachsamkeit.

Lank. „Mir fehlen neun Stunden meines Lebens.“ Mit fester Stimme, aber immer noch innerlich aufgewühlt, schildert eine junge Lankerin ihre Erlebnisse nach einer K.o.-Tropfen Attacke. Schockierend für das Opfer ist außer der quälenden Ungewissheit, was mit ihm geschehen ist: In der Tatnacht wähnte sich die junge Frau bei einer Feier in der Gesellschaft vertrauter Menschen.

Schockiert, traurig und betroffen reagierten insbesondere die Mädchen, jungen Frauen und auch Eltern während der Informationsveranstaltung am Dienstagabend im Haus Baumeister. Organisatorin Gabi Pricken (Awo Büderich) rang wie viele der nahezu 100 Anwesenden um Fassung. Denn der Tatort, an dem der Übergriff stattgefunden hat, war eben nicht eine Disco in der Großstadt, sondern eine große, ausgelassene Feier im dörflichen Lank.

Gering dosiert, wird die nahezu geruch- und geschmacklose Substanz als euphorisierende Partydroge genutzt. Doch schon ein wenig mehr macht die Tropfen zum unkontrollierbaren Rauschmittel. Eine Viertelstunde nach Einnahme verfällt das Opfer in einen rauschähnlichen Zustand. Willenlos ist es stundenlang schutzlos der Willkür seiner Umwelt ausgeliefert. Am Ende fehlt ihm jede Erinnerung an die Ereignisse.

Zu kurz griffe es, K.o.-Tropfen als „Vergewaltigungsdroge“ zu bezeichnen, betonte Kriminalhauptkommissarin Sabine Rosenthal-Aussem. Wesentlich häufiger als für sexuelle Übergriffe werde die Bewusstlosigkeit des Opfers genutzt, um es zu berauben.

Den zwei in diesem Jahr im Rhein-Kreis Neuss angezeigten Verdachtsfällen mit K.o.-Tropfen steht eine Dunkelziffer unbekannten Ausmaßes gegenüber. Scham und Unwissenheit der Opfer sowie die binnen weniger Stunden sich verflüchtigende Nachweisbarkeit der Droge erschweren eine wirksame Aufklärung.

„Einen 100-prozentigen Schutz gibt es leider nicht“, sagt Rosenthal-Aussem. Deshalb ermunterte sie das Publikum, die Freunde und Cliquen, „auf Ausfallerscheinungen zu achten“, und den Betroffenen nach Hause zu bringen oder rechtzeitig Eltern, Krankenwagen und notfalls die Polizei zu informieren.

„Jeder passt auf den anderen auf “, forderte stellvertretend der engagierte Vorsitzende von Treudeutsch Lank, Ulrich Wetter. Und auch die betroffene junge Frau appellierte eindringlich an die Zivilcourage aller, nicht über jemanden, der anscheinend „besoffen durch den Ort torkelt“ zu lästern, sondern ihn stattdessen sicher nach Hause zu bringen.

“ Wer Hinweise zu den Vorfällen am 21./ 22. April in Lank machen kann, bei denen zwei junge Frauen die Opfer waren, sollte sich bei der Kriminalpolizei (Ruf 02131-3000) melden. Professionelle Hilfe finden Opfer von K.o.-Tropfen auch in Frauenberatungsstellen.

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