Kunst in Meerbusch Vögel sollen Unterführung zieren

Meerbusch · Ein Wandbild von professionellen Künstlern soll Schmierereien vorbeugen. Die Umsetzung könnte noch im Juli beginnen.

 Die Unterführung soll mit einem angedeuteten Höhenprofil der Landschaft von Meerbusch und heimischen Vogelarten gestaltet werden. Änderungen sind aber noch möglich.

Die Unterführung soll mit einem angedeuteten Höhenprofil der Landschaft von Meerbusch und heimischen Vogelarten gestaltet werden. Änderungen sind aber noch möglich.

Foto: RP/Straßenfarben Meerbusch

Die Bürger von Osterath sind froh, seit Ende März endlich die Unterführung unter der Bahntrasse nutzen zu können. Umso größer war der Ärger, als bereits wenige Tage nach der Freigabe die erste großflächige Schmiererei zu sehen war. Diese ist inzwischen entfernt und die Stadt will weiterem Vandalismus vorbeugen – indem sie selbst eine künstlerische Gestaltung in Auftrag gibt.

Ausführen wird das Projekt Straßenfarben Meerbusch, welches bereits an verschiedenen anderen Orten im Stadtgebiet legale Graffiti organisiert hat. Eine der Initiatorinnen, Isabelle Hoffmann, hat dem städtischen Kulturausschuss jetzt die Planungen für die Unterführung Osterath vorgestellt. Angedacht ist aktuell eine blau-grüne Grundfarbe der Wand, die abstrahiert das Höhenprofil der Region umreißen soll. Blickfang wird die Darstellung heimischer Vogelarten. „Das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt“, so Hoffmann. Die Stadt könne in Abstimmung mit den Künstlern das Motiv auch noch ändern. Dennoch gab es für die aktuellen Pläne großen Zuspruch aus den Reihen der Politiker – auch, weil die Arbeit des Projektes Straßenfarben in Meerbusch bereits mehrere ehemals unschöne Stellen aufgewertet hat.

 Hervorgegangen ist das Projekt im Jahr 2020 aus der Gestaltung eines Trafohäuschens am Böhler Weg. Die Resonanz hat die Organisatoren dann zu weiteren Projekten inspiriert, von denen die ersten Bilder auf der Wand der alten Q1-Tankstelle in Osterath waren. Auch die Aufwertung von neun Litfaßsäulen im Stadtgebiet geht auf Straßenfarben zurück. Das vielleicht wichtigste Projekt bisher ist die Gestaltung der Unterführung am Krähenacker. Diese war mit Schmierereien versaut, ehe die Künstler von Straßenfarben hier aktiv wurden. Isabelle Hoffmann betont, dass die Kunstform Graffito mehr ist als hingeschmierte Schriftzüge.

„Straßenkunst ist dann hochwertig, wenn die Künstler Zeit investieren können. Das ist aber natürlich nur möglich, wenn sie nicht mit der Angst arbeiten, erwischt und bestraft zu werden.“

Die Initiatoren von Straßenfarben legen Wert darauf, nicht nur verschiedene Stile in Meerbuschs Straßenkunst vertreten zu wissen, sondern auch sicherzustellen, dass keine anzüglichen, illegalen oder politischen Inhalte darstellt werden.

Die Künstler, mit denen das Projekt zusammenarbeitet, sind teils seit Jahrzehnten aktiv und international bekannt. Bisher haben sie die Projekte in Meerbusch kostenlos umgesetzt, sogar das benötigte Material selbst bezahlt. Teils haben sich aus der öffentlichen Arbeit auch private Aufträge für die Straßenkünstler ergeben. Für das großflächige Kunstwerk an der Osterather Unterführung wird die Stadt allerdings höchstwahrscheinlich zahlen müssen, wenn sie das Motiv selbst bestimmen und einen Zeitplan für die Arbeiten festlegen will. Dazu kommt eine Gebühr von 1500 Euro, die die Bahn als Eigentümerin des Bauwerks für die Gestaltung erhebt.

Ehrenkodex verbietet Übermalung qualitativer hochwertiger Werke

Dafür wird das Kunstwerk die Unterführung jedoch voraussichtlich vor wilden Graffiti schützen. Denn innerhalb der Sprayer-Szene gibt es einen Ehrenkodex, die Werke anderer Straßenkünstler nicht zu übermalen – vor allem dann nicht, wenn sie qualitativ hochwertiger sind als die eigenen Arbeiten.

Da für die Unterführung professionelle Künstler engagiert werden sollen, sollten somit weitere ungewollte Graffiti verhindert werden. Zusätzlich wird über der geplanten Arbeit eine Schutzschicht aufgebracht, sodass eventuell trotzdem angebrachte Schmierereien mit relativ wenig Aufwand entfernt werden können, ohne das Kunstwerk zu beschädigen. „Ernsthafte Straßenkünstler werden sich an diesen Ehrenkodex halten“, sagt Isabelle Hoffmann, „Und wenn ein Kind seine Initialen mit Edding hinkritzelt, kriegt man das gut wieder ab.“

Der aktuelle Planungsstand wurde von der Meerbuscher Stadtpolitik weitestgehend begrüßt. Tatsächlich soll die Gestaltung nun möglichst schnell in die Umsetzung gehen, auch, um weitere Schmierereien zu vermeiden. Vermutlich sollen die Künstler im Juli aktiv werden. Offen bleibt hingegen die Frage, ob auch die Abgänge und Außenwände des Unterführungs-Bauwerks mit legalen Graffiti geschmückt werden sollen. Dies würde wegen der größeren Fläche länger dauern und weitere Kosten mit sich bringen – hier muss die Politik im Spätsommer, nach Fertigstellung des Kunstwerks in der Unterführung, eine Entscheidung treffen. Und eine Bitte an Politik und Verwaltung hatte Hoffmann auch: In Meerbusch fehle eine öffentliche Fläche, an der Straßenkunst legal und selbstständig praktiziert werden kann – eine sogenannte Hall of Fame. Die Initiatorin der Straßenfarben rief die Politik dazu auf, die Augen nach einer solchen Fläche, etwa einer geeigneten Mauer, offen zu halten.

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