Gründer entscheiden sich für Meerbusch

Nicht nur beim Heimatshoppen fällt auf: Die meisten Geschäfte in Meerbusch sind inhabergeführt.

Gründer entscheiden sich für Meerbusch
Foto: Ulli Dackweiler

Mindestens 95 Prozent aller Geschäfte in Meerbusch sind inhabergeführt, es gibt außer Lebensmittelmärkten oder Drogerien kaum Ketten. Und auch der Leerstand von Läden ist minimal, geschätzt unter fünf Prozent. „Und das alles gegen den Trend“, sagt Wirtschaftsförderin Heike Reiß. In den letzten Wochen haben enorm viele Läden neu eröffnet, haben sich Existenzgründer aus unterschiedlichen Branchen für Meerbusch entschieden. Dem Handel in der Stadt geht es also gut. Viele sind sich sicher, dass dort, wo viele Gutverdiener leben, sich schicke Mode, eine Beautylounge oder ein Spitzenrestaurant am Markt behaupten könnten. Darum nutzten auch viele — aber lange noch nicht alle — Geschäftsleute die dreitägige Aktion Heimatschoppen.

Gründer entscheiden sich für Meerbusch
Foto: Ulli Dackweiler

Rund 60 Läden in Lank-Latum, Osterath und Büderich beteiligten sich am Projekt, das von der IHK, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung organisiert wurde. Mittlerweile beteiligen sich Läden in 150 Städten an der Aktion. Dazu gehörte zum einen die lange Meerbusch-Nacht, zum anderen Freitag und Samstag besondere Angebote wie Verkostungen oder Rabatte.

„Hier kaufen wir alles, was wir bekommen können: Wir gehen ‚ins Dorf‘ und fahren nur selten in die umliegenden Großstädte“, erzählen Heike und Ralf Waltemade, während sie sich vor Herrenmoden Liersch an der Dorfstraße in Büderich Sommershirts ansehen. Sie finden, es hängt von der Vielfältigkeit des Einzelhandels-Angebots ab, ob „Heimatshoppen“ gepflegt wird: „Deshalb bedauern wir sehr, dass es an der Dorfstraße keine Drogerie mehr gibt.“ Dieses Manko interessiert Sarah und Martin Ludgen bei ihrem Einkaufsbummel mit den Kindern Stella (2), Jakob (5) und Caspar (9) nicht. Sie erklären: „Schuhe kaufen wir immer hier.“ Wie die Begeisterung von Stella für das Glitzerpaar zeigt, hat Michaela Kalte beim Ordern das richtige Händchen. Sie ist seit 20 Jahren mit Kinderschuhe Fumino an der Düsseldorfer Straße, hat sich an der ersten „Langen Meerbusch Nacht“ beteiligt. Sie findet die Aktivitäten von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing „großartig“: „Trotzdem denke ich, dass ein anderes Konzept besser wäre. In Meerbusch ist alles verstreut, die Händler müssten sich intensiver verknüpfen.“ Während in der Confiserie Adams am Donnerstagabend nur wenige Flammkuchen über die Theke gingen und Lucille Rager-Barré in Osterath bedauert, dass sie wegen der ausbleibenden Besucher viele der eigens hergestellten französischen Spezialitäten wegwerfen muss, war Michaela Kalte mit dem Besuch am späten Abend zufrieden. So verlief die Premiere der längeren Öffnungszeiten unterschiedlich. „Es wird auf jeden Fall eine Wiederholung geben. Die Einzelhändler haben sich viele Aktionen einfallen lassen und weithin sichtbar mit Ballons und anderen Werbemitteln gezeigt, dass sie dabei sind“, sagt Heike Reiß.

Jovana Walker hat Ende 2015 „Liwing Room“ eröffnet, bietet Home-Accessoires und fühlt sich am Standort Dorfstraße sehr wohl: „Ich bin zum ersten Mal dabei und freue mich über neue Kunden.“ Sie wird die Aktion auch in Zukunft unterstützen und die Werbeartikel, die Stadt zur Verfügung stellt, gerne nutzen. Für Sabine Pooschke kommen vor allem die Einkaufstüten mit dem Logo gerade richtig. Sie ist erst vor kurzem nach Meerbusch gezogen und hat von Freunden den Tipp bekommen, auf der Dorfstraße einkaufen zu gehen. Bei „Veneziano“ wurde sie fündig. Dass sie sich als Kundin im Rahmen der „Heimat shoppen“-Tage einen Schal als Geschenk aussuchen durfte, findet sie großartig. Und auch Inhaberin Dorothee Meier zu Verl ist zufrieden: „Das Interesse an der neuen Herbstware ist da.“ „Super zufrieden“ ist Ingo Schröder, Sport Schröder: „Ich bin beim nächsten Mal wieder dabei.“ Lob von Frank Altenberg, Goldschmied an der Witzfeldstraße: „Die Stadt macht das äußerst engagiert. Deshalb ist der Aufwand für den Einzelhändler gering.“

Dem schließt sich Anne Rhein, Apotheke am Deutschen Eck, an. Aber mit der Resonanz auf ihr Thema „Heilpflanze gegen Herbstblues“ und einen dazu passenden Lavendelsirup mit Prosecco ist sie unzufrieden: „Die Kunden lassen sich hier beraten und kaufen dann online.“

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