Karneval: Die Sicherheit wird immer teurer

Seit dem Unglück bei der Loveparade 2010 müssen Vereine für Veranstaltungen einen größeren Aufwand betreiben.

Meerbusch. Bei der Galasitzung der KG Blau-Weiß Büderich im Festzelt am Eisenbrand begrüßten die Besucher zwei nette Security-Mitarbeiter am Eingang. Sie hielten stets die Tür auf und schenkten den Narren ein Lächeln.

Seit dem Unglück bei der Loveparade im Juli 2010 müssen Vereine für die Durchführung von Großveranstaltungen tiefer in die Tasche greifen. Sicherheitspersonal an und in Festzelten ist Pflicht, auch ausreichende Fluchtwege müssen vorhanden sein. Die Ordnungsämter schauen seit Duisburg genauer hin.

Bei den vielen Karnevalsveranstaltungen, die in diesen Tagen stattfinden, ist der Aufwand noch überschaubar. Man bleibt in der Regel unter sich, Auswärtige verirren sich nur selten zu den Prunksitzungen. Dennoch werden auch am Samstagabend bei der Sitzung der Heinzelmännchen im Düsseldorfer Henkelsaal zwei wahrscheinlich breitschultrige Männer am Eingang nach dem Rechten sehen. „Das organisiert der Betreiber für uns. Aber es ist schon vernünftig zu schauen, dass nicht jeder ohne Kontrolle ständig rein- oder rausgeht, wenn man so eine Veranstaltung in der Altstadt durchführt“, sagt Geschäftsführer David Burkhardt, der den Kostenaufwand auf höchstens 200 Euro beziffert.

Auch im närrischen Nierst sei der Zeltwirt für die Sicherheit zuständig, sagt Andreas Funke-Kaiser. „Es hat aber noch nie Probleme gegeben, auch wenn etwa beim Kostümball bis zu 1000 Leute im Zelt waren. Wir haben schon vor der Loveparade 2010 immer penibel darauf geachtet, dass am Eingangsbereich alles reibungslos verläuft und dass es zwei weitere Rettungstüren im Festzelt gibt“, erklärt der Pressewart der KG Kött on Kleen.

Erheblich mehr Gedanken über ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept müssen sich dagegen die Schützen in Büderich machen.

„Das sind schon enorme Beträge, die für uns fällig werden“, sagt Geschäftsführer Jürgen Wirtz, der den finanziellen Mehraufwand seit dem vergangenen Jahr auf 60 Prozent schätzt.

Allein zehn Security-Mitarbeiter, die am und im Festzelt, auf dem Kirmesplatz, den die Schützen inzwischen selbst bewirtschaften, sowie auf der Hallenbadwiese die Lage im Auge behalten, müssen an dem Samstag bezahlt werden, wenn vor allem Jugendliche zum „Rock im Zelt“ auf den Dorfplatz in Büderich strömen. Bei einem Aufkommen von 2000 Menschen schrillen beim Ordnungsamt alle Alarmglocken.

Mit dem Sicherheitsdienst alleine sei es aber nicht getan, so Wirtz. Abstandsflächen zu Mediothek und Verwaltungsgebäude müssen nach Richtlinien des Brandschutzes berechnet werden, die Wege zwischen den Fahrgeschäften müssen breit genug für Rettungsfahrzeuge sein und für die Platzbewirtschaftung fallen zusätzliche Genehmigungs- und Versicherungsgebühren an. Die Einschränkung der Nutzungszeiten — insgesamt drei Stunden weniger während des Schützenfestes — spüre vor allem der Zeltwirt in der Kasse.

„Außerdem haben wir für knapp 1000 Euro ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen und als Reaktion darauf die Bühne im Festzelt anders positioniert“, sagt der Geschäftsführer. Auch die Bands bekämen in ihre Verträge geschrieben, wie laut sie ihre Verstärker aufdrehen dürften. „Insgesamt bleibt zu hoffen, dass die Anforderungen künftig nicht noch weiter steigen.“

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