Hektische Verhandlungen bei der Königssuche

Manfred Strutz hat sich mit einem einzigen Schuss den Thron der St. Sebastianer erobert.

Büderich. Jungschützen- und Ehrenvogel sind gefallen, die Pfänder abgeräumt, als die unruhige Ratlosigkeit an der Schießrute vor dem Büdericher Hallenbad zunimmt. „Was passiert, wenn heute kein neuer König in Sicht ist?“

Spekuliert wird, ob die alte Legende stimme, dass dann der Pfarrer ran müsse. Andere wollen den Vorstand verpflichten, wieder andere sehen sich schon zu einem zweiten Vogelschuss aufziehen. Nur die Ausrufung der Republik scheint keine Alternative: Schließlich könne man auf den amtierenden König Willi Vieten zurückgreifen. Dessen Amtszeit ende ja erst mit der Übergabe des Königssilbers an einen Nachfolger.

Tatsache ist, dass Vorstandsmitglieder gezielt Schützen ansprechen, mit Kompaniechefs in Klausur gehen. So mancher kommt mit gequältem Blick zurück, als endlich Gerd van Vreden mit dem Schützensilber über dem Arm zum Schießstand geht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es weiter geht.

Doch immer noch tritt kein Bewerber vor. In den Fokus der Gerüchte rückt jetzt der Gardegrenadier Angelo Sala. Der steht aber bei seiner Truppe und trinkt seelenruhig ein Bier, während sein Kamerad und Ex-Schützenkönig Thomas Kunze auf ihn einredet. Doch tatsächlich verkündet der Italiener schließlich seine Kandidatur.

Als hätte es dieses Signals bedurft, legt nun auch Thomas Bergmann, Rittmeister der Roten Husaren, seine Uniform an und wirft den sprichwörtlichen Hut in den Ring. Die Überraschung ist perfekt, als auch Manfred Strutz von der Jägerkompanie Eintracht zum Kreis der Bewerber drängt. Dann geht alles ganz schnell: Die drei losen die Reihenfolge aus, Strutz zieht die 1 und fegt mit seinem ersten Schuss die Metallplatte aus dem Kugelfang.

Jubelnde Jäger heben den König auf ihre Schultern. Im Eifer des Gefechts fällt wohl eine Umarmung etwas zu heftig aus, so dass vom Königssilber vier Plaketten, beginnend mit König Peter Tilgner, abreißen und von Vorstandsmitgliedern sichergestellt werden.

Der neue König selbst lacht: „Mit dem Ehrenkönig hat es nicht geklappt, da musste es ja jetzt gehen.“ Nur eine Stunde vor dem Schuss ahnten weder der 51-jährige noch Ehefrau Christa, dass sie ihr Leben für ein Jahr verändern und in drei Wochen im Mittelpunkt des Schützenfestes stehen würden.

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