Gewerbegrundstücke bleiben Mangelware

Wirtschaftsförderin Heike Reiß kann nur Bestandspflege betreiben, denn Neuansiedlungen sind schwierig.

Gewerbegrundstücke bleiben Mangelware
Foto: Stadt Meerbusch

Es gibt kaum noch städtische Grundstücke, auf denen sich weitere Gewerbebetriebe in Meerbusch ansiedeln könnten. Darum muss sich Wirtschaftsförderin Heike Reiß mehr auf Bestandspflege und so genanntes Netzwerken statt auf Neuansiedlungen konzentrieren. Nur ein Beispiel für den aktuellen Grundstücksmangel: Im Gewerbegebiet Bundenrott gebe es zwar einige wenige freie Flächen ab 2000 Quadratmetern. „Für die liegen aber schon Reservierungen vor beziehungsweise gibt es Interessenten.“ Zwei freie Grundstücke werden aktuell im Internet für den Business-Park Mollsfeld offeriert. Das Interkommunale Gewerbegebiet, das an der A 44 von den Städten Krefeld und Meerbusch gemeinsam entwickelt werden soll, würde für die nächsten Jahre Flächen ausweisen, ist aber planerisch ins Stocken geraten. Aber: In den Regionalplan hat es dieses Areal zumindest schon mal geschafft.

Gut läuft es auch auf dem Gelände der Alten Seilerei, auf dem zuletzt Richtfest für eine weitere Halle gefeiert wurde. Dort aber werden Gewerbeflächen ausschließlich vermietet. „Und die meisten Firmen wollen natürlich den Grund und Boden kaufen“, so Heike Reiß. Das niedrige Zinsniveau mache diese Investitionen zurzeit lukrativer als eine Miete. „Die Nachfrage nach Eigentum ist größer als nach Mietobjekten.“

Sie befindet sich damit in einem positiven Dilemma: Die Wirtschaft floriert, die Nachfrage nach Flächen ist konstant hoch — sie kann sie aber nicht bedienen. Das führt aber auch politisch immer wieder zu Diskussionen, weil sich Politik eigentlich noch mehr Gewerbebetriebe wünscht — mit dem Ziel, die Einnahmen durch Gewerbesteuern zu erhöhen. Besonders unglücklich sei dieser Grundstücksmangel außerdem, weil das Wirtschaftsbarometer für den gesamten Kreis zurzeit gerade aufwärts zeige, so Heike Reiß. „Und wir hoffen, dass das auch im neuen Jahr so bleibt.“ Trotz knapper Gewerbegrundstücke generell in der Stadt entwickelt sich Meerbusch aber als Messestandort weiter. Grund: das Areal Böhler, das von der Adresse her auf Meerbuscher Stadtgebiet liegt. Hochzeitsmesse, Gallery, Rheingolf oder die Polis Convention sind nur einige der Messen, die in den ersten Monaten des nächsten Jahres an der Hansaallee stattfinden.

Zur Wirtschaftsförderung gehört thematisch auch das Stadtmarketing — und hier gilt die Aktion Heimatshoppen als Magnet und soll als Ganzjahres-Kampagne weiter ausgebaut werden. Dazu gehört zum Beispiel das Projekt „Künstler gestalten Schaufenster“, das den Blick der Kundschaft auf Geschäfte vor der eigenen Haustür lenken soll. Die Kunstwerke bleiben im Frühjahr in den Fenstern zu sehen, die eigentliche Heimatshoppen-Aktion findet wieder im September statt. „Da bleiben wir dran — und haben uns gefreut, dass auch im Weihnachtsgeschäft die Waren in unsere Heimatshoppen-Tüten eingepackt wurden“, so Heike Reiß.

Beim Blick auf den Einzelhandel stellt sie immer wieder fest, dass es kaum Leerstände gebe. „Das gilt für alle Ortsteile.“ Sobald ein Geschäft frei werde, gäbe es schon neue Interessenten. Aktuelles Beispiel aus Büderich: Margarete Janzen hat zum Jahresende ihr Gewerbe abgemeldet und schließt nach knapp anderthalb Jahren ihren aufwendig gestalteten Beauty-Salon am Pfarrgarten. Nachmieter wird Innenarchitekt Patrick Treutlein, der dort mit einem Küchenstudio ein weiteres Geschäft eröffnet.

Zur Wirtschaftsförderung gehört außerdem das ATP-Tennisturnier, das in jedem Jahr aus dem Rathaus ideell unterstützt wird. „Es findet auch 2018 wieder statt“, so Reiß, die das Turnier regelmäßig nutzt, um eine ATP-Business-Night mit zahlreichen Netzwerkern aus der ganzen Region zu veranstalten.

Aktuell im nächsten Jahr wird das Thema Datenschutzverordnung. Denn im Mai 2018 tritt die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft. Das hat Konsequenzen für die Wirtschaft — zum Beispiel beim Versand jeder E-Mail. Auf die Unternehmen kommen mehr Dokumentations- und Informationspflichten zu. Bis zum 25. Mai 2018 müssen alle betroffenen Firmen auf die Neuerungen vorbereitet sein. Am 5. Februar findet ab 18 Uhr darum als Gemeinschaftsveranstaltung der Wirtschaftsförderungen des Rhein-Kreises Neuss, der Stadt Meerbusch, dem Europabüro des Kreises sowie der Agentur Adisfaction AG aus Meerbusch das erste E-Privacy-Forum im Juca in Osterath statt. Es soll alle Unternehmer informieren, welche Folgen die neue Verordnung im Einzelnen hat.

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