Schule in Meerbusch Wünsche für Schule nach Corona

Meerbusch · Drei Grundschulleiterinnen ziehen nach zwei Jahren Pandemiezeit Resümee und haben Zukunftswünsche für die Jungen und Mädchen, die Lehrkräfte und Eltern. Sie wollen wieder agieren und nicht mehr nur reagieren.

 Martina Arntjen, Stephanie Pieper und Anne Weddeling-Wolff (von links) tauschen sich aus .

Martina Arntjen, Stephanie Pieper und Anne Weddeling-Wolff (von links) tauschen sich aus .

Foto: male

Eigentlich sollte es im Gespräch mit Anne Weddeling-Wolff, Schulleiterin der Martinus- Grundschule in Strümp, Stephanie Pieper, Schulleiterin der Brüder-Grimm-Grundschule in Büderich, und Martina Arntjen, Schulleiterin der Eichendorff-Grundschule in Osterath, einmal nicht um Pooltests, Quarantäne und Masken gehen. Doch Corona ist an den Meerbuscher Grundschulen seit zwei Jahren das Thema, das alles überlagert.

„Die Kinder sind in der Zeit ängstlicher, vorsichtiger und umsichtiger geworden“, hat Lehrerin Anne Weddeling-Wolff festgestellt. Denn selbst in der kurzen Zeit, als die Masken in den Klassen fielen, behielten viele Jungen und Mädchen ihren Mund-Nasenschutz im Gebäude und in der Klasse auf. „Das Thema Corona und Masken polarisiert“, sagt Weddeling-Wolff. Doch die drei Schulleiterinnen und ihre Kollegen müssen neutral sein, die Eltern informieren und auf die Rechtslage verweisen. Das gilt auch für einen Fall, wo ein Kind von der Maskenpflicht befreit sei. Die Gemüter kochten in diesem Fall hoch, doch dürfe sich die Schulleitung nicht auf eine Seite schlagen, sondern müsse immer wieder rechtliche Grundlagen erklären. „Das ist anstrengend und belastend“, sind sich die drei einig.

„Wir sind froh, dass unsere Kinder gesund sind, dass sie strahlen und lachen“, sagte Anne Weddeling-Wolff. Und die engagierten Pädagogen tun viel dafür, dass die Kinder weiterhin gerne zur Schule gehen. Denn die Zeit des Distanzunterrichts sei für alle Beteiligten schrecklich gewesen. Stephanie Pieper lobt die aus Landesmitteln finanzierte Extra-Zeit zum Lernen. Diese Förderung umfasse alle Fächer, finde außerhalb des Unterrichts in kleinen Nachhilfegruppen statt. In der letzten Zeit haben die Schulen auch noch Bildungsgutscheine von der Stadt Meerbusch erreicht. Dieses Angebot „Aufholen nach Corona“ ist auch für die Schüler mit großen Corona-Lücken gedacht. Die Gutscheine können unter anderem bei der Schülerhilfe in Lank und Osterath eingelöst werden. Denn nur zertifizierte Anbieter dürften diese Gutscheine im Wert von 200 Euro einlösen.

Dabei findet die Nachhilfe in Absprache mit den Lehrern statt. Außerdem müsse jede geleistete Nachhilfestunde dokumentiert werden. Martina Arntjen hat 24 und Anne Weddeling-Wolff hat 36 Gutscheine erhalten, die bei den Bildungspartnern in je zehn Stunden á 90 Minuten eingelöst werden können. „Jetzt liegt es an uns, die Kinder auszuwählen, die es am nötigsten haben“, sagt Arntjen. Auch aus einem weiteren „Topf“ bedienen sich die Pädagogen gerne zur Freude der Kinder. Hier wird Geld zur Verfügung gestellt, den sozial-emotionalen Bereich, der in der Zeit des Homeschoolings auf der Strecke geblieben ist, zu
fördern.

Alle Lehrerinnen wollen den Präsenzunterricht aufrecht halten

Anne Weddeling-Wolff freut sich schon, wenn die Hühner wieder im Haus sind. Bei dem Projekt „Chicken on Tour“ gastiert das Federvieh für einige Tage auf dem Schulhof – Eier inclusive. Stephanie Pieper und Martina Arntjen werden Gelder für die Gewaltprävention an der Schule abrufen und Treffen und Ausflüge im Freien (Wald und Kartoffelacker) anbieten. Auch Kinobesuche seien möglich, wenn jede Klasse ihren eigenen Saal besuchen dürfe. „Schule hat aus der Pandemie gelernt“, sagt die Leiterin der Martinus Schule. Martina Arntjen erzählt, dass der Schulhund in einem Video durch die ganze Schule geht und Interessierten Klassen und Schulhof zeigt. „Da kein Tag der offenen Tür stattfinden durfte, mussten wir erfinderisch sein, um uns zu präsentieren.“ „Unsere Abschiedsfeier für die Viertklässler war in die Jahre gekommen“, erinnert sich Stephanie Pieper. Seit Corona findet sie auf dem Schulhof statt, die Lehrer stehen mit Pompons in den Händen für die Kinder Spalier und „werfen diese nebst Eltern hinaus“. Ein Riesenspaß für die Jungen und Mädchen, die auf die weiterführenden Schulen
wechseln.

„Die mediale Entwicklung ist durch die Pandemie rasant in Bewegung geraten“, sagt Martina Arntjen. Da gehe auch an ganz großes Lob an die Stadt Meerbusch: i-Pads standen sofort zur Verfügung, und Lüftungsanlagen wurden in allen Schulen eingebaut.

Dennoch ist die Wunschliste der Lehrerinnen lang: Wir wollen Zeit zum Innehalten haben (Weddeling-Wolff). Wir wollen nicht mehr nur reagieren, wir wollen agieren (Pieper). Alle wollen den Präsenzunterricht aufrecht halten und die enge Kooperation zwischen Kitas und Schulen wiederherstellen. Denn die „Vorarbeit im sozial-emotionalen Bereich“ werde in den Kindergärten gelegt. Aber auch die waren geschlossen, und die Bedürfnisse der Kinder blieben auf der Strecke. „Einige Erstklässler sind erst jetzt nach den Zeugnissen richtig in der Schule angekommen“, hat Arntjen beobachtet. Dass die Kinder sich wohlfühlen in den Schulen, dafür sorgen die Leitungen.

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