Aktion von Bürgern Wie die Hindenburgstraße kurz zur Heinrich-Heine-Allee wurde

Meerbusch · Zum 90. Jahrestag der Machtübergabe an Adolf Hitler durch Paul von Hindenburg wurde sein Name an der nach ihm benannten Straße von Unbekannten durch „Heinrich-Heine-Allee“ ersetzt.

 Statt nach Reichspräsident Paul von Hindenburg war die Straße zwischenzeitlich nach dem jüdischen Dichter Heinrich Heine benannt.

Statt nach Reichspräsident Paul von Hindenburg war die Straße zwischenzeitlich nach dem jüdischen Dichter Heinrich Heine benannt.

Foto: RP/Dominik Schneider

(dsch) Zwei Meerbuscher haben in der Nacht zu Montag, 30. Januar, das Straßenschild an der Kreuzung Moerser- und Hindenburgstraße überklebt. Anstatt an den General und Reichspräsidenten Hindenburg erinnerte die Straße vorübergehend an den jüdischen Dichter Heinrich Heine. Anlass für die Aktion war der 90. Jahrestag der Machtübergabe Hindenburgs an Adolf Hitler, welche am 30. Januar 1933 stattfand.

„Ich kann nicht verstehen, dass jemand, der so etwas getan hat, der eine solche Rolle im Aufstieg des Nationalsozialismus gespielt hat, heute noch mit einem Straßenschild gewürdigt wird“, sagt der Meerbuscher, der mit einem Freund das neue Straßenschild über das alte geklebt hat.

In Meerbusch war die Diskussion über die Hindenburgstraße – zumindest vonseiten der Stadt und Politik – bereits vor Jahren geführt und entschieden worden. Wie in vielen anderen Städten gab es Kritik an Paul von Hindenburg als Namensgeber für Straßen, da seine Entscheidungen rund um den Ersten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und Hitlers Aufstieg zur Macht dem NS-Regime die Kontrolle über Deutschland ermöglicht hatten. In einigen Städten wurden nach ihm benannte Straßen umbenannt, andere, so auch Meerbusch, haben sich für eine Beibehaltung des Namens entschieden.

An der Kreuzung Moerser Straße und Hindenburgstraße steht seit 2014 eine große Hinweistafel, die Hindenburgs Rolle in der deutschen Geschichte kritisch beleuchtet. Dort steht unter anderem: „Adolf Hitlers Politik einer Entrechtung politisch Andersdenkender und Juden trug Hindenburg bis zu seinem Tod mit“. In dieser Diskussion hatten auch die Anwohner der Straße mit großer Mehrheit für eine Beibehaltung des Namens gestimmt.

In einer ähnlichen Diskussion um den Osterather Emil-Nolde-Weg hatte Meerbuschs Stadtarchivar Michael Regenbrecht gesagt: „Dunklen Kapiteln der Vergangenheit stellt man sich nicht, indem man ihre Spuren tilgt, sondern indem man sie aufarbeitet“.

Dennoch bleibt die Überklebung des Straßennamens für die Verantwortlichen eine Aktion gegen die Würdigung eines Mannes, die mit heutigen Vorstellungen von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten nicht vereinbar ist.

Nach bekanntwerden der eigenmächtigen Umbenennung hat die Polizei das neue Straßenschild, welches über das alte montiert war, entfernt, Schäden sind dabei nicht entstanden. Vermutlich handelte es sich bei dem Schild „Heinrich-Heine-Allee“ um ein Souvenir.

Die Polizei prüft nun, ob es sich bei der Aktion um eine strafbare Tat handelt – da Straßenschilder nur von den jeweiligen Behörden aufgehangen oder verändert werden dürfen, könnte es sich um Amtsanmaßung handeln.

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