Integration in Meerbusch Gelebte Vielfalt bei Büderichs Fußballern

Meerbusch · In der Hobby-Mannschaft gehen Menschen aus acht Nationen und drei Generationen seit einem Jahr ihrer Leidenschaft nach.

Seit einem Jahr gibt es die Fußballfreunde Büderich, bei ihnen ist vor allem Freude am Spiel wichtig.

Seit einem Jahr gibt es die Fußballfreunde Büderich, bei ihnen ist vor allem Freude am Spiel wichtig.

Foto: RP/Christioph Baumeister

Sport verbindet – dafür sind die „Fußball Freunde Büderich `22“ (FFB) der beste Beweis. Die vor ziemlich genau einem Jahr gegründete Hobby-Mannschaft setzt sich aus Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zusammen. Deutsche kicken hier gemeinsam mit Ägyptern, Afghanen, Jordaniern, Peruanern, Rumänen, Kuwaitern und Marokkanern. Auch ein Schwerbehinderter gehört zu dem Team, das sich darüber hinaus aus drei Generationen zusammensetzt. Der jüngste Spieler ist 14, der älteste 72 Jahre alt. „Wir sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der die Freude am Fußball teilt“, berichtet der erste Vorsitzende Roland Peters.

Der 53-Jährige war am 1. April 2022 eine der treibenden Kräfte bei der Vereinsgründung. Viele Jahre hatte er in einer Mannschaft gekickt, die sich ursprünglich in den 1960er-Jahren bei Grün-Weiß-Rot Büderich gebildet hatte. Da die Mitglieder immer älter wurden, blieb nur noch eine Handvoll Spieler übrig. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach neuen Gleichgesinnten. Schnell herrschte ein reger Zulauf. Auch, um für das Training eine städtische Anlage nutzen zu dürfen, beschlossen die Aktiven daraufhin, einen eigenen neuen Verein zu gründen. „Da wir ohnehin mehr Eigenbestimmung übernehmen und für neuen Schwung sorgen wollten, war das ein logischer Schritt“, sagt Peters.

Zu Beginn waren es rund 15 Hobbykicker, die den FFB angehörten, inzwischen sind es mehr als 40. „Bei uns ist jeder willkommen, der ordentlich Fußball spielen kann, ehrgeizig, aber nicht zu verbissen ist, und auch mal über sich selbst lachen kann“, sagt Peters.

Wenn ein Spieler keine Lust
hat, ist das auch mal in Ordnung

Trainiert wird dreimal die Woche – dienstags ab 18.30 Uhr, freitags ab 20 Uhr und sonntags ab 1 Uhr – auf dem Kunstrasen-Kleinspielfeld am Büdericher Eisenbrand – und das das ganze Jahr. „Schlechtes Wetter oder Feiertage sind bei uns kein Grund, nicht zu spielen“, sagt Peters lachend. Wer keine Lust habe, könne einfach – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – zuhause bleiben. „Wir sind ein Sammelbecken für all die Spieler, die gerne noch regelmäßig kicken, aber keine Lust mehr auf Verbindlichkeit haben“, betont Peters.

Trotzdem sind gerade bei schönem Wetter häufig mehr als 20 Personen vor Ort. Die beiden Brüder Oweis und Mohammad Waiezi sind fast immer dabei. Vor rund anderthalb Jahren sind sie aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Anfangs schauten sie ihren heutigen Teamkollegen lediglich als neugierige Zaungäste zu. Sehr schnell wurden sie dann gefragt, ob sie nicht selbst mitspielen möchten. Seitdem sind sie ein fester Bestandteil der Truppe. „Die Fußballfreunde bedeuten für meinen Bruder und mich mehr als nur Sport. Sie waren unsere erste Sprachschule und haben uns bei der Integration in die Gesellschaft sehr geholfen“, sagt Oweis Waiezi. Der Rumäne Asen Georgiev pflichtet ihm bei: „Wir sind wie eine große Familie. Wir teilen alle die gleiche Leidenschaft und halten immer fest zusammen.“ Lothar Gerstenberger, der mit 72 Jahren das älteste Mitglied ist, fühlt sich ebenfalls sehr wohl: „Trotz meines Alters werde ich hier sowohl auf als auch neben dem Platz von allen akzeptiert. Deshalb macht es mir großen Spaß, in dieser Truppe zu spielen.“

Dass die FFB eine so heterogene Gruppe und damit ein Beispiel für Vielfalt und gelebte Integration wird, hätte Peters bei der Vereinsgründung selbst nicht erwartet: „Das war damals gar nicht unser explizites Ziel. Trotzdem freuen wir uns, dass es sich in diese Richtung entwickelt hat.“ Der Vorsitzende und seine Mitstreiter wünschen sich, dass der Verein in Zukunft noch weiterwächst. Peters: „Wir würden gerne noch mehr Leute abholen und ins Vereinsleben zurückbringen, die bisher noch nicht das richtige Team für sich gefunden haben.“

Infos gibt es bei Roland Peters per Telefon unter 01702200401, per E-Mail unter [email protected] oder unter

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