Förderverein in Sorge um Haus Meer

Vorsitzende fordern, dass die Stadt das Denkmal zurückkauft. Die ehemalige Klosteranlage drohe immer mehr zu verfallen. Die Politik ist uneins.

Der Förderverein der ehemaligen Klosteranlage Haus Meer in Meerbusch ist in tiefer Sorge um den Zustand des Denkmals. In einem neuen Brandbrief an die Stadtverwaltung, den Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU), das NRW-Bauministerium und den Landschaftsverband Rheinland (LVR) äußern der Fördervereinsvorsitzende Gereon Hecker und der Beiratsvorsitzende Franz-Josef Radmacher die Befürchtung, das bei weiterer Untätigkeit die denkmalgeschützte Bausubstanz und die Parkanlagen komplett verfallen. Der Stadtverwaltung werfen sie eine „abwartende und auf den Eigentümer verweisende Haltung“ vor.

Der neue Vorschlag der beiden Verfasser: Die Stadt solle als Teileigentum den Park erwerben. Hecker hofft darauf, dass dann ein privater Investor die eigentlichen Bauten saniert und nutzt, etwa zum Zwecke eines privaten Museums. „Das wäre der Traumfall: Ein potenter Sammler, der den Ort zu einer kulturellen Blüte führt und zu einem weiteren Leuchtturm in der Region, wie es die Raketenstation beispielhaft darstellt, macht.“ Hecker hat bereits vermögende Kunstsammler kontaktiert — bisher gab es aber keine Zusage.

Die Geschichte von Haus Meer ist 850 Jahre alt, erst war es Kloster, später diente es als Schloss für die Krefelder Familie von der Leyen. Die komplette Anlage gehört mittlerweile dem Kölner Unternehmer Roland Agne, der Haus Meer vor rund 20 Jahren erwarb. Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten hatte er in Betracht gezogen, zuletzt wollte ab 2011 eine taiwanesische Investorengruppe dort ein Hotel bauen. Grabungen der Denkmalpfleger, die dem Eigentümer verpflichtend auferlegt worden waren, bewiesen aber, dass durch die Hotelpläne Bodenschätze überbaut würden. Historische Siedlungsreste, unter anderem aus der Metallzeit, wurden gefunden.

Für den Fördervereinsvorsitzenden Gereon Hecker ist damit der Punkt erreicht, an dem über eine völlig neue Lösung diskutiert werden muss. Eine rein private Bauvariante sei offenbar nicht finanzierbar, sagt Hecker. Das Gelände müsse von Agne zurückgekauft werden. „Es muss geklärt werden, wie eine teilweise wirtschaftliche und zum anderen Teil öffentliche, bestenfalls kulturelle Nutzung langfristig tragbar wird“, schreiben die Verfasser, die sich erstmals an den großen Kreis von Betroffenen wenden. Gemeinsam sollten nach Ansicht von Gereon Hecker und Franz-Josef Radmacher alle Verantwortlichen in Stadt, Kreis und Land ein Konzept entwickeln, wie das Kulturdenkmal erhalten bleibt.

Die Meerbuscher Politik zeigt sich noch skeptisch: Bisher gibt es keine Ratsmehrheit für einen Ankauf des Klosterareals. Was würde der Rückkauf kosten? Gereon Hecker sagt, die Stadt würde ihm gegenüber stets die Ankaufsumme von vier bis fünf Millionen Euro und 200 000 Euro für die Parkpflege pro Jahr nennen. „Diese Zahlen sind zu hoch gegriffen“, sagt der Architekt, der in Düsseldorf tätig ist. Er glaubt, dass sich eine günstigere Lösung finden lassen könnte. Und die Stadtverwaltung müsse nicht die Sorge haben, dass sofort die komplette Denkmalanlage saniert werden muss. „Man kann auch nur einen Teil machen.“

Der Förderverein kümmert sich mit den durch Stadt und Sparkasse sowie Private bereitgestellten Spenden von 30 000 Euro pro Jahr um die Pflege des Parks von Haus Meer. „Vor 15 Jahren war das ein zwei Meter hohes Dornengestrüpp, mittlerweile ist es ein echter Park.“ Zugang hat der Förderverein, weil Eigentümer Roland Agne die Schlüssel zur Verfügung stellt. Gereon Hecker hofft, dass die Anlage irgendwann allen Meerbuschern gehört.

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