Frau hilft beim Schriftverkehr

Ulla Sommers unterstützt Senioren mit ihren gegründeten Schreibservice. Jeden Donnerstag informiert sie im Alten Küsterhaus ihre neuen Kunden.

Frau hilft beim Schriftverkehr
Foto: Goldlücke

Vor einem halben Jahr gab Jutta Schörry ihr Haus in Büderich auf. Zwei Schlaganfälle und andere Krankheiten hatten ihr zugesetzt. Für eine bessere Betreuung zog sie nach Lörick ins Seniorenstift. Sie fühlt sich wohl in ihrer kleinen Wohnung, kommt mit dem Rollator gut zurecht und wird drei Mal pro Woche zur Dialyse gefahren. Aber manche Verrichtungen des Alltags fallen der früheren Bankangestellten schwer.

„Den Schreibkram kann ich wegen meines eingeschränkten Sehvermögens kaum bewältigen“, erzählt die 79-Jährige. „Eine Freundin würde mir ja helfen. Aber mit ihr möchte ich lieber etwas Lustiges unternehmen, damit ich mal rauskomme. Darum bin ich glücklich, dass es Frau Sommers gibt.“ Neben ihr sitzt Ulla Sommers und sichtet einen Stapel Papiere. Sie kümmert sich für Jutta Schörry um die Korrespondenz mit Krankenkassen und Ämtern sowie die Buchhaltung.

Das Angebot des Schreibservices ist maßgeschneidert für Senioren, die beim Schriftverkehr Unterstützung brauchen. „Ich erledige das zuverlässig und schnell“, erklärt Ulla Sommers. „Vor allen Dingen bin ich diskret. Wenn ein Fremder Einblick in persönliche Angelegenheiten bekommt, muss das Vertrauen gegeben sein.“

Sie bringt Berufserfahrung aus mehreren Sparten mit, war Vorstandssekretärin, Galeristin und Agentin für Werbe-Illustratoren. Wie im Haus Lörick bietet sie auch in Meerbusch ihren Service an. Jeden Donnerstag kommt sie mit ihrem Mann Bernward Müller zwischen 15 und 18 Uhr ins Alte Küsterhaus nach Büderich. Dass erste „Beschnuppern“ ist kostenlos, später stellt sie pro Stunde 15 Euro in Rechnung. „Wenn wir uns einig werden, besuche ich meine Kunden natürlich zu Hause“, sagt Ulla Sommers. „Mein Mann und ich nehmen ihnen bei Bedarf auch Behördengänge ab.“

Gleich am ersten Donnerstag erhielt sie einen Auftrag: Eine Witwe, deren Mann früher alles Schriftliche besorgt hatte, fühlte sich hilflos und überfordert. Von ähnlichen Fällen berichtet auch Margret Böckerhoff, die ebenfalls im Haus Lörick wohnt. „Ich selbst komme noch gut klar“, berichtet die agile Ex-Ministerialrätin (82). „Aber ich weiß, wie sinnvoll ein solches Hilfsangebot ist. Also sorge ich dafür, dass die Bewohner davon erfahren.“

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