Fußball-WM in Meerbusch Ruhige Weihnachtsfeiern statt WM-Fieber

Meerbusch · Viele Restaurants und Gaststätten in Meerbusch werden die Spieler der bevorstehenden Fußball-WM in Katar zwar zeigen, ihre Erwartungshaltung ist jedoch eher gering. Die kühlen Temperaturen schränken die Möglichkeiten ein.

Viele Meerbuscher Gastronomen werden die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zeigen. Große Fußball-Partys erwarten sie aber nicht.

Viele Meerbuscher Gastronomen werden die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zeigen. Große Fußball-Partys erwarten sie aber nicht.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Korruption bei der WM-Vergabe, mehrere tausend tote Arbeiter beim Bau der Stadien, das Verbot von homosexuellen Handlungen und eingeschränkte Menschenrechte: Die Fußball-Weltmeisterschaft sorgt kurz vor dem Start am Sonntag für viele Diskussionen. In Deutschland hat sich eine Bewegung mit dem Namen „Kein Katar in meiner Kneipe“ gebildet. Hunderte Bar- oder Restaurantbesitzer hab sich zusammengeschlossen und sich bewusst dazu entschieden, die Partien nicht öffentlich zu zeigen – auch wenn das oft Einnahmeeinbußen zur Folge hat.

In Meerbusch ist die Stimmung bei den Inhabern gedämpft, dem Boykott schließt sich laut einer Umfrage aber niemand an. „Meine persönliche Meinung zählt in diesem Fall nicht. Als Gastronom muss ich Geld verdienen, und wenn die Nachfrage da ist, werde ich dieser auch nachkommen“, sagt Alex Georgiadis, Inhaber des „Gulasch“ in Büderich. Die Spiele der DFB-Auswahl werden innen auf einer Leinwand und im Außenbereich auf zwei Fernsehern zu sehen sein. Bei den übrigen Partien wird Georgiadis auf den Bedarf reagieren.

Ähnlich verhält sich auch Inhaber Markus Vieten vom „Wirtshaus Baumeister“ in Strümp. „Bislang ist das Interesse an der WM noch recht gering. Ich werde die Partien erstmal ohne Ton laufen lassen und dann abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.“

Im „Landgasthof zum Hasen“ in Nierst sollen vier Screens für ein gutes Gemeinschaftserlebnis sorgen. „Die Nationalmannschaften und die teilnehmenden Fußballer können doch nichts dafür, dass die FIFA die WM in so ein Land vergeben hat. Ich finde es deshalb nicht richtig, das Ganze zu boykottieren“, sagt Inhaber Detlef Hensel. Was er bedauert, ist, dass das Turnier im Winter stattfindet und die 40 Plätze in seinem Biergarten somit leer bleiben werden. „Eine WM im Sommer wäre deutlich besser, weil die Leute gerne draußen sitzen und die Spiele verfolgen. Das ist jetzt nicht möglich“, sagt Hensel.

Genau aus diesem Grund wird im Restaurant „Da Toto“ in Bösinghoven gar nichts zu sehen sein. „Bei der jüngsten Europameisterschaft konnte man bei uns die Spiele draußen verfolgen. Dafür ist es im Winter zu kalt. Im Innenbereich möchten die Gäste lieber in Ruhe essen, daher haben wir uns gegen eine Übertragung entschieden“, sagt Carmela Marsala, die für die Bewirtung der Gäste zuständig ist.

Im „Gasthaus Krone“ in Büderich bleiben die Fernseher ebenfalls aus, weil dort in den kommenden Wochen viele Weihnachtsfeiern und Winteressen stattfinden und deshalb keine Plätze fürs „Public Viewing“ frei sind.

Im Osterather „Stellwerk“ hofft Inhaber Aldin Mehinagic darauf, dass die deutsche Mannschaft erfolgreich abschneiden wird. „Ich glaube, je weiter sie kommt, desto mehr Menschen werden auch ins WM-Fieber kommen“, sagt er. Inwieweit Beamer und Leinwand zum Einsatz kämen, hänge vom Andrang ab. Dass er möglicherweise Kritik von seinen Gästen einstecken muss, damit kann Mehinagic leben: „Man kann es nicht jedem recht machen. Einige Leute wollen die Weltmeisterschaft schauen, andere nicht. Ich finde, man sollte beide Seiten verstehen.“

Im „Kapellchen“ in Büderich verfolgen normalerweise vor allem Fortuna- und Gladbach-Fans auf vier TV-Geräten die Spiele ihres jeweiligen Lieblingsteams. „Ob diese Leute jetzt auch die WM schauen möchten, lässt sich schwer vorhersagen“, sagt Mitarbeiter Michael Hermes. Auch Jonathan Höhn, Inhaber der „Pauls Savanne“ in Osterath rechnet mit keiner Euphoriewelle: „Aktuell gehe ich davon aus, dass wir die Spiele eher im Hintergrund laufen lassen, weil das Interesse bei unseren Gästen nicht so groß sein wird.“

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