Inklusion im Feinkosthandel

Menschen mit geistiger Behinderung stellen in der Meerbuscher Firma „Paul kocht“ Suppen, Kuchen und weitere Lebensmittel her.

Inklusion im Feinkosthandel
Foto: lber

Knallgrün steht es mitten zwischen Ständen auf dem Kaarster Wochenmarkt oder bei unterschiedlichen Festivals: das Paul-Mobil. Im Angebot: Ratatouille-Chutney, Schoko-Kirsch-Kuchen und frische, warme Linsensuppe. Auf den ersten Blick erscheint es wie ein gewöhnlicher Verkaufsstand für Feinkost, aber dahinter steht ein gemeinnütziger Betrieb mit seinem Firmensitz in Meerbusch, der sich auf Inklusion spezialisiert hat.

„,Paul Kocht’ wurde gegründet, um Menschen mit geistiger Behinderung Arbeit zu geben — Arbeit, bei der sie ihren ganzen Eifer und ihre Begeisterungsfähigkeit einbringen können“, erklärt Geschäftsführerin Sybille Hermeling-Krön.

Seit 2014 stellt eine kleine Gruppe aus Jugendlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern verschiedene Feinkostlebensmittel her. Dazu gehören Chutneys, Suppen, Kuchen, Gewürzsalze und Fruchtaufstriche. „Wir wollten eine Arbeit kreieren, bei der die Jugendlichen den Prozess mitverfolgen können und einen Bezug zum Produkt haben. Sie sollen etwas Konkretes herstellen, worauf sie stolz sein können“, sagt Sybille Hermeling-Krön. „So sind wir auf die Produktion von Lebensmitteln, insbesondere Feinkost gekommen.“

Das Projekt startete ursprünglich als Elterninitiative. Hermeling-Krön blickt zurück: „Wir haben uns gefragt, wie es nach der Schule mit den Kindern weitergeht, die eine geistige Behinderung haben.“

Susanne Grüter, Mitarbeiterin von „Paul kocht“

Das Angebot sei zwar da, aber eher beschränkt, deshalb wurde nach einer Alternative gesucht. Drei Jahre lang seien die Vorbereitungen und die Organisation gelaufen, bis schließlich „Paul Kocht“ ins Leben gerufen wurde.

Die Resonanz sei bisher sehr positiv gewesen: „Wir haben schon ein paar Stammkunden, die unsere Produkte gut kennen, es kommen aber auch immer wieder neugierige Marktbesucher auf uns zu“, erzählt Mitarbeiterin Susanne Grüter. Für Interessierte gebe es deshalb am „Paul-Mobil“ immer ein oder zwei Speisen zum Probieren.

Angefangen wurde noch mit handgeschriebenen Etiketten, jetzt werden zwischen 800 und 1000 Produkte im Monat hergestellt, die alle ein einheitlich gestaltetes Etikett bekommen. „Feinkost bietet sich als Produkt an, weil die Chutneys und Aufstriche zum einen haltbar und lagerfähig sind und gleichzeitig viele verschiedene Geschmäcker ansprechen.“, erklärt Sybille Hermeling-Krön. „Und unsere Mitarbeiter können sich handwerklich betätigen und Schritt für Schritt bei der Produktion dabei sein.“

Für die Geschäftsführerin steht Inklusion ganz klar im Vordergrund: „Die eigene Wertschätzung und Lebenszufriedenheit durch erfüllende Arbeit ist für jeden Menschen wichtig. Paul Kocht soll nicht nur als soziales Projekt gesehen werden, sondern eben auch Produkte bieten können, die für sich sprechen. Deshalb sind wir als Betrieb und nicht als Verein aufgebaut.“

Noch hat „Paul Kocht“ keine festen Produktionsstätte, das soll sich aber bald ändern. Im Dezember soll eine feste Küche bezogen werden, inklusive Vor-Ort-Verkauf. Dann sollen auch je fünf feste Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und Helfer entstehen. Finanziert wird das Projekt größtenteils über Verkaufserlöse, aber auch durch Spenden. Für die Finanzierung der neuen Produktionsräume wurde ein Antrag bei der Förderung „Aktion Mensch“ gestellt.

Zu finden sind die Produkte von „Paul Kocht“ immer mittwochs auf dem Wochenmarkt in Kaarst mit dem Paul-Mobil und in einigen ausgewählten Supermärkten. Auch auf einigen Festivals und Messen konnten die Besucher bereits Chili-Chutney und Möhrensuppe kaufen.

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