Ende eines Kirchen-Projekts Givebox: Gemeinde hat die Nase voll

Kostenlos Dinge tauschen – das war die Idee. Doch Bürger nutzten die Giveboxen in Lank und Strümp immer wieder, um ihren Müll zu entsorgen. Jetzt ist Schluss.

 Pfarrerin Heike Gabernig und die Konfirmanden der Gemeinde waren bei der Eröffnung der Givebox im Jahr 2016 guter Dinge.

Pfarrerin Heike Gabernig und die Konfirmanden der Gemeinde waren bei der Eröffnung der Givebox im Jahr 2016 guter Dinge.

Foto: RP/EVK

„Das ist wirklich schade, dass die Gemeinde die zwei Giveboxen in Lank und Strümp zumachen will,“ bedauern die Senioren, die sich am Montag zum Spiele-Nachmittag in der evangelischen Versöhnungskirche einfinden. Doch sie könne verstehen, dass es so nicht weiterging. „Ich habe selbst einmal gebrauchte Unterhosen aus einem Karton gezogen“, erzählt Heidi Bauhof, die auch Mitglied im kirchlichen Kreativkreis ist. „Wir haben jeden Donnerstag nach unserem Treffen einen Blick in die Givebox geworfen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist,“ berichtet sie. Oft war es das nicht.

Einmal lehnte eine Babybettmatraze an dem Häuschen, ein anderes Mal hatte jemand Essig-Öl-Dressing ins Regal gestellt und auf dem Fußboden eine große Plastiktüte mit Kleidung deponiert. Dabei weist ein Schild darauf hin, was in der Givebox erwünscht ist und was nicht. Weder Lebensmittel noch Kleidung oder gefährliche Sachen wie Messer oder Tabletten sind erlaubt. Auch Adi Krey ist enttäuscht, dass diese Hinweise nicht beachtet wurden. „Manche Menschen stellen einfach gepackte Kartons oder Koffer in die Box, ohne die Dinge in die Regale zu räumen“, hat er beobachtet. Auch jetzt stehen wieder zwei Kartons mit allerlei Krimskrams herum. Die Gemeinde muss die unerwünschten Gegenstände dann bis zum nächsten Sperrmüll ­unterstellen.

Die Giveboxen waren ein Projekt der Konfirmandenarbeit der evangelischen Gemeinde. „Am Anfang stand eine tolle Idee: Wir wollten ein Häuschen errichten, in das Menschen etwas hineinlegen konnten, was zu schade war, um es in die Mülltonne zu werfen“, so Pfarrerin Heike Gabernig. Und andere Menschen konnten sich gratis bedienen.

Unter tatkräftiger Hilfe von Konfi-Eltern wurde 2002 das erste Holzhäuschen vor der Lanker Kreuzkirche errichtet, dem einige Jahre später ein ähnliches in Strümp folgte. Während man zunächst mit Paten arbeitete, die die gespendeten Dinge einräumten oder aufräumten, vertraute man später darauf, dass sich jeder verantwortlich fühlte, der etwas hineinlegte. Vergeblich.

„Verschmutzte Kleidung, stinkende Bücher, Tassen, denen man noch das letzte Getränk ansah, und vieles mehr“, zählt Gabernig auf. Fast jeden Monat habe man Sperrmüll und Elektroschrott anmelden müssen, denn für den zusätzlichen Müll war kein Platz in den normalen Tonnen der Gemeinde.

„Manche Menschen stellten ihren Müll einfach vor der Givebox ab. Hauptsache, man war die Sachen los“, ärgert sich die Pfarrerin. Mehrere Male habe man die Reißleine gezogen, die Häuser entmüllt und für einige Zeit geschlossen, um sie dann wieder in sauberem und ordentlichem Zustand zu öffnen. Doch die Freude habe nicht lange angehalten. Schweren Herzens habe nun das Leitungsgremium der evangelischen Kirchengemeinde beschlossen, die beiden Häuschen zu schließen und abzubauen.

Sie bedauert es sehr, dass die Idee der Nachhaltigkeit nicht funktioniert habe. Inzwischen ist die Givebox in Lank bereits leergeräumt. In Strümp stehen dagegen noch viele Dinge in dem Häuschen an der Versöhnungskirche, die brauchbar sind.

So hat Heidi Bauhof eine große grüne Glasschale entdeckt, die sie mitnehmen möchte. Eine andere Seniorin deckt sich mit Lesestoff ein, der noch reichlich vorhanden ist. „Ich bin immer gerne gekommen“, sagt sie.

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