Umwelt in Meerbusch Die Böller haben Silvester Pause

Meerbusch. · Naturschützer wie Wolf Meyer-Ricks vom Nabu freuen sich, dass in diesem Jahr kein Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet wird. Im Edeka E-Center in Osterath haben bislang auch noch keine Kunden nach Feuerwerkskörpern gefragt.

 Pyrotechnik liegt in einem Lager im Regal. Im Lockdown gilt ein Verkaufsverbot für Silvester-Feuerwerk.

Pyrotechnik liegt in einem Lager im Regal. Im Lockdown gilt ein Verkaufsverbot für Silvester-Feuerwerk.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

In diesem Jahr wird es an Silvester ruhiger in den Straßen Meerbuschs. Nicht nur, weil Partys verboten sind. Auch, weil wegen Corona keine Silvesterböller zu kaufen sind. Die sonst so beliebten Feuerwerkskörper dürften normalerweise ab dem 29. Dezember verkauft werden. Die diesjährige Lieferung jedoch bleibt wohl im Lager, wie im Edeka E-Center in Osterath.

„Wir mussten schon im September bestellen, als das Verbot noch nicht feststand“, sagt Filialleiterin Nina Nettersheim. Sie geht davon aus, dass die Kunden von den Verordnungen an Silvester wissen. Nachfragen nach den Feuerwerkskörpern gab es in den vergangenen Tagen nicht. Und auch der wirtschaftliche Verlust, so hofft Nettersheim, werde sich zumindest langfristig in Grenzen halten. „Im kommenden Jahr werden Raketen und Böller von einer Spezialfirma geprüft. Was noch gut ist, kann dann 2021 verkauft werden“, erklärt die Filialleiterin. Dass das Geschäft mit dem Feuerwerk in diesem Jahr ausfällt, sei für Händler und Hersteller ärgerlich. „Aber es gibt Schlimmeres“, so Nettersheim.

Dass am 31. Dezember nicht geböllert werden darf, ist nicht für jeden eine schlechte Nachricht. „Für viele Menschen bedeutet das Feuerwerk an Silvester Spaß, für die Tiere und die Umwelt ist es hingegen Stress“, sagt Wolf Meyer-Ricks vom Nabu in Meerbusch. Er habe schon immer ein zwiespältiges Gefühl gehabt, wenn er gesehen hat, wieviel CO2 in dieser Nacht in die Atmosphäre gepustet wurde. „Einmal konnte ich diese Nacht auf einem Kirchturm erleben“, berichtet er. Er habe zwar das Feuerwerk von dort gut gesehen, aber die Straßen seien total in Nebelschwaden gehüllt gewesen. Der Umweltschützer erinnert sich, wie man früher, als noch nicht „in diesem Ausmaß geböllert“ wurde, mit dem Feuerwerk umgegangen sei: „Wir haben eine leere Sektflasche auf den Bürgersteig gestellt, und jeder hat eine Rakete angezündet. Die Kinder durften Wunderkerzen abbrennen.“

 Wolf Meyer-Ricks vom Nabu-Meerbusch freut sich, dass es in diesem Jahr keine große Böllerei geben wird.

Wolf Meyer-Ricks vom Nabu-Meerbusch freut sich, dass es in diesem Jahr keine große Böllerei geben wird.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Welch ein Gegensatz zu den vergangenen Jahren: Bündel von Raketen schossen pausenlos in den Himmel. „Die Knallerei nahm oft gar kein Ende.“ Jedes Jahr gebe es zudem Verletzte. Außerdem: „Der Krach ist besonders für Hunde und Katzen belastend, da sie ein wesentlich feineres Gehör haben als Menschen“, erklärt Meyer-Ricks. Am Silvesterabend sollten bei Tierbesitzern Türen und Fenster geschlossen sein, gegebenenfalls auch Rollos herunter gelassen werden, um den Lärm ein wenig zu dämpfen. Katzen mit Freigang sollten am Silvesterabend unbedingt im Haus bleiben. Auch frei lebende Tiere, vor allem Vögel, werden durch den Krach aufgescheucht. „Grelle Blitze und Donnerschläge reißen Meisen, Rotkehlchen, Enten und andere Vögel aus dem Schlaf. Panisch fliehen die Vögel in die Luft, einige von ihnen steigen mehrere hundert Meter hoch in Höhen, die sie sonst kaum erreichen“, erklärt ein Fachmann. Normalerweise schlafen Vögel in der Nacht und schonen ihre Kräfte, die sie im Winter, wenn es wenig Futter gibt, besonders nötig haben. Doch an Silvester verbrauchen sie auf der Flucht vor dem Feuerwerk einen Teil ihrer ohnehin knappen Energiereserven.

Sowieso: Man könne auch in kleinerem Rahmen ohne Knallerei schön Silvester feiern, empfiehlt Meyer-Ricks. Denn es gebe viele Alternativen zum Feuerwerk. Als Einstieg ist bei vielen Deutschen der englische Klassiker „Dinner for one“ beliebt: Miss Sophie, der Butler und vier imaginäre trinkfreudige Gäste, also eine kleine gesellige Runde, die insofern auch gut in die Corona-Zeit passt.

Wachsgießen ist eine umweltfreundliche Variante

Zum Essen, das auch gemeinsam gekocht werden kann, steht bei vielen Menschen eine schöne Silvester-Dekoration hoch im Kurs: Kleine Schornsteinfeger-Figuren, Hufeisen, Glückspfennige und Glücksschweinchen aus Marzipan oder Töpfchen mit Glücksklee sind als Symbol für viel Glück im neuen Jahr beliebt. In den Bäckereien und Supermärkten in Meerbusch gibt es derzeit eine große Auswahl an solchen Dingen. Auch aus anderen Ländern kann man sich Ideen holen: So sind Glückskekse besonders zu Silvester ein tolles Mitbringsel – der Spruch im Inneren des Gebäcks wird laut verlesen und gilt für das kommende Jahr. Die richtigen Speisen können ebenfalls zum Glück im kommenden Jahr beitragen: Damit das Kleingeld nie versiegt, wird in Brasilien am Silvestertag Bohnen-Eintopf Feijoada aufgetragen, in manchen Regionen Deutschlands isst man aus diesem Grund am letzten Tag des Jahres Linsensuppe oder Sauerkraut. Mit einem ungefährlichen Tischfeuerwerk und Spielen kann man sich gut auf den Jahreswechsel einstimmen. Ebenfalls beliebt: Wachsgießen, die umweltfreundliche Variante des Bleigießens, das seit 2018 EU-weit verboten ist. Das Wachsobjekt, das sich im kalten Wasser gebildet hat, dient dabei vielleicht als Orakel für das Jahr 2021.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort